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Kultur 08: Der Algebraist

Kultur 08: Der Algebraist

Titel: Kultur 08: Der Algebraist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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irgendeiner Stellung zu erstarren –
einige in Fötushaltung zusammengekauert, andere alle viere von
sich streckend – und langsam wie auf einem unsichtbaren
Förderband den fernen Wolken zuzuschweben.
    »Warum tust du das?«, fragte der Dweller Feurich den
Archimandriten. Es klang lediglich ratlos.
    »Um die Konzentration zu fördern«, sagte Lusiferus
kalt. Er hörte, wie sich irgendwo im Raum jemand übergab.
Kaum jemand wollte ihm in die Augen sehen. Auf den Laufstegen
über ihm drängten sich die Soldaten seiner Garde, sie
hatten bereits die Waffen im Anschlag.
    »An meiner Konzentration war eigentlich nichts
auszusetzen«, sagte Feurich mit einem Seufzer. »Wir
können dir trotzdem nicht helfen.«
    »Geben Sie mir Seher Taak.« Lusiferus spürte, wie
ihm der Schweiß auf die Stirn trat. Was war das? Er
unterdrückte die Reaktion auf der Stelle.
    »Wir haben diesen Taak nicht«, sagte Administrator
Peripule ruhig.
    »Sagen Sie mir, wo er ist«, verlangte Lusiferus.
    »Bedaure«, sagte Chintsion. »Wir können dir
nicht helfen.«
    »Verdammt, ich will es wissen!«, brüllte
Lusiferus.
    »Wie sollen wir…?«, begann Feurich. Chintsion
unterbrach ihn.
    »Wir könnten die Leute fragen, die behaupten, Seher Taak
zuletzt gesehen zu haben. Vielleicht würden sie uns verraten, wo
er sich ihrer Meinung nach aufhält.«
    »Einige Mitglieder der Abordnung sollen nach ihm gesucht
haben«, ergänzte Feurich. »Vielleicht haben sie etwas
gefunden.«
    »Ich dachte, bei der Zerstörung der Schiffe seien alle
Mitglieder der Abordnung getötet worden«, sagte Chintsion.
»Oder irre ich mich?«
    »Hör zu!«, suchte Peripule den Archimandriten zu
beschwichtigen. »Wir sollten alle noch einmal eine Nacht
darüber schlafen.«
    Lusiferus zeigte wütend auf die Reihe von Körpern, die
langsam auf den Planeten zuschwebten. »Habt ihr Flachwichser immer noch nicht begriffen? Das hört erst auf, wenn
ich bekommen habe, was ich will!«
    Die drei Dweller drehten sich gleichzeitig um und sahen ihn an.
»Hmm«, sagte Peripule nachdenklich. »Hoffentlich hast
du auch genügend Leute.«
    Lusiferus ballte die Fäuste. Er platzte fast vor Wut, als
wäre er einer von den armen Teufeln, die auf dem
Todesfließband vor dem gewölbten Diamantfenster
vorbeiglitten. Doch er beherrschte sich eisern und sagte ruhig:
»Wir haben auch dreihundert Dweller-Jünglinge an Bord.
Vielleicht sollten wir lieber sie abwerfen? Oder als Zielscheiben
verwenden? Was halten Sie davon?«
    »Ich denke, damit würdest du nur die Leute
verärgern«, lachte Chintsion.
    »Du hast doch wohl nicht ernsthaft vor, uns unter Druck zu
setzen?«, fragte Feurich.
    »Du solltest vielleicht wissen, Mr. Lusiferus«, sagte
Chintsion, und es klang fast wie gutmütiger Spott, »dass
einige der Clubs, für die ich spreche, sehr militärisch
ausgerichtet sind. Natürlich finde ich ihre Begeisterung
großartig und bin sehr stolz darauf, sie zu vertreten, aber
manchmal kommen – ich weiß nicht, vielleicht aus
Langeweile – sehr merkwürdige Wesenszüge zum
Durchbruch. Dann könnte man fast denken, die Mitglieder
hätten sich das Motto ›erst schießen, dann
fragen‹ zu eigen gemacht. Hm. Wenn du verstehst, was ich
meine.«
    Lusiferus starrte den Schweber an wie einen Schwachsinnigen. Das
dumpfe Wumm, Wumm, Wumm hielt an. Die Linie aus winzigen
dunklen Punkten kroch weiter über das dunkel brodelnde Antlitz
des Gasriesen. Er wandte sich an Tuhluer. »Voller
Waffeneinsatz!«, befahl er. »Sicht verdunkeln.«
    Nasquerons gewaltiges Antlitz verschwand, die Diamantblase wurde
schwarz wie Obsidian. Der große Raum wurde noch düsterer
und schien zu schrumpfen. Die dumpfen Schläge wurden lauter.
    »Hiermit nehme ich Sie drei als Geiseln«, erklärte
Lusiferus den Dwellern. »Desgleichen die Jungen Ihrer Spezies,
die sich auf diesem Schiff befinden. Jeder Versuch, sie oder sich
selbst zu retten, jeder Angriff auf dieses oder irgendein anderes
meiner Schiffe oder auf meine Besitzungen hat unverzüglich den
Tod aller Geiseln zur Folge. Bekomme ich in den nächsten sechs
Stunden Standardzeit keine nachweislich nützlichen Informationen
über Seher Fassin oder das, wonach er suchte, dann wird
ebenfalls mit den Hinrichtungen begonnen, und Sie drei kommen als
Erste an die Reihe. Verstanden?«
    »Ich muss schon sagen, Mr. Lusiferus«, protestierte
Feurich, »das ist wahrhaftig keine Art, eine Konferenz zu
führen.«
    »Ich schließe mich dieser Meinung voll und ganz
an«, verkündete

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