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Kupfervenus

Kupfervenus

Titel: Kupfervenus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Lumpen halten und zur späteren Untersuchung vormerken. Zog ich dagegen schützend die Beine an, würde die Bewegung es garantiert aufscheuchen.
    Egal, was ich tat, über die Füße laufen würde das Vieh mir so oder so.
    Ich saß in den Lautumiae, zwischen lauter kleinen Gaunern, die sich keinen Anwalt leisten konnten, und harmlosen Taschendieben vom Forum, die ein Weilchen Ruhe haben wollten vor ihren Frauen. Es hätte mich schlimmer treffen können, wenn ich nämlich im Mamertin gelandet wäre, der Durchgangsschleuse für politische Gefangene, wo die Kerker zwölf Fuß tief unter der Erde liegen und einem armen Schlucker ohne Beziehungen nur der direkte Ausgang in den Hades bleibt. Hier bei uns war wenigstens immer was los: Alte Knastbrüder sorgten mit scharfen Subura-Flüchen für Stimmung, Sturzbetrunkene führten Veitstänze auf. Im Mamertin dagegen herrscht ununterbrochene Monotonie, bis der Henker kommt und Maß nimmt.
    Bestimmt gibt es im Mamertin auch keine Ratten. Kein Kerkermeister verwöhnt einen zum Tode Verurteilten noch mit Speis und Trank, also können dort kaum Reste für das Nagervolk abfallen. Ratten kriegen so was schnell spitz. Außerdem muß der Mamertin streng auf Sauberkeit achten, denn man weiß nie, wann ein aufstrebender Senator hereinschaut, um seinen Freunden, die so töricht waren, den Kaiser zu beleidigen, das Neueste vom Forum zu berichten. Darum also boten sich einem Häftling nur hier in den Lautumiae, diesem Sammelbecken für den Abschaum der Gesellschaft, so spannende Abenteuer wie das, abzuwarten, wann sein schnurrbärtiger Zellengenosse ihm die Zähne ins Schienbein schlagen würde …
    Die Lautumiae sind ein Riesenbau, groß genug für ganze Schwadronen von Häftlingen. Die Stammgäste hier sind durch die Bank Ausländer, arme Teufel aus aufsässigen Provinzen. Aber auch ein Römer, der dem falschen Beamten auf die Füße trat, konnte jederzeit hier landen – so wie ich jetzt – und bitteren Gedanken über das Establishment nachhängen, während er seinen Zehennägeln beim Wachsen zusah. Bestes Beispiel dafür war die Klage gegen mich – oder vielmehr, was der Mistkerl, der mich hinter Gitter brachte, dafür ausgab: Ich hatte den folgenschweren Fehler begangen, den Oberspion des Kaisers zu blamieren. Dieser Anacrites, ein rachsüchtiger Drahtzieher, war im Frühsommer mit einer Mission in der Campania betraut worden; als er die Sache verbockte, gab Kaiser Vespasian mir den Auftrag, sie wieder ins reine zu bringen, was ich denn auch mit Bravour erledigte. Anacrites reagierte wie jede zweitklassige Amtsperson, wenn der Nachwuchs sich profiliert: In der Öffentlichkeit gratulierte er mir, aber bei nächster Gelegenheit würgte er mir eine rein.
    Ein harmloser Buchungsfehler hatte mich zu Fall gebracht: Anacrites behauptete, ich hätte Bleibarren aus kaiserlichem Besitz gestohlen – dabei hatte ich mir das Zeug bloß für eine Tarnaktion in Staatsdiensten ausgeborgt. Das Geld, das ich im Tausch gegen das Blei einnahm, hätte ich ohne weiteres zurückerstattet, falls ich jemals dazu aufgefordert worden wäre. Aber Anacrites gab mir keine Chance; ich landete in den Lautumiae, und bislang hatte sich noch keiner die Mühe gemacht, einen Anwalt zu engagieren, der meine Rechte hätte vertreten können. Dabei nahte mit Riesenschritten der September, in dem die meisten Richter Urlaub zu nehmen und zuvor alle neuen Fälle bis auf Neujahr zu vertagen pflegen …
    Im Grunde war ich selbst schuld. Früher wäre ich gescheiter gewesen und hätte mich gar nicht erst aufs schlüpfrige Parkett der Politik locken lassen. Eigentlich bin ich nämlich Privatermittler. Fünf Jahre lang hatte ich mich auf nichts Gefährlicheres eingelassen als Ehebruch und Unterschlagungen. Eine schöne Zeit war das: viel frische Luft und Bewegung, und obendrein half ich noch manch kleinem Geschäftsmann aus der Klemme. Ab und zu hatte ich auch weibliche Klienten (manche davon nicht unansehnlich). Überdies bezahlen Privatkunden ihre Rechnungen (im Gegensatz zum Palast, mit dem man um jeden läppischen Spesenposten feilschen muß). Sollte ich je wieder freikommen, dann würde ich mich von niemandem mehr einspannen lassen, sondern nur noch selbständig arbeiten.
    Meine Frohnatur hatte unter diesen drei Tagen Haft sehr gelitten. Ich langweilte mich und ließ die Flügel hängen. Außerdem laborierte ich an den Folgen einer Verletzung: Ich hatte einen Schwerthieb in die Seite bekommen, eine jener leichten

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