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Kupfervenus

Kupfervenus

Titel: Kupfervenus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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vergrub ihr Gesicht an meinem Hals. »Jetzt wirst du wohl anderen Frauen nachlaufen!«
    »Natürlich!« Den scherzhaften Ton kriegte ich ganz gut hin, aber ihre großen, schmerzgetrübten Augen schafften mich. Ich küßte ihre Lider, und dann, wie um mich selbst zu quälen, preßte ich sie an mich und hob sie in meinen Armen hoch. »Laß uns zusammenziehen!« Es war mir einfach so rausgerutscht. »Allein die Götter wissen, wie lange es noch dauert, bis ich genug verdiene, um dir ein ehrbares Leben bieten zu können. Aber ich will dich immer bei mir haben. Und wenn ich eine größere Wohnung nehme …«
    »Marcus, ich fürchte nur …«
    »Vertrau mir.«
    Helena lächelte und zupfte mich am Ohrläppchen, die sicherste Methode, unser Problem zum Dauerzustand zu machen. Aber sie versprach wenigstens, sich meinen Vorschlag zu überlegen.
    Auf dem Heimweg zum Aventin wurde mein Schritt zusehends leichter. Auch wenn meine Herzensdame noch nicht bei mir einziehen wollte, eine schönere Wohnung mieten konnte ich mit meinem Renngewinn jedenfalls schon mal … Angesichts dessen, was mich daheim erwartete, war schon der Gedanke ans Umziehen eine Wohltat.
    Und dann fiel es mir wieder ein. Bevor sie mich einsperrten, hatte meine dreijährige Nichte die uneingelösten Wettmarken verschluckt.
IV
    Die Wäscherei Adler an der Brunnenpromenade.
    Von sämtlichen trostlosen Mietskasernen in all den garstigen Hinterhöfen Roms ist gewiß keine so heruntergekommen wie die Brunnenpromenade. Sie liegt nur fünf Minuten von der Ausfallstraße nach Ostia, einer der belebtesten Verkehrsadern des Reiches, und doch scheint dieser Eiterherd in der Achselhöhle des Aventin in eine andere Welt zu gehören. Hoch oben auf dem Zwillingsgipfel thronen die Tempel von Venus und Diana, aber wir sind zu dicht dran, um aus dem tiefen, finsteren Labyrinth bis hinauf zu diesen stolzen Bauten sehen zu können. Es ist eine preiswerte Wohngegend – jedenfalls für römische Verhältnisse. Mancher von uns hätte dem Hausherrn gern einen Aufpreis dafür gezahlt, daß er ein paar tüchtige Gerichtsvollzieher anheuern und unsere Zwangsräumung in eine bessere Gegend mit frischer Luft veranlassen würde.
    Meine Wohnung lag im obersten Stock eines verwinkelten, baufälligen Hauses. Das ganze Erdgeschoß war von einer Wäscherei belegt; die abholfertigen Tuniken waren das einzig Saubere in der Nachbarschaft. Aber kaum hatte man sie angezogen, genügte oft schon ein kurzer Gang über die verdreckte, einspurige Gasse, die uns zugleich als Verkehrsweg und provisorischer Abwasserkanal diente, und ihre fleckenlose Reinheit war wieder dahin. Dafür sorgten die Rußflocken aus dem Lampenschwarzkessel, in dem der einäugige Schreibwarenlieferant seine übelriechende Tinte kochte, ebenso wie der Rauch der wabenartigen Backöfen, in denen Cassius, unser Stammbäcker, einen Laib Brot so gründlich verkohlen konnte wie kein zweiter seiner Zunft.
    Das hier war ein gefährliches Pflaster: Nur ein Moment der Unachtsamkeit, und schon versank ich knöcheltief in zähem braunen Mist. Während ich mir fluchend den Schuh am Bordstein säuberte, streckte Lenia, die Besitzerin der Wäscherei, den Kopf hinter einer Leine voll Tuniken hervor. Mich sehen und spottbereit hervorstürzen war eins. Sie war eine schlecht frisierte Schlampe und kam so ungraziös angewatschelt wie ein Schwan beim Landgang: mit wirr zerzausten, schmutzigrot gefärbten Haaren, wäßrigen Augen und einer Stimme, die heiser war von zu vielen Krügen schlecht vergorenen Weins.
    »Falco! Wo hast du denn die ganze Woche gesteckt?«
    »Ich war auswärts.«
    Merkte sie, daß ich auf die Lautumiae anspielte? Nicht, daß Lenia das etwas ausgemacht hätte. Sie war zu träge, um Neugier zu entwickeln, außer auf streng geschäftlichem Sektor. Zum Beispiel interessierte es sie brennend, ob mein mieser Vermieter Smaractus sein Geld bekam – und selbst darauf war sie erst wirklich neugierig geworden, nachdem sie sich Smaractus als Ehemann ausgeguckt hatte. Eine Entscheidung, die auf rein finanziellen Motiven beruhte (Smaractus, der jahrzehntelang die Armen auf dem Aventin geschröpft hatte, war nämlich dabei reich wie Crassus geworden). Und nun plante Lenia ihre Hochzeit kühl und besonnen wie ein Chirurg (also in der Gewißheit, daß der Patient sie reichlich für ihre Dienste entlohnen würde, wenn sie ihn erst einmal aufgeschlitzt hätte … ).
    »Wie ich höre, bin ich ausnahmsweise schuldenfrei.« Ich grinste sie

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