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Kurtisanen leben gefährlich

Kurtisanen leben gefährlich

Titel: Kurtisanen leben gefährlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Natascha Weber
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ungewöhnliche Waffe, die in Terrano kaum verbreitet war, und die, wie ich nun erkennen konnte, mit einer Vielzahl von außergewöhnlichen, verschlungenen Mustern versehen war. Es war nicht die Klinge eines armen Mannes und ich wagte kaum, mir vorzustellen, was er damit im Kampf bewirken mochte.
    Er hatte es nicht eilig, mir zu antworten, und trug seine Überlegenheit offen zur Schau.
    »Eure Kombinationsgabe spricht für Euch, Signorina Lukrezia. In der Tat bin ich Euch gefolgt, seitdem ihr Euren Unterschlupf verlassen habt.«
    Er verschränkte die Arme über der Brust und sah mich herausfordernd an. Die Narbe auf seiner rechten Gesichtshälfte glänzte glatt im Licht des Mondes und ich fragte mich unwillkürlich, welcher Gelegenheit er sie wohl zu verdanken haben mochte. Schon bei unserer ersten Begegnung hatte er in mir den Impuls ausgelöst, davonzulaufen. Dass er offensichtlich wusste, wo Andrea Luca mich untergebracht hatte, war beängstigend.
    »Nun gut, dürfte ich auch erfahren, aus welchem Grund Ihr fremden Frauen in der Nacht durch die Straßen Porto di Fortunas folgt? Dies erscheint mir keineswegs eines Edelmannes würdig.«
    Meine Frage schien ihn zu amüsieren. Sie hinterließ ein Glitzern in seinen smaragdfarbenen Augen, die für einen Terrano ebenso ungewöhnlich waren, wie die meinen. Ich biss mir auf die Unterlippe, um einen zornigen Kommentar über sein Verhalten zu schlucken und funkelte ihn wütend an.
    »Ich habe niemals vorgegeben, ein Edelmann zu sein, Signorina. Aber eine Kurtisane, die als einfaches Mädchen am Hafen umherläuft und den zukünftigen König von Marabesh vor den Augen seiner Verlobten küsst, hat meine Neugier geweckt. Und vielleicht sind unsere Interessen nicht so unterschiedlich, wie ihr glaubt.«
    Dies überraschte mich nun wirklich. Ich hatte mit jeder Antwort gerechnet, aber nicht mit dieser. Gemeinsame Interessen mit einem Fremden? Welche Interessen sollten dies wohl sein? Ich ließ mich auf sein Spiel ein und drängte meinen Zorn zurück, was mir anhand der Angst in meinem Herzen nicht schwerfiel.
    »Und wie sehen unsere gemeinsamen Interessen aus, Signore? Ich kann bisher nichts entdecken, was wir gemeinsam haben könnten.«
    Der Narbenmann blickte mich durchdringend an und lächelte dabei rätselhaft.
    »Tatsächlich nicht? Man sagt den Kurtisanen einen wachen Verstand nach und ich bin mir sicher, dass Ihr selbst wisst, wo unsere Gemeinsamkeiten liegen, wenn ihr kurz darüber nachdenkt. Die Verbindung zwischen uns ist nicht schwer zu erraten.«
    Ich überlegte, was er wohl meinen mochte und unsere erste Begegnung kam mir in den Sinn – am Hafen Porto di Fortunas, nachdem das Schiff mit Prinzessin Delilah eingelaufen war. Dann auf dem Ball des Fürsten, als Delilah das erste Mal in das Licht der Öffentlichkeit getreten war. Beide Male waren wir gemeinsam anwesend, also war es durchaus möglich, dass er das Erscheinen der Prinzessin meinte. Ich konnte mir zumindest keinen anderen Reim auf seine Worte machen.
    »Ihr redet von Prinzessin Delilah? Nun, Ihr habt mir einiges voraus, denn Ihr kennt scheinbar meine Motive, ich kenne jedoch noch nicht einmal Euren Namen, Signore.«
    Der Narbenmann, denn so musste ich ihn in Ermangelung seines Namens nennen, lachte auf und nickte dann zustimmend. Anscheinend hatte ich mit meiner Vermutung ins Schwarze getroffen. Seine offene Belustigung störte mich, sah ich doch keinen Anlass dazu.
    »Gestattet mir, dass ich mich vorstelle, und verzeiht mir meine ungehörige Unhöflichkeit gegenüber einer solch edlen Signorina wie Euch. Mein Name ist Domenico Verducci und ich befürchte, wir sind uns noch nie zuvor begegnet. Und ja, ich rede von Prinzessin Delilah von Marabesh, einer Frau, die ebenso schön wie gefährlich ist.«
    Nach seiner schwungvollen Vorstellung, die von einer tiefen Verbeugung begleitet wurde, kehrten Ernst und Härte in das Gesicht des Mannes zurück, dem ich nun endlich einen Namen geben konnte.
    Also kannte er Delilah und womöglich auch das Land, aus dem sie angereist war. Diese Tatsache erklärte auch den Krummsäbel an seiner Seite, eine Waffe, die sich in Marabesh großer Beliebtheit erfreute. Aber welcher Art war die Verbindung zwischen der Prinzessin und dem Mann mit der Narbe?
    »Ich würde nicht sagen, dass die Prinzessin von Bedeutung für mich ist, Signore Verducci. Sie ist eher ein Hindernis, das es zu überwinden gilt. Überdies weiß ich noch immer nicht, was Ihr wirklich von mir wünscht.«
    Das

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