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Kurtisanen leben gefährlich

Kurtisanen leben gefährlich

Titel: Kurtisanen leben gefährlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Natascha Weber
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Hure!«, verließ seinen Mund. Ich wollte mich schnellstens von ihm entfernen und fand mich dabei urplötzlich zur Seite geschleudert wieder.
    Ein anderer Mann war auf der Bildfläche erschienen und trat mit seinem gezogenen Krummsäbel auf den am Boden Liegenden zu. Er war dunkel gekleidet und musste perfekt mit den Schatten verschmolzen sein, bevor er in das Licht des Mondes und der Straßenlaternen getreten war.
    Ich presste mich gegen die Mauer, obgleich jede Faser meines Körpers danach schrie, davonzulaufen, solange ich es noch vermochte. Doch wie so oft war meine Neugier stärker als mein Verstand und ich blieb, schwor mir zu gehen, sobald ich den Mann gesehen hatte, der seine Klinge an den Hals meines verhinderten Gemahls setzte.
    Als er sprach, lief mir ein Schauer über den Rücken. Ich kannte diese Stimme. Arrogant und aristokratisch, dabei aber trotzdem angenehm, wenn auch in diesem Augenblick keine Rede davon sein konnte. Sie gehörte dem Mann mit der Narbe, dem ich am Hafen Porto di Fortunas begegnet war.
    Erschrocken blickte ich auf das Geschehen vor mir, hörte die Worte des Mannes mit der Narbe zu dem Fremden wie durch einen unwirklichen Schleier.
    »Es spricht nicht für gute Manieren, fremde Frauen auf der Straße zu belästigen, du Straßenabschaum. Ich denke, ich sollte dir beibringen, wie man sich in der Gesellschaft einer Dame verhält, bevor du diesen unverzeihlichen Fehler noch ein weiteres Mal begehst.«
    Seine Klinge spielte neckend um den Hals seines Opfers, verursachte dabei eine dünne, blutige Linie. Der Mann am Boden begann zu zittern. Meine eigene Angst spiegelte sich nun in seinen Augen wider. Er sah auf. Sein Mund öffnete sich zu einer Antwort, spuckte den Hass aus, den er empfand.
    »Ich pfeife auf Eure feine Gesellschaft! Wenn Ihr die Hure wollt, so nehmt sie Euch und lasst mich in Frieden meiner Wege ziehen.«
    Ein belustigtes Schnauben drang unter dem breiten Hut hervor, der den Kopf des Narbenmannes bedeckte. Er schien Gefallen an der Situation zu finden. Die Klinge stieß leicht nach der Brust des Gefallenen, ritzte sein Hemd auf, traf seine Haut darunter und hinterließ weitere blutige Striemen. Ich stöhnte vor Entsetzen leise auf, während ich die offensichtliche Quälerei beobachtete. Welche Schatten mochten die Seele dieses Mannes verdunkeln? Ich wollte meinen Blick abwenden, doch als er sprach, wurden meine Augen unweigerlich auf ihn zurückgezogen.
    »Nein, ich werde dich erst dann deiner Wege ziehen lassen, wenn du deine gerechte Strafe erhalten hast. Was denkst du, wäre angemessen? Ah, ich weiß ...«
    Die Klinge ritzte am Bauch des anderen hinab und glitt zwischen seine Beine. Ein erschrockenes Grunzen entfuhr meinem Angreifer. Er machte Anstalten, seine Männlichkeit zu retten und dem drohenden Schnitt zu entkommen.
    »Ich denke, der Gerechtigkeit wäre Genüge getan, wenn ich dafür sorge, dass du niemals mehr einer Frau deinen Willen aufzwingen kannst. Oder sollen wir die Signorina fragen, ob sie etwas Besseres weiß?«
    Er lachte, genoss die Wehrlosigkeit seines Opfers, das außer sich vor Angst war und zu wimmern begann. Ich konnte es nicht mehr länger mit ansehen und schrie auf, was die Aufmerksamkeit der beiden Männer auf mich lenkte. Der Narbenmann zuckte zusammen. Es wirkte, als würde er aus einer Trance erwachen und sein Blick wurde klar. Erst jetzt schien er seine Umgebung wahrzunehmen und seine Klinge hob sich, ließ von seinem Ziel ab.
    »Lauf, so schnell du kannst, und komme mir niemals wieder unter die Augen. Bei unserer nächsten Begegnung töte ich dich.«
    Er versetzte dem Aufstehenden noch einen flinken Schlag auf die Kehrseite. Dieser machte sich, so schnell er konnte, aus dem Staub, froh, noch einmal mit dem Leben davongekommen zu sein. Ich sah ihm für einen Augenblick hinterher und drehte mich dann zu dem Narbenmann um, der mich eingehend musterte. Nachdem ich gesehen hatte, zu welcher Grausamkeit er fähig war, war ich sehr darauf bedacht, ihm nicht zu nahe zu kommen und behielt ihn im Auge. Wenn er sich mir erst genähert hatte, würden meine Chancen sinken, ihm noch zu entkommen. Ich nahm den letzten Rest meines Mutes zusammen und stellte ihm die Frage, die mich am meisten bewegte.
    »Ihr seid also mein Verfolger gewesen, nicht wahr? Warum? Ich habe gesehen, wie Ihr mich auf dem Ball des Fürsten beobachtet habt.«
    Mit einer geübten Bewegung steckte er seinen Krummsäbel in die Scheide zurück. Ich wunderte mich über die

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