Kyberiade. Fabeln zum kybernetischen Zeitalter.
Schmiede-, Schweiß- und Verkabelungsmaschinen gebaut. Als nächstes setzte er sich hin und stach mit einem Nagel solange winzige Löcher in einen endlosen Papierstreifen, bis er das exakte Programm des Ratgebers fertiggestellt hatte; dann ging er spazieren, während sich die Maschinen im Turm die ganze Nacht abrackerten, und am Morgen des folgenden Tages war die Arbeit getan. Am Vormittag betrat Trurl den Prunksaal des Schlosses mit einer riesigen Puppe, die zwei Beine, aber nur einen winzigen Arm hatte, und erklärte dem König, dies sei der Perfekte Ratgeber.
»Mal sehen, ob er etwas taugt …«, sagte Mandrillion und befahl, den Marmorfußboden augenblicklich mit Zimt und Safran zu bestreuen, so stark war der Geruch von heißem Eisen, den der Ratgeber verströmte, denn er kam ja frisch aus dem Ofen und glühte noch an einigen Stellen. »Du kannst gehen«, sagte der König zu Trurl, »komm am Abend wieder, dann wollen wir sehen, wer wem wieviel schuldet.«
Trurl ging hinaus und dachte, daß die letzten Worte Mandrillions nicht gerade von übermäßiger Freigebigkeit zeugten, ja vielleicht lagen hinter ihnen sogar irgendwelche bösen Absichten verborgen. Deshalb war er doppelt froh, daß er die Universalität des Ratgebers mit einer winzigen, jedoch wesentlichen Einschränkung versehen hatte: Das Programm des künstlichen Weisen enthielt die strikte Instruktion, daß er bei allem, was er tun werde, niemals die Vernichtung seines Schöpfers zulassen dürfe.
Alleingeblieben mit dem Ratgeber sprach der König:
»Wer bist du und was kannst du?«
»Ich bin der Perfekte Ratgeber des Königs«, erwiderte dieser mit einer Stimme, so dumpf, als käme sie aus einem hohlen Faß, »und ich kann die besten aller möglichen Ratschläge geben.«
»Gut«, sagte der König. »Und wem schuldest du Gehorsam und Treue, mir oder deinem Konstrukteur?«
»Treue und Gehorsam schulde ich nur Eurer Königlichen Majestät«, dröhnte es aus dem Ratgeber.
»Gut«, brummte der König, »für den Anfang, das heißt … nun ja … ich möchte natürlich nicht, daß mein erster Wunsch an dich den Eindruck erweckt, daß ich geizig oder knauserig wäre … bis zu einem gewissen Grade jedoch geht es mir einfach ums Prinzip, verstehst du?«
»Eure Königliche Hoheit haben noch nicht geruht zu sagen, was eigentlich dero Wille ist«, erwiderte der Ratgeber und stützte sich auf ein drittes Bein, das er mit einer geschickten Bewegung aus seinem Rumpf herausklappte, denn er hatte Schwierigkeiten mit dem Gleichgewicht.
»Ein Perfekter Ratgeber sollte in der Lage sein, die Gedanken seines Herrn und Meisters zu lesen!« knurrte Mandrillion wütend.
»Natürlich, aber doch nur auf ausdrücklichen Befehl, sonst würde er ja eine Indiskretion begehen«, gab der Ratgeber zurück, öffnete eine kleine Klappe in seinem Bauch und drehte an einem kleinen Knopf mit der Aufschrift »Telepathograph«. Dann lächelte er verständnisvoll und sagte:
»Eure Königliche Hoheit möchten Trurl keinen roten Heller geben, nicht wahr?«
»Wenn du irgendjemandem auch nur ein Wort davon erzählst, dann lasse ich dich in die große Mühle werfen, deren Steine dreißigtausend meiner Untertanen auf einmal zermahlen können«, drohte der König.
»Keiner Seele werde ich etwas erzählen!« versicherte der Ratgeber. »Eure Majestät haben nicht den Wunsch, für mich zu bezahlen, nichts leichter als das. Wenn Trurl wiederkommt, so sagt Ihr ihm einfach, von Euch werde er kein Gramm Gold sehen, und er solle gefälligst seiner Wege gehen.«
»Du bist ein Idiot, aber kein Ratgeber!« sagte der König wutschnaubend. »Ich will nicht bezahlen, aber es muß so aussehen, als sei das einzig und allein Trurls Schuld. Als stünde ihm absolut nichts zu, verstehst du?«
Der Ratgeber schaltete den Apparat zum Lesen der königlichen Gedanken ein, schwankte leicht hin und her und sagte: »Eure Majestät möchte den Eindruck erwecken, daß Sie gerecht und in völliger Übereinstimmung mit Ihrem einmal gegebenen Wort handeln, während Trurl als schändlicher Schuft und Scharlatan dastehen soll … Ausgezeichnet. Mit Erlaubnis Eurer Majestät werde ich mich jetzt auf Höchstderoselbst stürzen, Euch bei der Kehle packen und würgen, wenn Hoheit dann bitte die Liebenswürdigkeit hätten, entsprechend laut zu schreien und um Hilfe zu rufen …«
»Bist du verrückt geworden?« sagte Mandrillion. »Weshalb solltest du mich würgen, und weshalb sollte ich um Hilfe rufen?«
»Damit Ihr Trurl
Weitere Kostenlose Bücher