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Lady Punk - Roman

Lady Punk - Roman

Titel: Lady Punk - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beltz & Gelberg
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Schwester tat Terry auch Leid. Als ihr klar war, dass sie selber eigentlich gestorben war, tat ihr das auch Leid. Sie wurde sehr schön traurig.
    Sie standen jetzt vor McDonald’s herum und es gab wirklich nichts mehr zu tun. »Tschau«, sagte Terry.
    Tom Wiesner musste auch im McDonald’s gewesen sein. Er nahm gerade sein Moped, als Terry Anstalten machte, nach Hause zu gehen.
    Ich hasse dich, Tom Wiesner, dachte Terry, aber durch ihren Körper gingen Blitz und Donner und sie hasste sich selber noch mehr als Tom Wiesner.
    Tom Wiesner ließ sein Moped an und fuhr auf Terry zu. Direkt vor ihr blieb er stehen und ließ den Motor einmal aufheulen. Sein Gehabe war sehr dämlich und Terry wollte ihn eiskalt abblitzen lassen. »Hey«, sagte sie aber.
    »Hey«, sagte Tom Wiesner.
    Terry wusste nicht, wo sie hinschauen sollte. Sie sah über Tom Wiesner hinweg, dann kurz auf ihn und dann wieder in die Ferne. Sie hatte ihn nur kurz angeschaut, aber sie hatte das Gefühl, als ob er aussah wie jemand, der ihr über das Haar streicheln wollte.
    »Wie war’s?«, fragte Tom Wiesner.
    »Wie war was?«, fragte Terry und sah ihn an.
    Tom Wiesner streckte seine Hand aus und fuhr ihr schnell über die Haare. »Die Ferien«, sagte er.
    »Ach so«, sagte Terry und konnte keinen Gedanken fassen. Sie musste gegen ein Gefühl kämpfen, gegen den Wunsch, ihr Gesicht in seine Hände zu legen. Es war zu blöd. »Ich hasse dich, Tom Wiesner«, sagte sie und ging um ihn herum. »Und ich kann Leute nicht ausstehen, die so schnell anzumachen sind.«
    Tom Wiesner versuchte, sein Moped umzudrehen. Es war nicht so einfach, weil der Motor ausgegangen war. Er rief hinter Terry her. »Besser so als tot innen drin«, schrie er.
    Er hatte Recht, sicher hatte Tom Wiesner Recht, aber sie würde es nie zugeben. Sie lief zehn Schritte, und dann noch mal zehn, um ganz sicherzugehen. Dann drehte sie sich um. Tom Wiesner befand sich immer noch auf der gleichen Stelle, halb auf seinem Moped sitzend, halb auf dem Bürgersteig stehend und in ihre Richtung schauend.
    Terry bekam einen roten Kopf. Sie ärgerte sich über sich selbst und war froh über die Entfernung zwischen ihr und Tom Wiesner. Aber er hatte verdammt noch mal Recht. Und tot innen drin war sie nicht. Wahrlich nicht! Es war eine gute Erkenntnis.
    Sie ging weiter, sah sich dann im Spiegel eines Bäckergeschäftes. Sie saß stramm in schwarzem Satin und ihre Haare leuchteten halbseitig in grünen Flammen. Eigentlich stand Grün ihr nicht. Aber was sollte sie machen?
    Es war alles nur auszuhalten, wenn keiner zu ihr durchkam und alle an ihrem Äußeren hängen blieben. Vielleicht, dachte sie, vielleicht halte ich mich eines Tages selber aus, mich selber ohne alles. Es würde noch lange dauern, bis sie achtzehn Jahre alt war, mindestens. Aber dann.
    Heute ging das Leben weiter. Sie ging in den Bäckerladen und kaufte sich eine Tüte Hefeteilchen, die sie durch den Nachmittag bringen würden. Hoffentlich klebten sie nachher nicht wieder alle zusammen. Es wäre schade drum.

Dagmar Chidolue

    © Beltz & Gelberg
    Dagmar Chidolue, geboren 1944 in Ostpreußen, ist im westfälischen Gütersloh aufgewachsen. Nach einer Ausbildung im wirtschafts- und steuerberatenden Beruf machte sie Abitur und studierte Jura und Politische Wissenschaften. Heute lebt sie als freischaffende Autorin in Usingen. Bei Beltz & Gelberg erschienen (neben zahlreichen Kinderbüchern) die Jugendromane: Aber ich werde alles anders machen , Ein Jahr und immer , Fieber oder Der Abschied der Gabriele Kupinski (Hans-im-Glück-Preis), London , Liebe und all das , Blöde Kuh, Engelchen sowie Liebkind & Scheusal.

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