Lagrosiea - Der Schattenkreis (German Edition)
Wahrscheinlichkeit nach, das Bewusstsein des weh r losen Opfers in den gewaltigen Nebel zu schicken. Der Nebel nahm immer mehr Gestalt an.
Die Lage war aussichtslos, vollkommen aussichtslos!
Plötzlich stürzte sich ein grauer Schatten auf die Höllenpuppe, riss sie zu Boden und kugelte mit ihr über das Podest. Nun erkannte Lagon, was sich da auf die Höllenpuppe gestürzt hatte.
´ Pukuhl? ` , dachte Lagon verwirrt, offensichtlich hatte dieser sein Versteck verlassen, um sich todesmutig auf die boshafte Puppe zu stürzen. Diese war so verwirrt, dass sie sich kaum wehrte, während Pukuhl mit seinen kleinen Fäusten auf sie einhämmerte.
Nun hatte Lagon freie Bahn um Liendra zu befreien , doch das Gift hatte ihn inzwischen so geschwächt, dass er sich kaum rühren konnte, sosehr er sich auch anstrengte. Er kam kaum von der Stelle. Also tat Lagon das einzige, was er noch konnte. Er holte tief Luft und schrie, so laut wie es ihm möglich war:
„ LIENDRA WACH AUF !“
Schwer zu sagen, ob Lagons Schrei Liendra tatsächlich aus ihrer Trance befreit hatte , oder ob der Schaden an der Maschine, den Wrador und Parkolan durch ihren Kampf angerichtet hatten, so groß war, dass sie Liendra freigab. Sicher war nur, dass Liendra bei Lagons Schrei zusammenfuhr, als hätte Lagon sie aus einem Albtraum geweckt. Sie drehte ihren Kopf in alle Richtungen. Sie erblickte die unter ihr liegende Halle und den geisterhaften Nebel, in dem allmä hlich eine monsterhafte Fratze G estalt annahm. Dieser Anblick musste auf jemanden, der gerade aus einer Trance erwachte , und wahrscheinlich nicht einmal wusste, wo er war, ziemlich überwältigend wirken.
´Hoffentlich gerät sie nicht in Panik` , dachte Lagon, ´das fehlte jetzt gerade noch. `
Doch nichts dergleichen geschah. Wenn überhaupt, war Liendra nur einige Sekunden über ihre Situation verwirrt. Im nächsten Moment schwang sie sich, wie eine Trapezkünstlerin , an ihren Ketten in die Luft, machte eine Luftrolle und stemmte sich mit ihren Beinen an die beiden Säulen . Nun, da die Ketten nicht mehr stramm saßen, zog Liendra etwas aus ihren Haaren, das aussah, wie eine Haarklammer.
´Wo lernt die solche Dinge nur? ` , fragte Lagon sich, der das ganze Schauspiel, wie gebannt verfolgt hatte.
Mit einem Klirren fiel die erste Schelle von ihrem Handgelenk ab, einige Sekunden später die zweite. Liendra ließ sich nach unten fallen und drehte sich um, offenbar bereit weg zu laufen. Dann hielt sie inne und sah mit weit aufgerissenen Augen auf die Kämpfenden. Zul etzt bleib sie bei Lagon hängen. „Lagon?“ , fragte sie verwundert.
„Hallo Liendra“, sagte er ziemlich lässig, auch wenn das nicht besonders glaubwürdig rüber kam, solange er bewegungsunfähig auf dem Boden lag . „K önntest du mir den Finger aus dem Rücken ziehen?“
„Den Finger?“
„Ja“, sagte Lagon, „den hat die Höllenpuppe “ , er wies mit den Augen zu Pukuhl rüber, der sich noch immer mit der Höllenpuppe prügelte , „auf mich geschossen. Solange der i n mir steckt, kann ich mich nicht bewegen.“
„Oh“, meinte Liendra , „kein Problem.“
Sie ging durch die um sie herum tobenden Kämpfe , etwas schwankend auf Lagon zu , beugte sich über ihn und zog behutsam den Finger aus der Schulter.
Sofort kehrte das Gefühl in Lagon Knochen zurück und er schaffte es sogar , sich aufzurichten. „Danke“, sagte er etwas verlegen , „wie geht es dir eigentlich?“
Bevor Liendra antworten konnte , rief Wrador, der inzwischen wieder die Oberhand zu gewinnen schien und Parkolan immer weiter zurückdrängte: „Hört auf rumzualbern und seht, dass ihr hier weg kommt! Oder glaubt ihr, dass wir uns hier nur zum Vergnügen gegenseitig umbringen?“
„Schon gut“, sagte Lagon, „wir verschwinden ja schon.“ Sie wollten ge rade durch einen Durchgang in der Maschine verschwinden, als eine Stimme sagte: „Ihr geht nirgendwo hin!“
Quallot war aus dem Schatten der Maschine getreten und funkelte Lagon und Liendra wütend an.
„Quallot!“ , rief Liendra entrüstet , „wie konntest du nur? Dein Amt verraten, dein Land verraten! Ich habe dir vertraut! Mein Onkel hat dir vertraut und du hast uns alle an den Schattenkreis verraten!“
„Halt den Mund, du Miststück“ , knurrte Quallot , „du bist hier nicht auf einer politischen Konferenz. Du bist da, wo ich dich all die Jahre sehen wollte, während ich dein minderwertiges Leben beschützen musste. Heute werde ich endlich die Belohnung erhalten ,
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