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Verzehrende Sehnsucht

Verzehrende Sehnsucht

Titel: Verzehrende Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Moore
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1. Kapitel
     
    Sir Blaidd Morgan brachte sein Pferd zum Stehen und wischte sich mit dem Rücken der behandschuhten Hand über die Nase. Zwar war er ein Ritter des Königreichs, Intimus von Henry III., ein Sieger von Turnieren und dem Vernehmen nach fähig, Frauen mit bloßen Worten zu betören, doch gegen das Wetter konnte er auch nichts ausrichten. Von der durchnässten Kapuze seines wollenen Umhangs triefte das Wasser. Seine Stiefel starrten vor Dreckspritzern. Aus dem Wald zu seiner Linken entsprang der durchdringende Geruch feuchter Blätter; zu seiner Rechten suchten einige Kühe auf einer Weide Schutz unter einer Eiche. Die Tiere sahen so elend aus, wie er sich fühlte. Durch den strömenden Regen hindurch konnte er zumindest ein Dorf ausmachen. Dahinter war eine Burganlage zu sehen.
    "Das muss Throckton Castle sein, Gott sei Dank", sagte er zu seinem Knappen, der genauso durchnässt war wie er. "Ich hatte schon befürchtet, dass wir an der letzten Kreuzung die falsche Abzweigung gewählt haben und die Nacht hier im Wald verbringen müssen."
    Sein Knappe zog sich die Kapuze seines Umhangs tiefer über das Haupt. "Ich dachte, ihr Waliser seid an Regen gewöhnt?"
    "Das stimmt auch, Trev. Ich bin schlechtes Wetter gewohnt. Nicht zuletzt durch die Unterrichtsmethoden deines Vaters. Das heißt allerdings noch lange nicht, dass mir das gefällt."
    Blaidds Vater und Sir Urien Fitzroy waren seit langer Zeit gute Freunde. Sir Urien hatte Blaidd in allen Kriegskünsten und im Kampf geschult und ihn bei Wind und Wetter bis aufs Äußerste gedrillt.
    Der sechzehn Jahre alte Trevelyan Fitzroy nickte beim Anblick der in einiger Entfernung gelegenen Festung. "Ich wusste gar nicht, dass Lord Throckton ein besonders bedeutender und einflussreicher Mann ist. Aber der Größe seiner Burg nach zu urteilen, muss er wichtiger sein, als ich dachte."
    "Es ist wirklich beeindruckend", räumte Blaidd ein.
    Bei genauerer Betrachtung – soweit man es von diesem Aussichtspunkt durch den Regen hindurch erkennen konnte – schien es sich bei der Burg um einen massiven und weiträumigen Bau zu handeln. Blaidd kannte nicht viele Befestigungsanlagen, die dieser gleichkamen. Er fragte sich, ob King Henry überrascht wäre, wenn er ihm von dem Ausmaß von Lord Throcktons Befestigungen erzählte, oder ob er es schon wusste. Das würde jedenfalls den Argwohn des Königs erklären.
    "Nicht jeder bedeutende Mann ist häufig Gast bei Hofe", meinte Blaidd und setzte seinen schwarzen Wallach Aderyn Du mit einem leichten Hackenschlag in Bewegung. "Unsere Väter sind auch selten da. Wie dem auch sei, wahrscheinlich können wir uns auf eine angenehme Ruhestätte für die Nacht freuen. Gott sei Dank."
    "Glaubst du, dass Lady Laelia so schön ist, wie man hört?" fragte Trev.
    Blaidd grinste seinen Begleiter brüderlich an. "Wahrscheinlich nicht, aber es schadet nichts, sie einmal genauer in Augenschein zu nehmen."
    "Was? Jetzt sind wir den ganzen langen Weg hierher geritten – und du willst sie dir nur einmal anschauen?" fragte Trev fassungslos.
    Blaidd dachte nicht im Traum daran, seinem Knappen den wahren Grund dafür zu nennen, warum Henry ihn hergeschickt hatte. Also grinste er breit. "Was sonst sollte ein galanter Ritter tun, als sich die Lady anzusehen? Die Kunde von Lady Laelias Schönheit hat mein Interesse geweckt. Daher habe ich beschlossen, dass es die Reise wert ist, herauszufinden, ob es wirklich stimmt. Meine Mutter ist am Rande der Verzweiflung wegen meines Junggesellentums. Sie befürchtet langsam, dass ich niemals eine Frau finden und immer ein unstetes Leben führen werde."
    "Wenn Lady Laelia so schön ist, wie alle behaupten, wirst du sie dann heiraten?"
    Blaidd brach in dröhnendes Gelächter aus. Sein tiefer Bass erhob sich laut über den Klang des Regens und das platschende Geräusch der Pferdehufe in den Schlammpfützen. "Schönheit ist nicht das Einzige, woran ein Mann denken sollte, wenn es um eine Ehe geht."
    "Wahrscheinlich nicht", erwiderte Trev zögerlich.
    "Mit Sicherheit nicht."
    "Also? Du hast schon einmal darüber nachgedacht."
    Aderyn Du machte vorsichtig einen Bogen um die große Pfütze auf dem mit Furchen durchzogenen Weg. "Natürlich", erwiderte Blaidd. "Aber ich habe bisher die richtige Frau nicht gefunden."
    "Bist du auch deshalb mit so vielen Frauen zusammen gewesen?"
    Blaidd warf dem Jüngling einen scheelen Blick zu. "Mit so vielen war ich gar nicht zusammen. Ich will nicht abstreiten, dass ich die Gesellschaft

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