Lagrosiea - Die Silberhalle (German Edition)
Blick durch die Glaskuppe verriet, dass sie die Umlaufbahn verlassen hatten. Statt des endlosen Sternenmeeres sahen sie nun sattes Himmelblau, durchzogen von kleinen Wolken.
„Also dann, Lagon“, verkündete Lagie , „es wird Zeit, das s du vor deinen Meister trittst!“
Sodoros große Stunde
Sodor o saß in seinem Büro und hatte das Gefühl im obersten Stockwerk eines Gebäudes zu sitzen, dass kurz davor stand einzustürzen. Das beschrieb eigentlich sehr gut seine Position und den Zustand der Organisation der Liewanen. Das Verschwinden von Wrador , hatte sich von einer kleinen Unannehmlichkeit in der Befehlskette , zu einer ausgewachsenen Katastrophe entwickelt. Zuerst war es den einzelnen Liewanen des Vierten Pfades gelungen, ihre jeweiligen Abteilungen selbstständig zu leiten. Doch das war in einer Organisation, von den Ausmaßen des Liewanenzirkels, nicht ewig durchzuhalten. Viele wichtige Entscheidungen konnten nur nach Absprache mit Wrador getroffen werden. Das war zurzeit nicht möglich. Das Ergebnis war, dass die Liewanen nicht mehr optimal agieren konnten. Ganze Truppenverbände waren überall in Lagrosiea gestrandet. Der Rest hing entweder untätig in Korroniea herum oder war auf langfristigen Missionen. Wenn sich die Situation nicht bald änderte, würde die Organisation in Kürze lahm gelegt sein.
Als erstes würden die Liewanen des Ersten Pfades wahrscheinlich beschließen, nun nicht mehr Teil eine r ausgebluteten Armee zu sein. D a sie auch noch in der Ausbildung waren, hätten sie auch wenig Widerstand zu befürchten.
Bei den Liewanen des Zweiten Pfades sah es schon ganz anders aus. Sie hatten sich fest verpflichtet und konnten nicht ohne weiteres kündigen. Aber mit der nötigen Entschlossenheit und genügend Durchhaltevermögen , würden sich die meisten wahrscheinlich durchsetzen.
Die Liewanen des Dritten Pfades allerdings, würden es wohl kaum schaffen, die Erlaubnis zu erhalten , ihre Liewanenringe abzugeben. Ihre Macht war zu stark und das Risiko zu groß, als dass sie ohne die Ko ntrolle eines magischen Zirkels arbeiten konnten. Allerdings würden auch sie nicht eingesperrt werden, wenn sie einfach nicht mehr zu Arbeit kämen .
Nur die Liewanen des Vierten Pfades würden dem Zirkel nie entkommen können. Es war nicht so, dass es ihnen eine höhere Instanz verbieten würde. S olange Wrador nicht da war, gab es die sowieso nicht. Das Problem war nur, dass sämtliche Liewanen des Vierten Pfades schon seit über hundert Jahren dabei waren und in dieser Zeit hatten sie sich nicht nur Freunde gemacht. Es gab kaum jemanden, der ihnen trauen würde. Kurz gesagt, wenn die Liewanen des Vie rten Pfades den Zirkel verlassen würden, wäre es unwahrscheinlich, dass sie jemals wieder einen neuen Job finden würden. Sodoro war also gezwungen , diese Krise durchzuhalten, egal wie es ausging. Vielleicht würde er irgendwann nur noch einen Verwaltungsposten in einem Trümmerhaufen haben, der zuvor der Liewanenzirkel war.
Allerdings, viell eicht würden sie ja Glück haben. Wrador klopfte jeden Moment an Sodoros Tür und würde sofort die richtigen Anweisungen geben, um die Liewanen aus ihrem Loch zu reißen. Trotzdem , Sodoro glaubte, dass das eine ziemlich unwahrscheinliche Variante war. Plötzlich klopfte es in tatsächlich an der Tür. Sodoro sprang auf. Im ersten Moment glaubte er , seine Hoffnungen hätten sich erfüllt. D och dann wurde ihm klar, dass das Unsinn war, als es erneut klopfte. Wrador würde nie zwei Mal klopfen. Als Großmeister stand ihm zu, nur einmal zu klopfen, wenn überhaupt.
„Reinkommen!“ , befahl Sodoro. Er war froh, dass er das noch konnte, vor allem bei der Person, die gerade durch die Tür trat. Es war einer der bärtigen Assistenten von Waldorra, die sie bei den Aufnahmeprüfungen der Liewanen des Ersten Pfades unterstützten. Sodoro hatte sie nie voneinander unterscheiden können. Das war ihm auch nie wichtig gewesen. Er mochte die drei alten Zausel, die leidenschaftlich gerne die Jugendlichen mit Gruselgeschichten über die Liewanenprüfung quälten, sowieso nicht.
„Was willst du?“ , fragte er den Bärtigen mit seiner kalten, schneidenden Stimme, mit der er unerwünschte Besucher bisher immer einschüchtern konnte.
„Es gibt Probleme. Waldorra schickt mich. Da gibt es, glaube ich, Ärger in der Eingangshalle.“
´Na toll`, dachte Sodoro . D as Letzte, was die Liewanen zurzeit noch brauchten , war, dass ein wütender Mopp die
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