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Lakefield House (German Edition)

Lakefield House (German Edition)

Titel: Lakefield House (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faith Washington
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räusperte sich.
    „Dr. ... Miss Mc-“
    „Schhhh!“, zischte sie. „Nicht jetzt. Ich habe hier einen Fratercula arctica.“
    Er stockte. „Oh, das tut mir leid. Ich hoffe, es ist nicht ansteckend.“
    Als sie sich von ihrem Fernrohr löste und sich ihm grinsend zuwandte, entspannte er sich ein wenig. Ihr Gesicht war so makellos, die Augen grün wie das satte Gras der Hügel, die sie umgaben, ihr Ausdruck kämpferisch und wachsam und doch sanft auf seine Art.
    „Das ist ein Vogel“, antwortete sie. „Ein Papageientaucher, um genau zu sein. Er brütet drüben an den Klippen und die Küken werden allmählich flügge. Was bringt Sie hierher, Mr. …“
    Gott, er liebte den irischen Singsang in ihrer Stimme. „Robert.“
    Sie zog die Stirn kraus. „Ihr Nachname ist Robert?“
    „Nein.“
    „Offenbar haben Sie ihre eigenartige Art sich zu unterhalten nicht abgelegt. Was führt Sie hierher, Robert?“
    „Ich wollte Sie bitten mir die Pflaster von der Braue zu ziehen.“
    Sie legte die Stirn in Falten. „Ich bin Tierärztin und behandle keine Menschen. Ich hatte Sie nur notversorgt, weil es nicht anders ging.“
    „Was muss ich tun, um in ihre Kundenkartei aufgenommen zu werden?“
    Wiederum brachte sie seine Hartnäckigkeit zum Lächeln. „Lassen sie sich zwei weitere Beine wachsen.“
    „Kein Problem. Mit Hufen oder mit Pfoten?“
    Sie lachte und schüttelte den Kopf. „Das sei ganz Ihnen überlassen. – Kommen Sie, setzen Sie sich.“ Sie wies auf zwei kleine Metallstühle, die um einen runden Tisch standen. Er nahm artig Platz und sah sie davon gehen. Als sie zurückkam, trug sie ihre schwarze Ledertasche und stellte sie vor ihm auf den Tisch.
    „Aber nicht dass sie mich anschließend verklagen, weil ich Ihnen mit meinen groben Instrumenten das hübsche Gesicht verunstalte.“
    „Sie finden mein Gesicht hübsch?“
    „Nun, es ist zumindest sehr farbenfroh. Dieses Blaugelb steht Ihnen ausgezeichnet.“
    Er nickte. „Ich kann eigentlich alles tragen.“
    Sie zog sich einen Gummihandschuh über die linke Hand und nahm eine Art langer Pinzette aus dem Koffer, dazu einen Tupfer und ein Fläschchen, das dem scharfen Geruch nach Desinfektionsmittel enthielt. Dann setzte sie sich auf den kleinen Stuhl ihm gegenüber und rückte so nah an ihn heran, dass ihr Knie das seine berührte.
    Es war verrückt, wie sein Puls in die Höhe schoss, als er ihr Bein spürte. Er blieb absolut regungslos und wünschte sich, sie würde seine Nervosität teilen. Doch als sie mit der routiniert ruhigen Hand einer Ärztin – oder in diesem Fall Tierärztin – ein Pflaster nach dem anderen abzog, wirkte sie so gelassen, als würde sie einen alten Wallach behandeln.
    „Der Cut ist gut verheilt“, stellte sie fest, indem sie den Tupfer mit Desinfektionsmittel beträufelte und den Schnitt damit abtupfte. „Das brennt ein bisschen.“
    Er hielt das Auge geschlossen, über dem sie arbeitete und sah sie aus dem anderen heraus an; verfolgte jede ihrer Bewegungen.
    „Hufe“, sagte er plötzlich.
    „Wie bitte?“
    „Ich entscheide mich für Hufe.“
    „Ich fürchte, ich kann Ihnen nicht ganz folgen.“ Sie nahm den Tupfer und legte ihn auf den Gummihandschuh, den sie sich ausgezogen hatte. Dann rückte sie von ihm ab.
    „Ich sollte mich entscheiden, ob mein zusätzliches Beinpaar Hufe oder Pfoten hat. Ich entscheide mich für Hufe. Ihr Bruder ist Hufschmied. Wenn ich mich dann von ihm beschlagen lasse, kann ich Sie jedes Mal besuchen kommen.“
    Sie schüttelte mit einem milden Lächeln den Kopf. „Sie sind verrückt, wissen Sie das?“
    „Ja, ich hatte schon so eine Ahnung.“
    Als sie aufstand, tat er es ihr gleich. „Wenn Sie mich nun entschuldigen, Robert, ich möchte gerne noch ein bisschen meinen Papageientaucher beobachten.“
    Er sah zu dem festinstallierten Fernrohr. Die Neugierde siegte und er blickte hindurch. Er ließ es hin und her schwingen, ohne etwas Genaues zu sehen. Er erkannte nur verschwommenes Blaugrau und schwarze Felsen. Den Strand konnte er gut erkennen. Er lächelte. „Geben Sie doch zu, dass Sie die ganze Zeit das Pärchen dort hinten auf der Bank beobachtet haben.“
    „Welches Pärchen?“ Sie trat näher, doch noch ehe sie ihn am Fernrohr ablösen konnte, erstarrte er. Und sie sah und spürte gleichermaßen, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. „Was ist?“
    Er sah auf. „Holen Sie Ihren Bruder.“
    „Welchen? Was ist denn los?“
    Sie wollte ihm das Fernglas aus der Hand winden, doch

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