Lamarchos
das gefurchte Gesicht war von einem neuen Frieden erfüllt. „Ich glaube, ich werde schlafen.“
Aleytys tätschelte ihre Wange; dann drehte sie sich zu Peleku um. „Si’a Hekili wird leben.“ Sie nickte zu der Stelle hin, wo die Decke über der Körpermitte der älteren Frau lag. „Das Geschwür ist absorbiert; es wird sie nicht mehr belästigen.“
Er starrte auf Hekili, seine Cousine und Schwägerin, hinunter. Ihr Gesicht war wachsbleich, ihr Mund klaffte leicht offen, in tiefen, stetigen Atemzügen sog sie den unergründlichen Schlaf ein. Mit einer schnellen, sehr bestimmten Bewegung, die bei seinem ungeschlachten Körper seltsam wirkte, ergriff er ihr Handgelenk und legte seine Finger auf den Puls. Der langsame, starke Schlag trieb ihm den Schweiß der Erleichterung über seinen Körper. Dann ließ er eine Hand sanft auf die zerknitterte Decke sinken. „Es ist fort.“
Aleytys schob ihre Hände nervös durch ihr Haar, die Kraft begann, in sie zurückzufließen. „Ja. Natürlich.“ Als er zurückwich und sich über die zitternden Lippen leckte, verzog sich ihr Mund zu einem sanften, amüsierten Lächeln. „Hekili wird Ruhe und nahrhaftes Essen brauchen. Dies war eine große Anstrengung für sie.“
Gepreßt atmend rieb Peleku seine Hände aneinander und murmelte: „Verzeih, Gikena, verzeih meine taktlosen Zweifel.“
Sie berührte seinen Arm, fühlte ihn unwillig unter ihrer Berührung zurückweichen. Er wurde rot vor Verlegenheit. Aleytys schüttelte ihren Kopf. „Puki.“
„Si’a Gikena?“
„Leih mir deine Schulter; bring mich zu meinem Lager zurück.“ Sie streckte sich und seufzte. „Ich bin ein wenig müde.“
Aleytys ließ sich mit einem Seufzer der Erleichterung auf die Kissen nieder. Hinter sich, im Wohnwagen, hörte sie, wie sich Stavver bewegte; die Bodenbretter knarrten unter seinen Schritten. Kale saß im Halbdunkel unter den Bäumen und zog ein Zaumzeug durch seine Hände, suchte nach reparaturbedürftigen Stellen. Er nickte ihr zu, als er sah, daß sie zu ihm hinüberschaute. Maissa saß auf der untersten Treppenstufe, ihre dunklen Augen glitzerten. Aleytys schreckte vor dem emotionalen Gemisch zurück, das von ihr ausstrahlte, blickte sich nach Loahn um.
Puki kam zurück. „Gibt es irgend etwas, das ich für dich tun kann, Si’a Gikena?“
Aleytys lächelte ihr zu. „Ja, wirklich, es gibt etwas. Mach mir ein bißchen Tee, ja? Das hätte ich gern.“
Mit eifrig funkelnden Augen, erfreut, ihr zu Diensten sein zu können, eilte Puki zum Morgenfeuer ihres Lagers davon.
„So. Eine hübsche Sache; Mitleid. Und was bekommen wir für dieses Stückchen kostenloser Gutherzigkeit?“ Maissa federte auf die Füße. „Eine Tasse Tee. Eine Tasse dreckigen Tee.“
Aleytys zuckte mit den Schultern. „Wie bewertest du Freundschaft?“ Sie schob ihre Hände über die Oberschenkel, ließ ihre Daumen dabei über die Falten des Batiktuches laufen.
„Schöne Philosophie, Lady. Barmherzigkeit. Phah!“
Aleytys streckte sich, kicherte, war plötzlich viel zu zufrieden, um sich mit Maissa abzugeben. Sie breitete ihre Finger aus, während sich das Lachen in ihr zu einer Blase irgendwo in ihrem Blut verminderte. „Wenn du dich darauf besinnst, weshalb wir hier sind – ist es da nicht dumm, sich um ein paar Kupferstücke zu sorgen?“ Ihre Hand schnellte zu der zunehmenden Menge Lamarchanern hin, die sie in einem respektvollen Abstand umringten. „Wenn du dir über das Einsammeln meiner Gebühren Sorgen machst, dann beeile dich, sie sollen sich aufstellen, und führe sie freundlich zum magischen Kreis. Überkreuze meine Handfläche mit Silber und Gold. Ein dunkler Fremder wird in dein Leben treten. Hüte dich vor dem schielenden Mann. Sei edel, meine hübsche Dame, und alle deine Träume werden sich erfüllen.“ Das Lachen sprudelte höher. „Setze die Zeichen, Leyilli, süße, liebenswürdige Leyilli.“
Maissas Augen blitzten, ihr Gesicht verblaßte, doch dann lächelte sie, und in Aleytys erstarb das Lachen. Die kleine, dunkle Frau preßte ihre vollen Lippen zusammen, ging an Aleytys vorbei und verbeugte sich nach Osten hin, dann nach Norden, Süden, Westen. „Reisende in Karkys“, rief sie mit gelegentlich brüchiger Stimme. „Reisende in Karkys“, wiederholte sie. „Die Gikena heilt. Die Gikena liest die Zeichen dessen, was kommen wird. Berührt sie mit Silber. Berührt sie mit Gold. Wer kommt? Wer wird der erste sein?“
Der Rest des Vormittags verging rasch;
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