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LaNague 05 - Der Tery

LaNague 05 - Der Tery

Titel: LaNague 05 - Der Tery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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kannte, verständnislos an.
    »Mach dir keine Sorgen, Rab. Ich bin nicht verrückt – noch nicht, jedenfalls. Aber heute nacht wird etwas geschehen, und ich will nicht, daß man es nur für eine Naturkatastrophe halten wird. Ich will, daß die Menschen sich in Zukunft an diese Nacht erinnern und daß sie wissen, warum das alles passiert ist.«
    »Was wird geschehen?«
    Dalts Gesicht war eine Maske. »Etwas, womit ich für den Rest meines Lebens fertig werden muß.«
    Rab sah schweigend zu, als Tlad sich abwandte und unter den Bäumen verschwand; er wußte mit einer unerklärlichen Gewißheit, daß er ihn niemals wiedersehen würde.
     
    *
     
    Dalt ließ sein Raumschiff geräuschlos über Mekks Festung schweben. Außer ein paar blakenden Fackeln war alles dunkel dort unten. Vielleicht glühte noch etwas Asche am Fuße des Kreuzes, an dem die verkohlten Überreste des Tery hingen, aber Dalt konnte es von da aus, wo er sich befand, nicht erkennen. Die Dorfbewohner waren eingeschüchtert zu ihren ärmlichen Hütten am Fuße des Hügels zurückgekehrt. Alles war ruhig.
    Er zog die Nase seines schlanken Raumschiffs nach oben und zielte mit den Rohren seines Ionen-Antriebs auf die Festung. Er mußte es jetzt hinter sich bringen. Wenn er sich Zeit zum Nachdenken ließ, wenn er sich erlaubte, ernsthaft das Risiko abzuwägen, das er einging, wenn er den Ionen-Antrieb in der Atmosphäre eines Planeten zündete, dann würde er das ganze Vorhaben aufgeben. Aber Dalt dachte nicht mehr nach. Er handelte.
    Während seines restlichen, sehr langen Lebens würde Dalt immer wieder die Beweggründe für seine Tat analysieren. Am Ende würde er stets zu dem Schluß kommen, daß sich alles um die Einmaligkeit von Jon, dem Tery, gedreht hatte. Wenn ein anderes Mitglied seiner Kontaktgruppe auf dem Planeten vor Mekks Festungswall geopfert worden wäre, hätte er sich gegrämt, geflucht, wie die anderen mit den Zähnen geknirscht und hätte im übrigen seine Aufgabe fortgeführt. Aber Jons Tod hatte Dalt zeitweilig aus der Bahn geworfen. An diesem ungeschlachten Tier, das ein Mensch war, war etwas ganz Besonderes gewesen; etwas Reines, Freies und Unschuldiges; eine ganz bestimmte gesunde Unverdorbenheit, die in seiner Erfahrung etwas Einmaliges und Kostbares war. Und all das war nun nicht mehr da – war für Dalt und den Rest der Menschheit für immer verloren. Unwiederbringlich …
    … aber er wollte dafür sorgen, daß er nicht vergessen würde. Jon hatte es nicht verdient, daß seine Asche in alle Winde verstreut wurde. Er verdiente ein bleibendes Denkmal, einen dauerhafteren Grabstein. Und er sollte ihn bekommen.
    Ein langer Feuerstoß aus den Düsen, der sein Schiff in den Nullraum schleudern sollte, hätte hier, in der sauerstoffreichen Atmosphäre, eine verheerende Wirkung; der Leason-Kristall-Schutzschild würde bersten und Dalt mitsamt seinem Raumschiff zu einer winzigen, sekundenlang aufstrahlenden Supernova werden. Ein kurzer Feuerstoß hingegen … ein kurzer Feuerstoß würde die Errichtung eines Protektorats überflüssig machen. Durch einen kurzen Feuerstoß bestünde auch kein Bedarf mehr für den Einsatz eines SDK-Mitarbeiters dort unten. Es würde dieselbe Wirkung erreicht wie durch die Bombe, die Jon für ihn hätte ins Versteck bringen sollen: Mekk wäre nicht mehr da, seine Festung wäre ausradiert, das Versteck mit der Erbschaft der Gestalter wäre nicht mehr da und auch nicht mehr die Höhle. Alles durch einen kurzen Feuerstoß und viel spektakulärer als eine Bombenexplosion.
    Er schaltete jeden ablenkenden Gedanken aus, schaltete auch die wehmütige Erinnerung an Jon, den Tery, aus, als er nach dem Hebel griff, der die Düsen zünden würde.
    Statt dessen begann er, im Geiste sein Rücktrittsgesuch an den Kulturellen Suchdienst aufzusetzen.

 
EPILOG
     
    »… und mit dem Bild von dem Opfer, das sich in ihre Hirnwindungen eingebrannt hatte, verbreiteten die Talente unter ihrem Apostel Rab die Botschaft: Gott hat es gefallen, sein Werkzeug zu den Menschen zu senden in einer Gestalt, die als niedere Lebensform galt. Gott hat das getan, um uns zu zeigen, daß wir alle Brüder sind und daß auch die Terys Menschen sind.«
    »Erstaunlich!« sagte Pater Pirella, während er Mantha zu dem »Finger Gottes« genannten Platz folgte. »Unser ›Gottesbote‹ hatte das gleiche Schicksal – auch er erschien unter uns als Mitglied einer verfolgten Rasse.«
    »Und wurde er genauso getötet wie der unsere?« wollte Mantha

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