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Langenscheidt Chef-Deutsch, Deutsch-Chef - Klartext am Arbeitsplatz

Langenscheidt Chef-Deutsch, Deutsch-Chef - Klartext am Arbeitsplatz

Titel: Langenscheidt Chef-Deutsch, Deutsch-Chef - Klartext am Arbeitsplatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Maria Herbst
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geklebt und ihn dann ständig angerufen. Der ist fast verrückt geworden, weil er dachte, es wär’ wichtig. Das war puppenlustig. Das ist doch kein Mobbing.
    Chefsprache
Chef sagt:
Chef meint:
Ou, Sie sehen aber erschöpft aus heute.
Sie sehen immer scheiße aus, aber heute geht das ja mal gar nicht!
Der Kollege ist aber wirklich immer mit Feuereifer dabei!
Der Kollege ist ein ekelhafter Streber!
Die Kollegin hat auch sechs Monate nach der Entbindung noch diese besondere Ausstrahlung einer Schwangeren.
Mein Gott, ist die fett! Bleibt die jetzt für immer so?!
In der Mittagspause beim Türken gewesen?
Sie stinken nach Knoblauch. Versorgen Sie sich gefälligst mit Kaugummi!
Ich betraue Sie mit der Organisation der diesjährigen Weihnachtsfeier!
Es gibt einfach keine Aufgabe, die Ihrem nicht vorhandenen Talent angemessener wäre!

9. Kapitel
Büro ist Familie

9. Büro ist Familie
    »Büro ist Familie«, das ist so ein Satz, bei dem eigentlich alle gleichermaßen grinsen können. Wir Chefs, weil man es eben gerne mal zu den Mitarbeitern sagt, wenn wieder jemand unzufrieden ist und Zicken macht. Und die Mitarbeiter, weil das genau der Satz ist, auf den man dann so gar nichts mehr erwidern kann, wenn man gerade unzufrieden ist und gerne ein bisschen rumzicken möchte.

    Und wenn man das so sieht, stimmt es ja auch. Der Begriff der »Bürofamilie« ist entstanden, weil man irgendwann gemerkt hat, dass es die Kollegen sind, mit denen man sein Leben verbringt und nicht die Menschen, die zu Hause sitzen und warten. Tragisch, aber wahr. Bei vielen Berufstätigen ist es inzwischen so, dass der Erste, der die neue Frisur oder die neuen Klamotten bemerkt, nicht der Lebenspartner ist, sondern der Kollege.

    Wie Sie sehen, im Büro passiert nichts ohne einen tieferen Sinn. Nicht mal ein Kompliment Ihres Chefs. Ungeachtet dessen ist so ein »Wir-Gefühl« innerhalb einer Abteilung einer der Hauptgründe, weshalb die Selbstmordrate der Berufstätigen heute nicht noch höher liegt.
    Ein guter Chef wird immer versuchen, das Wir-Gefühl in seiner Abteilung durchzusetzen, notfalls mit Gewalt.
    Einige zwingen ihre Mitarbeiter zu gemeinsamen Unternehmungen wie Kegeln, Fußballgucken oder, wenn es ein ganz schlimmer Chef ist, Zoobesuch. Solange das innerhalb der Arbeitszeiten stattfindet, halten sich die Beschwerden in Grenzen, aber was ist, wenn Ihr Chef darauf besteht, nach Feierabend zusammen loszuziehen?

    Im Grunde ist das so wie früher als Kind in der eigenen Familie. Der Papa sagt:
»So, wir fahren jetzt alle mal zur Tante Stefanie und da wird sich dann prächtig amüsiert.«
Als Kind konnte man sich da schon nicht wehren. Im Büro ist es genauso. Da macht man nix, da muss man durch:

    Und dieses private Chefproblem haben Sie auszubügeln.
    Genau wie bei einer richtigen Familie lässt sich auch die Bürobelegschaft in die verschiedenen Rollen unterteilen. Da sind die normalen Mitarbeiter – das sind die Kinder. Der Chef ist natürlich der Papa: Der Haushaltsvorstand, der mit mehr oder weniger strenger Hand seine Schäfchen führt und erzieht. Die Onkel und Tanten sind die Leute, die nicht wirklich zur Abteilung gehören und mit denen man eher ungern zusammentrifft. Zum Beispiel auf großen »Familienfeiern« wie Sommerfest, Weihnachtsfeier oder dem Ausstand eines Kollegen. Das wäre dann in einer normalen Familie die Beerdigung. Kaffee, Kuchen und rührende Worte gibt es bei beidem und die Tränen sind ebenfalls in beiden Fällen geheuchelt.

    Wie auch immer, das ganze Leben findet im Büro statt. In der wahren Familie. Wo man als Kind, wenn der Papa sauer ist oder etwas nicht erlaubt, eben zur Mama geht und fragt. Die Position der Mama ist im Büro sehr unterschiedlich definiert. Das kann eine resolute Kollegin sein, die Beziehungen zum Betriebsrat hat oder ein Über-Chef, bei dem man einen Stein im Brett hat und mit dem man in der Kantine ganz unverfänglich über den eigenen Chef herzieht. Mit dem Wissen, dass der hinterher intern mal einen Rüffel an den Papa verteilt.

    Aber wenigstens kann man bei dieser Art von Kindern sagen:
»Von mir haben die das nicht!«

    Ein weiteres Beispiel dafür, dass das Büro zu Recht als Familie bezeichnet wird, ist die folgende Situation. Wir können mitten im Gespräch einsteigen und Sie werden sofort wissen, was los ist …

    Dieser permanente Kleinkrieg zerrt an den Nerven aller Beteiligten. »Bis einer weint« geht das meistens. Solche Gespräche laufen jeden Tag zu Tausenden in den

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