Langenscheidt Chef-Deutsch, Deutsch-Chef - Klartext am Arbeitsplatz
vor allem viele Vokabeln auswendig gelernt. Man hat sich das alles verdient. Dass man Chef ist.
Dann macht man die Augen wieder auf, weil die geschnorrte Filterzigarette einem die Flossen verbrannt hat. Die Asche ist gleichmäßig auf den eigenen Schritt und den quietschenden Billigdrehstuhl gerieselt. Wobei die Abnutzungserscheinungen bei beiden nicht wirklich überzeugend zu verleugnen sind. Auf dem Schreibtisch stapelt sich die unerledigte Arbeit. Macht aber nix, alles halb so wild, es könnte schlimmer kommen. Viel, viel schlimmer.
Man könnte zum Beispiel einer von diesen miesen, völlig unbeliebten Chefs sein. Von denen die ganze Belegschaft genervt ist und die ständig so abgenudelte Sprüche bringen.
Diese Sorte Chef ist aber sehr selten und ich vermute ganz stark, dass Sie, lieber Leser, weder so einen Vollhonk zum Chef haben, noch selbst so einer sind.
Wie gesagt, Chefs sind keine Monster, Chefs sind eigentlich ganz knorke Typen. Echt jetzt. Hoffentlich haben Sie wenigstens das aus diesem meinem Vermächtnis gelernt. Wär ja schon schön. Test:
Zeigen Sie, was ich Ihnen beigebracht habe und bringen Sie Ihrem Chef eine Tasse Kaffee. Jetzt.
Lirum Larum – und damit Hopp!
Herzlichst,
Ihr Bernd Stromberg
Nachwort von Christoph Maria Herbst
Ich bin nicht der Chef, ich spiele nur den Chef. Und, glauben Sie mir, bei den allermeisten Chefs ist es genauso. Stromberg arbeitet in einer Versicherung, deswegen tauchen ab und zu versicherungsspezifische Fachbegriffe auf. Dafür ist ein Autor zuständig, ich lerne die auswendig und sage sie auf. Ob die inhaltlich sinnvoll sind oder einfach nur Blabla? Keine Ahnung. Und, glauben Sie mir, bei den allermeisten Chefs und ihren sogenannten Fachbegriffen ist es genauso. Ob Versicherung, Versorgungsamt oder Verteidigungsministerium. Nur, dass die Chefs im wahren Leben meistens noch nicht mal einen Autor haben, sondern sich alles, was sie sagen, selbst ausdenken müssen. Deswegen ist es in Ihrem Büro wahrscheinlich auch oft nicht ganz so lustig wie bei Stromberg in der CAPITOL.
Stromberg ist egozentrisch, inkompetent, ungerecht und überheblich. Ich bin privat ganz anders. Und auch das ist etwas, das Sie wahrscheinlich schon von Ihrem Chef gehört haben werden. Zum Beispiel nach drei Eimerchen Glühwein auf der Weihnachtsfeier, wenn Sie eine Frau sind.
Der Unterschied ist: Ich bin privat wirklich anders. (Davon können Sie sich gerne selbst überzeugen, bei einem Glas Wein und selbstgemachten Krabbentörtchen. Schreiben Sie mir einfach! Beziehungsweise meiner Agentur. Wenn Sie eine Frau sind. Und das hinkriegen mit den Krabbentörtchen. Am besten legen Sie ein paar Fotos bei. Von sich, nicht von den Krabbentörtchen.)
Wo war ich? Genau. Der Unterschied zwischen Mensch und Chef. Ich zum Beispiel brauche eine gewisse Zeit, um mich in Stromberg zu verwandeln. Die Haare werden abrasiert (ja, gut, auch bei mir privat
»zieht sich der Haaransatz mittlerweile schneller zurück als die italienische Armee im Zweiten Weltkrieg«
, wie Stromberg sagen würde – aber, wie gesagt, ich bin nicht Stromberg und ich habe noch Haare, da, wo Stromberg eben keine mehr hat!), und ich lasse mir einen Bart stehen. Dann ziehe ich ausgesucht scheußliche Klamotten an, streife mir sein silbernes Armbändchen über und binde mir eine Krawatte um, die aussieht wie ein Ferienparadies für Milben.
Anschließend setze ich mich in »mein Büro« und werde so Schritt für Schritt zu Stromberg. Das heißt, es braucht schon eine ganze Weile, bis ich mich in den miesen Typen verwandelt habe, den Sie aus dem Fernsehen kennen. Und noch länger hat es vermutlich bei dem miesen Typen gedauert, den Sie aus Ihrem Büro kennen.
Einige sagen, Stromberg sei die Rolle meines Lebens. Aber es ist eben trotzdem genau das: eine Rolle. Ich kann auch anders.
Für Sie heißt das zweierlei: Erstens: Vielleicht ist es bei Ihrem Chef genauso und er spielt nur eine Rolle. Zweitens: Auch aus Ihnen kann noch ein Chef werden. Eben genauso wie aus mir!
Das vorliegende Büchlein hat Ihnen hoffentlich beide Perspektiven ein bisschen verdeutlicht. Die Ihres Vorgesetzten und die seiner Rolle, die er Ihnen gegenüber zu erfüllen hat. Vielleicht verstehen Sie Ihren Chef jetzt ein wenig besser oder Sie haben wertvolle Anregungen dafür bekommen, wie auch Sie es hinkriegen können, dass Mitarbeiter eines Tages an Ihnen still verzweifeln.
Lassen Sie mich schließen mit einem Satz des großen William Shakespeare:
»Kein Ding
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