Lass Dich nicht vereinnahmen
sofort von innerlichem Druck und das Lob des anderen für unsere Vereinnahmungsbereitschaft wärmt unmittelbar das Gemüt. Ein Nein dagegen kann oft Stirnrunzeln, unangenehme Nachfragen, Abwendung, schlichtes Beleidigtsein oder im schlimmsten Fall Anfeindungen nach sich ziehen. Stress statt Streicheln – das gilt es zu akzeptieren und auszuhalten zugunsten der übergeordneten langfristigen Perspektive von mehr Autonomie und mehr Souveränität.
Es braucht Zeit, bis Sie Ihr neues Selbstverständnis innerlich etabliert haben und noch mehr Zeit, bis auch die anderen erkennen, dass Sie nicht mehr leicht zu haben sind und dies respektieren.
Doch wenn Sie geduldig am Ball bleiben, dann kommt auch die Wende: Es wird wundersamerweise viel weniger an Sie herangetragen werden als bisher!
Zählebige Gewohnheiten
Kaum jemand verändert hinderliche Verhaltensweisen durch bloße Einsicht. Dazu sind sie zu tief verwurzelt, meist über Jahrzehnte hinweg eingeübt und an bestimmte Werte und Gefühle gekoppelt. Wer von Kindesbeinen an gewöhnt ist, den Wünschen von anderen Vorrang einzuräumen und seine eigenen Bedürfnisse hintanzustellen, wird sich beim Thema »schlechtes Gewissen« einige Zeit aufhalten, wenn er anfängt, sich abzugrenzen. Wer gewöhnt ist, seinen Impulsen sofort nachzugeben, wird sich gebremst fühlen, wenn diese nun auf einmal die Schleuse der Reflexion durchlaufen sollen, bevor eine Entscheidung getroffen wird. Wem Mitleiden und Helfen zur ersten Natur geworden sind, der wird eine innere Leere verspüren, wenn er beginnt, die eigenen Bedürfnisse zu erkunden und sich selbst Gutes zu tun. Wer in dem Glauben aufgewachsen ist, andere seien grundsätzlich besser als er selbst, wird häufiger die Angst zu Gast haben, wenn er sich aufmacht, seinen Aktionsradius zu erweitern. Das alles ist ganz normal. Betrachten Sie diese Phänomene als »Wachstumsschmerzen«, haben Sie Geduld mit sich und vor allem: Nutzen Sie regelmäßig die Übungen und Techniken, die Ihnen der kleine Coach an die Hand gegeben hat.
Rückschläge
Wenn Sie sich trotz hoher Motivation und besten Wissens mal wieder von jemandem haben überrumpeln oder überreden lassen: Werfen Sie sich dies nicht vor! Betrachten Sie diesen Vereinnahmer als einen Impulsgeber für Ihren Lernprozess hin zu mehr innerer Unabhängigkeit. Er hat den Finger auf die Wunde gelegt und nun sind Sie gefragt, Lehren daraus zu ziehen, nicht mehr und nicht weniger. Schlafen Sie eine Nacht darüber und am nächsten Tag reflektieren Sie aus dem Abstand heraus, wie es dem anderen gelungen ist, Ihnen ein Ja zu entlocken.
Welche Strategie, welche Taktik hat er eingesetzt?
An welchem Punkt sind Sie schwach geworden?
Was könnte Ihnen künftig in solchen Situationen helfen?
Dieses lösungsorientierte Nachdenken aus dem Abstand heraus macht Sie jedes Mal ein Stückchen widerstandsfähiger gegen die Vereinnahmungskünste der anderen. Rückschläge können also wertvoll sein, wenn Sie sich dazu entschließen, sie in Ihren Lernprozess einzuordnen, statt sie in Richtung »hat doch eh alles keinen Sinn« fehlzuinterpretieren.
Außerdem ist es oftmals möglich, eine vorschnelle Zusage wieder zurückzunehmen. Besser ein paar unangenehme Minuten erleben, in denen Sie Farbe bekennen, als viele unangenehme Stunden, die das Beibehalten des »Ja« nach sich zieht. Sie dürfen nur nicht zu lange damit warten. Sie könnten etwa sagen: »Bitte entschuldige, dass es jetzt doch nicht geht, ich hatte … nicht bedacht.« Oder: »Tut mir leid, aber ich habe meine Meinung geändert, denn als ich zugesagt habe, hatten wir den Aufwand nicht ausreichend besprochen.«
»Jedes Schreckbild verschwindet, wenn man es fest ins Auge fasst. «
Johann Gottlieb Fichte
Wie Sie auf Kurs bleiben
Reflektieren Sie nicht nur die Rückschläge, sondern konzentrieren Sie sich vor allem auf Ihre Fortschritte und Erfolge auf Ihrem Weg zu mehr persönlicher Freiheit. So ermutigen Sie sich selbst. Als Erfolg ist natürlich auch zu betrachten, wenn Sie lösungsorientiert mit einem Rückschlag umgehen, statt sich dafür zur Schnecke zu machen.
Sich selbst bestärken
Schreiben Sie auf, was Ihnen gelingt auf Ihrem neuen Weg, welche Vereinnahmungsversuche Sie wie abgewehrt haben – in Form eines Erfolgstagebuches, einer Collage, eines Posters, auf Karteikarten – wie immer Sie möchten. Klopfen Sie sich für das, was Ihnen gelungen ist, auf die Schulter, sprechen Sie sich ein ernsthaftes Lob aus.
Sagen Sie sich öfter am
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