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Lauf, so weit du Kannst!

Lauf, so weit du Kannst!

Titel: Lauf, so weit du Kannst! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Bowler
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worden war. Wie hieß es noch mal? Trixi Kenton. Und deine Beschreibung machte die Runde.« Nach einer kurzen Pause fügt sie hinzu: »Ich habe der Polizei nicht gesagt, dass ich dich gesehen habe.«
    Â»Okay.«
    Â»Heißt das ›danke‹?«
    Ich antworte nicht. Sie wartet noch einen Augenblick, dann fährt sie fort.
    Â»Und dann traf ich dieses Mädchen.«
    Sie muss Bex meinen.
    Â»Unten am Fluss«, sagt sie.
    Â»Weswegen sind Sie zum Fluss runtergegangen?«
    Â»Das geht dich nichts an. Ich hatte meine Gründe.« Mary macht erneut eine Pause. Ich sehe ein Glitzern in ihren grünen Augen. Dann verschluckt es die Dunkelheit. »Ich war jedenfalls da unten. Und ich sah dich über den Pfad auf das Brachland torkeln. Du warst blutüberströmt. Dann bist du auf das alte Lagerhaus zu geschwankt.«
    Ich fass es nicht, Bigeyes.
    Â»Und da waren diese Männer«, sagt sie. »Die meisten waren mir fremd, aber ich erkannte den Dicken und noch einen anderen. Sie folgten dir zu dem Lagerhaus.«
    Ich kann nicht glauben, dass eine alte Frau diesen Typen hinterhergelaufen ist, um mich zu retten.
    Â»Ich wollte umdrehen und einen Polizisten holen«, fährt sie fort. »Ich hatte unten am Kai ein paar gesehen. Aber dann war da dieses Mädchen …«
    Â»Bex.«
    Â»Sie sagte nicht, wie sie heißt. Sie kletterte aus einem der alten Kähne am Flussufer und kam auf mich zu gerannt. Sie sah schlimm aus. Sie schrie, wir müssten etwas tun, sonst würden diese Männer dich umbringen. Und sie sagte mir deinen Namen. Sie sagte, dass du Blade genannt wirst.«
    Ich schließe die Augen und höre weiter zu. Ich schäme mich. Denn weißt du was, Bigeyes? Ich verdanke diesem alten Mädchen eine ganze Menge.
    Noch mehr, als ich dachte.
    Denn sie ist mir gefolgt, ganz allein. Bex ist abgehauen, wie zu erwarten, aber Mary ist mir nach und hat mich gefunden, in der Gewalt dieser Typen. Da hat sie wieder ihre komische Knarre gezogen und geschossen.
    Zweimal.
    Damit hat sie mir zum zweiten Mal das Leben gerettet.
    Die Krankenschwester spricht.
    Â»Das reicht, Lily. Lassen Sie ihn jetzt schlafen.«
    Lily? Hast du das gehört, Bigeyes? Das alte Mädchen hat der Krankenschwester einen falschen Namen genannt. Ich glaub’s nicht. Diese Mary, oder wie sie auch heißt, ist echt eine Schwindlerin.
    Ich nenne sie trotzdem weiter Mary. Ich habe dir ja schon gesagt, dass ich nichts auf Namen gebe. Jetzt spricht Mary wieder, im Flüsterton, dicht an meinem Ohr.
    Â»Hör zu.« Sie redet schnell und so leise, dass die Krankenschwester es nicht hören kann. »Ich weiß nicht, warum ich dir das sage, aber … egal, ich sage es trotzdem. Ich weiß nicht, wer du bist oder was du getan hast. Und ich stelle keine Fragen. Aber ich weiß, dass du in großen Schwierigkeiten steckst.«
    Sie zögert, dann fährt sie hastig fort.
    Â»Falls du je nach mir suchen solltest, frag im Gasthaus Krone in der South Street nach Jacob. Ich kann dir nicht versprechen, dass ich dir helfen kann. Aber ich verspreche dir, dass ich dir zuhören werde. Und du behältst für dich, was ich dir gerade gesagt habe, ja?«
    Â»Lily«, ruft die Krankenschwester streng. »Jetzt ist aber Schluss.«
    Nun ist es still. Ich warte ein Weilchen, dann spähe ich aus einem Augenwinkel. Mary ist weg, aber die Krankenschwester ist noch da. Sie sieht, dass ich sie beobachte.
    Â»Du brauchst Schlaf«, sagt sie. »Wir können uns unterhalten, wenn du dich ausgeruht hast.« Nach einem kurzen Schweigen fragt sie: »Aber kannst du mir noch sagen, wie du heißt?«
    Ich schließe die Augen und tue so, als würde ich wegdösen. Die Krankenschwester redet weiter.
    Â»Lily wusste es nicht und auch sonst niemand.«
    Ich schweige.
    Â»Heißt du Slicky?«, fragt sie. »Ich meine, ist das dein Spitzname?«
    Ich stelle mich schlafend. Die Krankenschwester sagt nichts mehr. Ich spüre, dass sie das Bettzeug zurechtstopft, kurz zögernd stehen bleibt und dann verschwindet. Ich lasse die Augen zu. Meine Lider fühlen sich schwer an, wie mein ganzer Kopf.
    Ich habe Mühe, mich zu konzentrieren, Bigeyes. Aber ich muss nachdenken. Und ich muss handeln. Ich wünschte, Mary hätte länger dableiben können. Es gibt noch mehr, was ich wissen muss. Obwohl ich mir nun größtenteils zusammenreimen kann, was hinter dem alten Lagerhaus

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