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Calhoun Chronicles 03 - Die Schoene Tochter Des Senators

Calhoun Chronicles 03 - Die Schoene Tochter Des Senators

Titel: Calhoun Chronicles 03 - Die Schoene Tochter Des Senators Kostenlos Bücher Online Lesen
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1. KAPITEL
    Der Brautstrauß flog an einem Dutzend gereckter Arme vorbei genau in Abigail Beatrice Cabots Gesicht und fiel ihr dann in die Hände. Für einen Moment sah sie Sterne;
    ihr tränten die Augen, und der aufdringlich süße Geruch der Gardenien stach ihr in die Nase. Sie blinzelte zweimal und brach dann in schreckliches Niesen aus.
    Zuerst senkte sich Grabesstille über die fröhlichen Gratulanten, danach begannen die jungen Damen in der Nähe zu kichern, und schließlich flüsterten die Hochzeitsgäste erregt, die sich im Ostsaal des Weißen Hauses versammelt hatten.
    „Ich bin allergisch gegen Gardenien“, entschuldigte sich Abigail, der die Angelegenheit sehr peinlich war. Blütenblätter schwebten an ihrem Gesicht und dem Oberteil ihres Kleides herab und hinterließen eine gelbe Puderspur. Ein Kamm hatte sich aus ihrem Haar gelöst, und sie merkte, dass ihr aufgesteckter Zopf herunterfiel.
    Abigail ließ den Brautstrauß fallen, kümmerte sich nicht weiter darum, sondern dachte nur noch daran zu fliehen. Sie hörte, wie die Gäste leise tuschelten, als sie über das blanke Parkett eilte. Obwohl sie sich große Mühe gab, nicht hinzuhören, drangen doch einige nur allzu bekannte Sätze an ihr Ohr: „Wie peinlich für Senator Cabot! Seine Tochter war ja schon immer ein wenig merkwürdig, nicht wahr? Für ihn muss sie eine wahre Prüfung sein ...“
    Derweil stand ihr Vater an einer Seite des Saals und warf ihr einen niederschmetternden, enttäuschten Blick zu. Statt seinen Auftritt als Senator aus Virginia zu schmücken, hatte sie es geschafft, allen Anwesenden vorzuführen, dass er sich mit all seinem Geld und dem Einfluss, den er hatte, eben keine ordentliche Tochter zu kaufen vermochte. Am liebsten wäre sie tot umgefallen. Die Miene ihres Vaters, das Kichern ringsum - das war einfach zu viel. In ihrer Hast wäre sie beinahe gestolpert und hingefallen. Sie taumelte ein wenig, und ihre Frisur löste sich noch mehr auf.
    Abigail sah alles um sich herum wie durch einen Nebel: den schneidigen Bräutigam in seiner Galauniform, die zierliche Braut im perlenbestickten Gewand, die sehen wollte, was mit ihrem Brautstrauß geschehen war, die Herren, welche sich um den Präsidenten scharten und um seine Aufmerksamkeit wetteiferten, die First Lady mit ihrer Damenschar, die lebhaft über das letzte Missgeschick von Senator Cabots Tochter schwatzte.
    Obgleich die Gäste sich vor ihr teilten wie das Rote Meer, wurde Abigail den Eindruck nicht los, alle hätten sich nur versammelt, um ihren Fauxpas mitzuerleben. Sie spürte, wie die Blicke der Anwesenden sich in ihren Rücken bohrten, während sie durch den Ballsaal flüchtete und hoffte, sie würde die Glastüren beim Nordostausgang erreichen, bevor sie erneut niesen musste.
    Dass sie sich auf der Hochzeit ihrer Freundin so blamierte, war ihr äußerst unangenehm. Eigentlich hatte sie überhaupt nicht herkommen wollen. Sie hatte all ihre üblichen Gegenargumente angeführt und erklärt, sie sei zu schlicht, zu tollpatschig in der Gesellschaft und zu ungeschickt auf dem Tanzboden.
    Ihr Vater hatte jedoch darauf bestanden, dass sie ihn begleitete, und Senator Franklin Rush Cabot setzte stets seinen Willen durch, besonders bei seiner jüngeren Tochter, die es ihm so gern recht machen wollte.
    Abigail hielt den Kopf gesenkt, konzentrierte sich auf ihre Flucht und schlängelte sich um Hochzeitsgäste, Topfpflanzen und vorbeikommende Kellner herum. Zwar schaffte sie es, ein erneutes Niesen zu unterdrücken, doch nun war sie beinahe taub. Allerdings nicht so taub, dass sie die Bemerkungen nicht hätte hören können, die wie eine ansteckende Krankheit weitergetragen wurden: „Einfach skandalös, nicht wahr? Sie müsste schon längst verheiratet sein. Hätte ihre Mutter das noch erlebt, wäre sie erschüttert gewesen ...“
    Diese Hochzeit findet im Weißen Haus statt, sagte sich Abigail und warf einen verstohlenen Blick auf die Kritikerinnen. Wunderschön gewandte und mit einem Benehmen, das ebenso scharf geschliffen war wie ihre Zungen, stellten sie die Elite der hauptstädtischen Gastgeberinnen dar - Gattinnen von Senatoren, Staatssekretären und Industriellen. Fanden diese Damen denn zu ihrer Belustigung nichts Interessanteres als ausgerechnet Abigail Cabot?
    Sie konzentrierte sich wieder auf ihr Ziel: Flucht! Die Tür zum nordöstlichen Tor stand in dieser Herbstnacht offen und bildete den Rahmen für den tiefschwarzen Himmel mit seinem endlosen

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