Laura und das Labyrinth des Lichts
die schmalen Brüstchen vor Stolz geschwellt.
»Und würdet ihr das auch tun?«, hakte Paravain mit hoffnungsvoller Miene nach.
»Kommt darauf an.«
Der Ritter kniff missbilligend die Augen zusammen. »Worauf denn?«
»Darauf, was Ihr von Silvana wollt, Ihr Dummfragling!«
Kapitel 25
Die
geheime
Bibliothek
ilvana war zu Paravains großer Erleichterung sofort bereit, ihm zu helfen. Er musste sie noch nicht einmal überreden. »Die Herren Virpo, Yirpo und Zirpo haben mir versichert, dass ich Euch vertrauen kann«, erklärte die Einhornkönigin. »Sie sind Wesen des reinen Lichts und würden sofort spüren, wenn Ihr Böses im Sinn hättet. Genau wie ich selbst auch«, fügte sie hinzu. »Beim leisesten Zweifel an Euren Absichten hättet Ihr weder mich noch meine Tochter zu Gesicht bekommen.« Sie nickte zu den mächtigen Bäumen, die die Lichtung säumten. »Habe ich nicht Recht, ihr Alten?«
»Natürlich, Königin«, raunte es zwischen dem Blattwerk, bevor die Wipfel sich sacht zum Boden neigten.
»Außerdem, Ritter Paravain«, fuhr Silvana fort, »hat sich Euer Ruf längst auch bis in den Karfunkelwald verbreitet. Wir wissen, mit welch großem Eifer Ihr für die Sache des Lichts streitet. Damit dient Ihr nicht nur dem Wohle Aventerras, sondern auch den Bewohnern des Menschensterns. Und da wir Einhörner uns diesen besonders verbunden fühlen, sehe ich keinen Grund, Euch meine Hilfe zu versagen.«
Die Reinigung des Schwertes nahm nicht viel Zeit in Anspruch. Paravain tauchte es dreimal tief in das Wasser des Sees und wusch es sorgfältig ab. Danach kniete er vor Silvana nieder, schloss die Augen und flehte das Licht um Hilfe an, während die Einhornkönigin das Schwert dreimal mit dem Horn berührte: an der Spitze, an der Schneide und am Griff. Damit war die Zeremonie beendet.
Während der Ritter sich erhob und die Waffe in die Scheide zurückschob, fragte Alienor das Einhorn: »Seid Ihr sicher, dass das Schwert nun keine schwarzmagischen Kräfte mehr besitzt?«
»Ganz sicher sogar. Sonst hätte der Karfunkelstein doch geleuchtet, als ich es mit dem Horn berührte.«
Silvana schien dem Mädchen anzusehen, dass es von den magischen Kräften des unter dem Horn verborgenen Zaubersteins noch niemals gehört hatte. Also offenbarte sie Alienor dessen Geheimnis. »Und wenn die Kräfte des Karfunkelsteins sich mit der besonderen Macht vereinen, die vom Siegel der Sieben Monde ausgeht«, schloss sie ihre Enthüllung, »kann selbst der mächtigste Dämon dagegen nichts ausrichten.«
»Aber wie kommt es dann, dass ich einen solchen Stein noch niemals gesehen habe?«, erkundigte sich die Elevin.
»Ganz einfach«, entgegnete Silvana. »Weil die Karfunkelsteine sehr selten sind. Wir wachen sorgsam darüber, dass sie nicht in die falschen Hände geraten. Nur wer uns Einhörnern einen wichtigen Dienst erweist, erwirbt das Recht, einen zu besitzen.«
Bevor Paravain und Alienor die verborgene Lichtung im Karfunkelwald wieder verließen, bewunderten sie noch die Einhornprinzessin.
Smeralda hatte sich prächtig entwickelt und war fast schon zu einer stolzen Stute herangewachsen. Das Horn auf ihrer Stirn war nur wenig kürzer als das ihrer Mutter. »Bis zur Mittsommernacht wird sie mich gewiss überflügelt haben.« Silvana war der Stolz auf ihre Tochter anzuhören. Dass Smeralda sie als Königin ablösen würde, schien ihr nicht den geringsten Verdruss zu bereiten. »Alles ist im ständigen Wandel begriffen«, befand sie vielmehr. »Nichts kann bestehen, wenn es sich nicht dauernd erneuert. So lautet das uralte Gesetz, dem alle Geschöpfe unter der Sonne unterliegen. Warum sollte die Einhornkönigin eine Ausnahme darstellen?«
»So ähnlich hat sich Elysion, mein Gebieter, auch ausgedrückt«, erwiderte der Ritter.
»Kein Wunder – nicht umsonst haben ihn die Geister, die über den Lauf der Welten gebieten, zum Hüter des Lichts bestimmt!«
Paravain bedankte und verabschiedete sich. Obwohl er um die besonderen Zauberkräfte der Einhörner wusste, konnte er sich eine letzte Warnung nicht verkneifen. »Bitte passt gut auf Euch und Eure Tochter auf, und seid vor allem vor Beliaal auf der Hut! Es wäre doch nicht auszudenken, wenn Smeralda ihm ausgerechnet jetzt in die Hände fiele.«
»Ich danke Euch für die Anteilnahme«, sprach die Königin ernst. »Doch es ist wirklich nicht nötig, dass Ihr Euch um uns sorgt. Der Herr der Finsternis versucht schon seit Anbeginn der Zeiten, eine Einhornprinzessin in
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