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Laura und das Labyrinth des Lichts

Laura und das Labyrinth des Lichts

Titel: Laura und das Labyrinth des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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endloser Ferne. Der unheimliche Laut schwoll immer weiter an, bis er schließlich den Boden unter Lauras Füßen vibrieren ließ – und dann geschah es:
    Als würde ein riesiger Maulwurf mit unwiderstehlicher Gewalt aus dem Erdboden drängen, brodelte das Grab des Henkers gleich einem Vulkan. Beliaal schoss aus der Öffnung und stand in voller Größe auf dem alten Tierfriedhof. Der Anblick war so Furcht erregend, dass selbst der Mond zu erschrecken schien. Zumindest wurde er schlagartig blasser.
    Laura hatte bislang nur die Fratze des Dämons gesehen, und beim Anblick der schauerlichen, mehr als zwei Meter aufragenden Gestalt wollte sie sich am liebsten verkriechen. »O nein!«, entfuhr es ihr. Starr hielt sie die Augen auf den Herrscher der Finsternis gerichtet, der seinerseits den Blick über die ungeweihte Kadaverstätte schweifen ließ.
    Hatte er Laura entdeckt? Nein. Als Beliaal die Gewächse gewahrte, deren Samen der Rote Tod aus dem Schattenforst hergebracht hatte, leuchteten seine Dämonenaugen gelbrot auf. Er steckte zwei Finger zwischen die schrundigen Lippen und pfiff auf eine Weise, die Laura durch Mark und Bein ging.
    Der schaurige Ton war noch nicht verklungen, da kam schon Bewegung in die Pflanzlinge. Blätter und Äste formten sich neu. Augenblicke später war die Verwandlung abgeschlossen, und eine Meute schwarzer Bestien drängte sich um den Dämon. Sie jaulten und winselten vor Begeisterung, ihren Gebieter wiederzusehen.
    »Ich freue mich auch, meine Lieben!« Mit einem Strahlen auf dem Antlitz kniete Beliaal in ihrer Mitte nieder, kraulte das eine Schattenbiest am Kopf, tätschelte dem anderen den muskulösen Hals, um sich gleich darauf einem dritten zuzuwenden. Es sah fast so aus, als würde ein freundlicher Hundeliebhaber mit seinen Schützlingen spielen.
    Laura wusste allerdings, dass der Eindruck trog. Als hätte der Dämon ihre Gedanken erraten, erhob er sich wieder und reckte den rechten Arm empor.
    Die Meute verstummte augenblicklich. Die Tiere wandten ihrem Herrn die Köpfe zu und spitzten aufmerksam die Ohren.
    »Sucht dieses Balg und bringt es mir!«, befahl er barsch. »Los!« Sein Arm stürzte herab wie ein Fallbeil.
    Die schwarzen Bestien machten auf den Hinterbeinen kehrt und jagten in Windeseile den Wolfshügel hinauf. Lautlos, als würden sie schweben, und ohne das geringste Atemgeräusch hetzten sie am Versteck von Laura und Auriel vorbei und stürmten mit langen Sätzen davon. Bald waren sie den Blicken entschwunden. Beliaal aber ließ sich auf dem Alten Schindacker nieder, legte den Kopf in den Nacken und richtete die Augen zum Himmel, als wolle er sich am Anblick der Mondscheibe ergötzen.
    In diesem Augenblick begriffen Laura und der Wolkentänzer, dass ihre Überlegungen falsch gewesen waren. Der Dämon dachte nicht daran, selbst Jagd auf die kleine Laura zu machen, auch wenn er das Longolius gegenüber angekündigt hatte. Vielmehr wartete er in aller Ruhe ab, bis seine Höllenhunde ihm die Beute in die Arme trieben!
    Laura wurde heiß und kalt zugleich. Entsetzt blickte sie Auriel an. »Und was machen wir jetzt?«
    Etwas schimmerte unter dem Gewand des Wolkentänzers hell auf. Er holte den Lapismalus hervor, den magischen Stein, der ihm jeden Verstoß gegen die uralten Gesetze offenbarte.
    Im Inneren des Steins war ein Mädchen zu sehen, das knapp sieben Jahre alt sein musste. Laura erkannte das Kind auf den ersten Blick – es war sie selbst, wenn auch viel jünger! Die kleine Laura ging eben auf ein Kätzchen zu, das aus einem Gebüsch hervortapste. Das Tierchen war schneeweiß, hatte eine schwarze Zeichnung auf der Stirn und miaute herzzerreißend.
    »Oh, wie süß!«, quiekte die kleine Laura. Sie beugte sich zu dem Tier hinunter, nahm es auf den Arm und streichelte es. »Wie weich das Fell ist! So flauschig wie Wolle.« Zu Lauras Enttäuschung jedoch sprang das putzige Kätzchen gleich darauf zurück ins Gras und rannte davon.
    Da trat eine Frau auf die Kleine zu und lächelte sie süßlich an. »Schnell, Laura«, forderte sie das Mädchen auf. »Lauf dem Kätzchen hinterher, damit ihm nichts passiert.«
    Sayelle – diese Schlange!
    »Nicht doch!«, schrie Laura entsetzt. »Das ist eine Falle!« Aber natürlich konnte ihr jüngeres Ich sie nicht hören, und so rannte die Kleine auch schon los und lief freudestrahlend dem sicheren Verderben entgegen.
    »Sie sind am Henkerswald!«, bemerkte Auriel. »Wo der Pfad zur Alten Gruft beginnt!« Damit breitete der

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