Laura und das Labyrinth des Lichts
seit Tagen unbehaglich. Der bloße Gedanke daran, bei dem König um die Hand seiner Tochter anzuhalten, verschaffte ihm ein flaues Gefühl im Magen – obwohl nicht der leiseste Zweifel daran bestand, dass Rumor dieser Bitte mit Freuden entsprechen würde. Trotzdem wollte Paravain die Sache so schnell wie möglich hinter sich bringen.
König Mortas und sein Waffenmeister Falkas, der bereits König Artas gedient hatte und Paravain in jungen Jahren ein guter Lehrmeister gewesen war, begleiteten die Gäste bis vor die Tore von Burg Tintall. Dort erneuerte Mortas das Angebot, das er seinem Neffen schon am Vortag gemacht hatte: »Willst du es dir nicht noch einmal überlegen, Paravain? Ich stelle dir gern eine Eskorte zur Verfügung. In der Begleitung meiner Hhelmritter seid ihr doch viel sicherer.«
»Ich danke Euch für Euer großzügiges Angebot, Oheim«, wehrte der Ritter ab. »Aber glaubt mir, wir kommen schon allein zurecht.«
»Wie du meinst« erwiderte Mortas. Er gab seinem Neffen beste Grüße an König Rumor mit auf den Weg und bat ihn, diesen auch in seinem Namen herzlich zu den Vermählungsfeierlichkeiten einzuladen.
»Das wollen wir ihm gerne ausrichten«, sagte Paravain und strahlte seine Braut an. »Nicht wahr, Morwena?«
»Natürlich«, bestätigte die Heilerin. »Vater wird sich sehr darüber freuen.«
»Dann gehabt euch wohl, bis wir uns in einigen Wochen wiedersehen.« König Mortas umarmte seinen Neffen zum Abschied und schloss auch Morwena in die Arme. Danach gab der Weiße Ritter das Zeichen zum Aufbruch. Sie stiegen auf die Pferde und ritten davon.
Mortas und Falkas sahen ihnen lange nach. Die Reiter waren schon ein gutes Stück entfernt, als der König sich an seinen Waffenmeister wandte. »Dieser Narr! Er fühlt sich wohl ziemlich sicher mit seinem neuen Schwert. Ich kann es kaum erwarten, sein dummes Gesicht zu sehen, wenn er endlich erfährt, was es damit auf sich hat.« Er klopfte Falkas auf die Schulter. »Komm mit, mein Freund! Wir sollten uns umgehend an die Arbeit machen. Es gibt schließlich noch viel zu tun, wenn diese Vermählung zu dem unvergesslichen Ereignis werden soll, von dem wir beide schon so lange träumen.«
A uriel sah Laura eindringlich an. »Du vermutest also, dass die Dogge, die dich als Kind gebissen hat, zur Meute der schrecklichen Schattenhunde gehörte?«
»Genau – auch wenn ich mich an die näheren Umstände nicht erinnern kann«, entgegnete das Mädchen. »Ich weiß weder, wann und wo ich gebissen wurde, noch, ob es sich tatsächlich um diese Bestien handelte. Ich habe keine Ahnung, wie ich ihnen entkommen konnte. Es gab damals nicht einen Zeugen. Danach habe ich allerdings ständig von einer riesigen schwarzen Dogge geträumt, und Papa hat daher angenommen, dass mich ein solches Tier auch gebissen hat.«
»Hm.« Der Wolkentänzer strich sich nachdenklich die wallenden Haare aus dem Gesicht. »Wenn die Dogge tatsächlich dieser höllischen Meute angehörte, dann muss dir jemand geholfen haben. Sonst hättest du diese Begegnung mit Sicherheit nicht heil überstanden. Und ich ahne auch schon, wer diese Helfer waren.«
Laura musste seine Gedanken nicht lesen, um zu wissen, wen er meinte: sie beide natürlich. Rasch beugte sie sich über die Liste der totalen Mondfinsternisse, die sie sich beschafft hatte. Die Finsternis in ihrem siebten Lebensjahr war am 21. Juni gewesen, am Tage der Mittsommernacht also. Sie hatte einige Minuten nach 21 Uhr begonnen und eine knappe Stunde angedauert.
»Damit dürfte klar sein, wann Beliaal erschienen ist«, erklärte sie dem Geflügelten. »Wir müssen ihn also nur im Auge behalten, wenn wir verhindern wollen, dass er sich mein jüngeres Ich schnappt.« Auch Auriel war davon überzeugt, dass der Dämon die Erde auf dem Alten Schindacker betreten würde, und sie beschlossen, sich zum fraglichen Zeitpunkt dort auf die Lauer zu legen. Die dazu nötige Traumreise lief mit der Blitzesschnelle eines Gedanken ab.
Laura hatte noch nie das Himmelsschauspiel einer totalen Mondfinsternis beobachtet. Sie schaute staunend zu, wie sich der volle Mond langsam in den Erdschatten schob, bis er zur Gänze darin verschwand. Zu ihrer großen Überraschung aber blieb der Mond trotzdem sichtbar und glomm als rötlichbraune Scheibe am Himmel. Lukas wüsste bestimmt eine Erklärung dafür, dachte sie gerade, als ihre Aufmerksamkeit auf den Alten Schindacker gelenkt wurde.
Von dort war ein Brausen zu hören, anfangs nur schwach und wie aus
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