Laura und das Labyrinth des Lichts
es kaum wagen, uns anzugreifen. Daher haben wir auf längere Zeit nichts von ihnen zu befürchten.«
»Welch überaus erfreuliche Nachricht!«, sagte die Heilerin beglückt und wandte sich an Paravain. »Findest du nicht auch?«
»Ja. Sie erfüllt mein Herz mit großer Freude.« Der Weiße Ritter blickte seine Mitstreiter zufrieden an. »Ich danke euch. Ihr habt ausgezeichnete Arbeit geleistet und euch eine Stärkung verdient.«
Während die Ritter den Weg zur Küche einschlugen, wo Speis und Trank auf sie warteten, ergriff Paravain die Hand der Heilerin. »Komm, Morwena«, meinte er mit warmem Ausdruck in der Stimme. »Elysion soll die gute Neuigkeit so schnell wie möglich erfahren – und danach werden wir ihm endlich mitteilen, wozu wir beide uns entschlossen haben.«
Die Augen der Heilerin leuchteten auf. »Ich wüsste nicht, was ich lieber täte!« Sie wartete, bis der letzte der Weißen Ritter im Burggebäude verschwunden war. Dann schlang sie die Arme um Paravain und küsste ihn, als gäbe es kein Morgen. Als sich ihre Lippen schließlich lösten, drehte Morwena sich voller Ungeduld um und zog den Ritter hinter sich her. »Jetzt beeil dich doch! Ich kann es nicht erwarten, Elysions überraschtes Gesicht zu sehen.«
I ch hätte nie gedacht, dass Laura so ausrastet«, raunte Max Stinkefurz seinem Kumpel Ronnie Riedel zu, während sie die Eingangshalle der Burg Richtung Speisesaal durchquerten. »Ehrlich gesagt, hab ich sie für klüger gehalten. Laura hätte wissen müssen, dass die Taxus sich das nicht gefallen lässt.«
»Geschieht ihr ganz recht!« Ronnie grinste seinen übergewichtigen Freund hämisch an. »Die blöde Tussi denkt doch, sie wär was Besseres als wir.«
»Och, findest du? Es ist schon komisch, dass sie ihr Aufgabenheft nicht gefunden hat. Man kann über Laura sagen, was man will, aber als Lügnerin habe ich sie bislang noch nicht erlebt.«
»Es behauptet ja auch niemand, dass sie lügt – außer Pinky natürlich.« Ronnie Riedel sah den Kumpel mit fiesem Grinsen an.
Max brauchte einige Sekunden, bis er begriff. »Wi-Wi-Willst du damit sagen, dass du …?«
»Ja, klar – wer denn sonst?« Ronnies Grinsen wurde noch breiter. »Aber glaub mir, das ist erst der Anfang. Es kommt noch viel dicker für Laura – und das viel schneller, als sie glaubt.«
»Echt?« Die Wangen von Stinkefurz schwabbelten vor Neugier. »Was hast du dir denn noch ausgedacht?«
Ronnie wollte schon antworten, als er ein leises, aber deutlich vernehmbares »Psst!« hörte. Er drehte sich um und erblickte Dr. Quintus Schwartz. Der Konrektor lehnte an der Wand der Halle, direkt unter dem Ölgemälde, das eine Frau in Weiß mit einem schwarzen Wolf zeigte. Scheinbar gelangweilt beobachtete er die Internatsschüler, die dem Speisesaal zuströmten. Er winkte Ronnie mit einer verstohlenen Geste zu sich. »Geh schon mal vor«, meinte der zu seinem Kumpel Max. »Ich komm gleich nach.«
Ronnie kam gar nicht in den Sinn, dass er Quintus Schwartz und Pinky Taxus lediglich als willfähriger Erfüllungsgehilfe für ihre finsteren Pläne diente. Es hatte ihm sogar geschmeichelt, dass die beiden mit ihrem Anliegen ausgerechnet auf ihn zugekommen waren. Er begegnete dem Konrektor mit einem unterwürfigen Hundeblick. »Was gibt es denn, Herr Doktor?«
»Nichts weiter«, antwortete Schwartz mit hintergründigem Lächeln. »Wie ich zu meiner großen Freude vernommen habe, hast du unseren neuen Auftrag bereits erfüllt.«
»Natürlich.« Der Junge nickte eifrig. »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass Sie sich auf mich verlassen können.«
»Gut so. Ich wollte dich nur an zwei Dinge erinnern: Zum einen haben wir vollkommenes Stillschweigen über alles vereinbart. Ich würde dir in deinem eigenen Interesse raten, dich strengstens daran zu halten!«
»A-A-Aber natürlich, Herr Doktor«, versicherte Ronnie rasch und merkte nicht, dass das verräterische Rot seiner Wangen ihn als Lügner entlarvte. »Von mir erfährt niemand ein Wort!«
Der Konrektor ging nicht weiter darauf ein. »Zum anderen ist es unbedingt notwendig, dass der zweite Teil unseres Planes schnellstmöglich umgesetzt wird, am besten noch heute!«
»Ja, selbstverständlich!«, bekräftigte Ronnie Riedel. Wie ein verschüchtertes Schoßhündchen blickte er zu dem Konrektor auf. »Aber ich kann mich doch darauf verlassen, dass auch Sie zu Ihrem Wort stehen, ja?«
»Keine Angst, mein Junge.« Dr. Schwartz machte einen Schritt auf Ronnie zu und legte ihm die Hand
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