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Laura und das Labyrinth des Lichts

Laura und das Labyrinth des Lichts

Titel: Laura und das Labyrinth des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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Tropfen der durchsichtigen Flüssigkeit ein. Entsetzt wandte sich das Mädchen an den Geflügelten. »Was hat Schwartz mir da zu trinken gegeben?«
    »Eine teuflische Tinktur, auf deren Herstellung sich nur die Fhurhur verstehen, die Schwarzmagier im Dienste Borborons.«
    »Bist du sicher?«
    »Ziemlich!«, antwortete der Geflügelte mit ernster Miene. »Du musst wissen: Zur letzten Wintersonnenwende hat die Gestaltwandlerin Syrin ihre dunklen Verbündeten auf Burg Ravenstein kurz besucht. Ich vermute einen Zusammenhang zwischen Syrins Abstecher auf die Erde und dem Giftanschlag von Dr. Schwartz. Möglicherweise überbrachte die Gestaltwandlerin damals die Tinktur. Allerdings könnte Dr. Schwartz auch auf anderem Wege in ihren Besitz gelangt sein.«
    »Aber wie denn?«, wunderte sich Laura. »Die magischen Pforten öffnen sich doch nur in den Nächten der vier Sonnenfeste. Nur dann ist es möglich, Gegenstände aus Aventerra auf unsere Erde zu bringen – und umgekehrt.«
    »Das ist schon richtig, Laura – allerdings nicht ganz.«
    Das Mädchen starrte Auriel überrascht an. »Was meinst du damit?«
    »Dass du bestimmte Wesen übersehen hast, auf die diese Beschränkung nicht zutrifft«, erklärte Auriel ernst. »Ich spreche von den Wiedergängern, die auf ewig keine Ruhe finden. Sie sind weder tot noch lebendig und irren rastlos zwischen der Welt der Menschen und dem Schattenforst umher, wo der Todesdämon Beliaal ihnen Zuflucht in seinem finsteren Reich gewährt.«
    Natürlich! Auriel hatte Recht!
    Eines dieser Wesen hatte schon öfter Lauras Wege gekreuzt: Der Rote Tod, ein unheimlicher Helfer der Dunklen. Als gnadenloser Scharfrichter des grausamen Ritters hatte er so viel Schuld auf sich geladen, dass er nach dem Tod keine Ruhe fand. Laura hatte selbst erlebt, dass sein Grab auf dem Alten Schindacker mal offen und dann wieder zugeschüttet gewesen war. Was nur bedeuten konnte, dass es ihm in Wahrheit als Pforte diente. Auf diesem Wege konnte er also in den Schattenforst und wieder zurückgelangen! Und natürlich hätte er auch das teuflische Elixier auf die Erde bringen können, das Quintus Schwartz ihr eingeflößt hatte.
    Aber wie auch immer die Phiole in den Besitz der Dunklen gelangt sein mochte – Laura beschäftigte eine weit wichtigere Frage: »Und was bewirkt dieses Elixier?«
    »Eine der schlimmsten Torturen, die du dir nur vorstellen kannst – den Todesschlaf!«
     
    Lukas stöhnte auf. Die bohrende Ungewissheit über das Schicksal seiner Schwester wurde allmählich zur Qual. Mindestens eine halbe Stunde saß er nun schon mit seinen Eltern auf dem Flur vor der Intensivstation und wartete auf einen Arzt, der sie über Lauras Befinden aufklärte. Doch noch immer ließ sich niemand blicken. Das grelle Licht der Neonbeleuchtung spiegelte sich auf dem blank gewienerten Linoleumboden, der einen penetranten Bohnerwachsgeruch verströmte. Dünste von geschmacklosem Kantinenessen und fadem Kräutertee waberten durch den Gang. Es war offenbar Zeit fürs Abendbrot.
    Endlich glitt die automatische Schiebetür vor dem Eingang zur Intensivstation geräuschvoll zur Seite, und ein Mann in weißem Kittel trat auf sie zu. Das Namensschild am Kragen wies ihn als »Dr. Möller, Stationsarzt« aus.
    Anna und Marius erhoben sich bei seinem Anblick, und Lukas tat es den Eltern gleich.
    Mit bedächtigen Schritten kam der Arzt auf sie zu. »Familie Leander?«, fragte er.
    Anna nickte hastig. »Wie geht es Laura? Konnten Sie ihr helfen?«
    Dr. Möller schüttelte den Kopf. »Leider nicht. Wir stehen, ehrlich gesagt, vor einem Rätsel.«
    Anna erblasste.
    Auch Marius schluckte betroffen. »Und – was heißt das?«
    »Dass wir bislang nicht herausfinden konnten, was Laura fehlt. Dabei haben wir jede erdenkliche Untersuchung durchgeführt.«
    »Aber …«, hob Anna an, wurde von dem Arzt aber unterbrochen.
    »Was das Merkwürdige ist: Es wurden keinerlei Verletzungen festgestellt, weder äußerlich noch innerlich. Die Laborwerte sind normal, ebenso sämtliche Vitalfunktionen.«
    »Das würde doch bedeuten, dass Laura völlig gesund ist«, sagte Marius verwirrt.
    »Eigentlich schon.« Dr. Möller schnitt eine Grimasse, als bereitete ihm die Aussage tiefstes Unbehagen. »Aus diesem Grund können wir uns auch nicht erklären, warum Laura im tiefen Koma liegt. Das EEG allerdings …« Ungefragt fügte er erläuternd hinzu: »… die Messung ihrer Gehirnströme deutet auf schwerste Verletzungen hin. Dabei konnten wir in der

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