Laura und das Labyrinth des Lichts
Beliaal heiße!« Eine Mischung aus grenzenloser Gier und ohnmächtiger Wut zeichnete die Dämonenfratze. Seine Fledermausflügel zuckten wütend. »Ich werde die Einhörner aus dem Karfunkelwald vertreiben, und dann wird mich niemand mehr aufhalten können!«
»Das wünsche ich Euch von Herzen. Und dennoch …« Der Fhurhur hielt inne und nippte an seinem Wein. Er wollte Zeit gewinnen, um seine Worte sorgfältig abzuwägen. Der Herr der Finsternis war unberechenbar. Eine einzige falsche Bemerkung konnte ihn in rasenden Zorn versetzen. Bedächtig fuhr der Schwarzmagier fort: »Ihr wisst doch, dass die Einhörner die reinsten Geschöpfe des Lichts sind und weder Ihr noch wir ihnen etwas anhaben können.«
»Natürlich weiß ich das!«, grollte der Dämon aus tiefer Kehle. »Ich mache schließlich schon seit Jahrhunderten Jagd auf sie!«
»Die Zauberkräfte der Einhörner waren niemals größer als im Augenblick. Denn unsere Gegner sind uns weit überlegen, und die Macht des Lichts ist so gewaltig wie nie zuvor. Wenn sich daran nichts ändert, werdet Ihr die Einhörner niemals aus dem Karfunkelwald vertreiben können.«
»Wie auch immer«, knurrte der Dämon unwirsch. »Ich werde schon einen Weg finden.« Der Klang seiner Worte verriet jedoch, dass er davon selbst nicht mehr überzeugt war.
»Nichts gönne ich Euch mehr!« Ein listiges Lächeln schlich sich auf die schmalen Lippen des Fhurhurs. »Aber dazu benötigt Ihr die Hilfe eines unschuldigen Wesens, eines Menschenkindes. Das Schicksal der Einhörner liegt allein in der Hand der Menschen, wie die Uralte Offenbarung uns ebenfalls kundtut.«
»Als ob ich das nicht selber wüsste!«, erwiderte Beliaal ungehalten. »Sonst hätte ich doch kaum versucht, dieses Mädchen in meine Gewalt zu bringen. Und um ein Haar wäre es mir sogar gelungen! Das Horn der Hölle hatte bereits den ersten Ton geblasen, aber dann …« Erneut ließ der Zorn seine Augen aufleuchten, höllisch rot und schwefelgelb. Dann beugte er sich vor, bis seine Nasenspitze nur noch eine Handbreit vom Gesicht des Fhurhurs entfernt war. »Sieh dich bloß vor, du elender Wurm! Wenn du gekommen bist, um dich über mich lustig zu machen und mich an die schlimmsten Stunden meines Lebens zu erinnern, dann rufe ich auf der Stelle die Werwolf-Wache herbei, damit sie sich deiner annimmt!«
Der Fhurhur zuckte zurück, aus Angst und weil ihm der beißende Schwefelatem des Dämons Übelkeit verursachte. »Nein, nein, großmächtiger Beliaal!«, beteuerte er rasch. »Das lag keineswegs in meiner Absicht. Ich wollte Euch vielmehr einen Vorschlag unterbreiten.«
Beliaal schnaufte heftig. Giftgelber Dampf quoll aus seinen Nasenlöchern, die groß waren wie Pferdenüstern. »Und der wäre?«
»Ihr habt bestimmt schon vernommen, was in der kommenden Mittsommernacht geschehen wird. Ihr verpasst also eine einmalige Gelegenheit, wenn Ihr diese schicksalhafte Stunde ungenutzt verstreichen lasst!«
»Willst du mir Lehren erteilen, du Wicht?« Erneut entströmte eine Wolke aus schwefeligem Dampf der platten Nase des Dämons. »Komm endlich zur Sache, oder verschone mich mit deinem Geschwätz!«
Der Fhurhur triumphierte: Kein Zweifel, er hatte Beliaals Interesse geweckt. Der Dämon hatte den Köder geschluckt! »Mein Gebieter schlägt Euch folgenden Handel vor: Ihr offenbart uns dieses Kind des Dunklen Blutes, und wir spielen Euch ein Wesen vom Menschenstern in die Hände, das Euch in der Mittsommernacht zum Sieg über die Einhörner verhilft!«
Der Todesdämon musterte seinen Besucher zweifelnd. »Und wie wollt ihr das anstellen?«
»Das lasst nur meine Sorge sein, o mächtiger Beliaal.« Der Fhurhur erhob sich, machte einen Schritt auf den Dämon zu und streckte ihm die rechte Hand entgegen. »Schlagt ein, mächtiger Herrscher der Finsternis! Ihr werdet es bestimmt nicht bereuen.«
W ährend Mr Cool noch einige Runden durch den weitläufigen Park von Burg Ravenstein drehte, brachte Lukas sein Rad in den Fahrradkeller und schloss es dort an. Als er wieder nach draußen hastete, stieß er mit einem kräftigen Mann zusammen, einem grobschlächtigen Burschen mit massigem, völlig kahlem Schädel. Der Mann hatte übermäßig lange Arme, und er hielt einen altertümlichen Reisigbesen in den Pranken, mit dem er das Kopfsteinpflaster des Burghofs fegte.
»Ho, ho, Lukas«, beschwerte sich Attila Morduk, der Hausmeister des Internats. Sein gutmütiges Grinsen verriet, dass er es nicht allzu ernst meinte. »Immer
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