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Lautlos

Lautlos

Titel: Lautlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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auf eine kleine Koppel.
    »Pferde!«, rief sie verblüfft.
    Mahder lachte.
    »Ja, romantisch, was? Sie gehören der Polizei. Hohe Staatsgäste und andere Prominenz werden schon mal von der Kavallerie abgeholt.«
    Wagner wandte den Kopf nach hinten. Die Koppel wurde rasch kleiner. Der Anblick der drei Pferde auf dem von mehrspurigen Straßen eingelagerten Rasenstück wirkte beinahe surreal. Sie fuhren weiter auf das Terminal zu. Links neben und über ihnen verzweigten sich die Zubringer, zur Rechten gewahrte sie eine riesige Fläche aus Sand und Schutt, der die Gerippe gerade begonnener Auffahrten entwuchsen. Es kam ihr vor, als habe ein Besessener das Gewirr aus hohen und ebenerdig gelegenen Straßen und Wegen in einem Anfall von Schaffenswahn begonnen, um dann mittendrin jedes Interesse zu verlieren. Etwas Apokalyptisches haftete dem Szenario an, als seien die Dinge nicht so sehr im Entstehen als vielmehr Zeugnisse einer zivilisierten Vergangenheit, bevor der große Sturm alles hinweggefegt hatte, Flugzeuge, Technik, Fortschritt und Menschen, um wieder Platz zu schaffen für Bäume, Pferde und die Abgründe des Instinkts.
    Mahder deutete auf das Band des alten Zubringers, der sich auf mächtigen Säulen zur Abflugebene hochschraubte.
    »Das reißen sie alles ab«, sagte er. »Das Problem mit den alten Zubringern wäre, dass sie direkt durch den neuen Flughafen hindurchstoßen und ihn in der Mitte zerteilen würden. Die neue Straßenführung nimmt ihn von außen in die Zange.«
    »Wo ist denn nun das berühmte Terminal 2?«, fragte Wagner.
    Mahder lachte erneut. Sein blonder Schnurrbart klappte nach oben und gab eine Reihe schlecht gemachter falscher Zähne frei.
    »Gut versteckt.«
    »Ich habe gestern schon danach gesucht.« Sie zeigte auf eine breite Front mit Stahlnetzverkleidung und Spiralauffahrt jenseits des Zubringers. »Das da ist ja wohl das Parkhaus.«
    »Ja, das größte Europas. Toll, was? Unser neues P2. Schon schick. Das neue Terminal entsteht dahinter. Liegt an der augenblicklichen Straßenführung, dass Sie es nicht so gut sehen können.« Mahder steuerte den Wagen unter dem Zubringer hindurch, der jetzt eine Kurve beschrieb und sich hinauf zur Abflugebene wand. Er zeigte auf eine Stelle hinter dem Parkhaus. »Passen Sie auf, jetzt … zwischen der Parkhausauffahrt und dem alten Terminal … sehen Sie den Glasbau?«
    Wagner folgte seiner ausgestreckten Hand. Jenseits des P2 wuchs etwas in die Höhe, das auf den ersten Blick wie ein gigantisches Gewächshaus anmutete. Die Konstruktion war licht und filigran, trotz der kolossalen Ausmaße. Wagner sah nur einen Teil. Es war schwer zu sagen, wie groß das Ding insgesamt war, aber es schien ziemlich groß zu sein.
    »Wenn wir damit fertig sind, haben wir hier Europas modernsten Airport«, sagte Mahder. »Kein anderes Terminal in der Welt hat gläserne Fluggastbrücken. Es steckt voller Raffinessen.«
    »Sie scheinen ja mächtig stolz darauf zu sein«, bemerkte O'Connor.
    »Ja, sicher.« Mahder hob die Brauen. »Warum auch nicht?«
    »Und das bekommen Sie alles unter einen Hut? Den kompletten Umbau und die Landung einiger Dutzend Staatsmänner?«
    »Ach, wissen Sie, der Flughafen erlangt Bedeutung durch das eine wie das andere. Ansonsten tangieren die Landungen den Umbau selten. Weiter hinten, an den Landebahnen und Hangars, da legen wir schon mal für ein Stündchen die Arbeit nieder, wenn jemand Wichtiges reinkommt. Alles ruht, die Prominenz macht winke, winke, steigt in ihre Limousine, und wir hauen wieder rein, als sei nichts gewesen.«
    »Klingt nicht sonderlich beeindruckend.«
    »Wir kriegen ja gar nichts davon mit«, sagte Mahder. »Nur, dass man sich an manchen Tagen vorkommt wie bei James Bond. Überall Agenten, Scharfschützen, Polizei.« Er zuckte die Achseln. »Lavallier macht einen ordentlichen Wirbel. Ich weiß nicht, das muss er wohl, aber trotzdem. Die haben alles und jeden gefilzt, alles auf den Kopf gestellt, mir ist schleierhaft, was hier passieren soll. Na, was soll's. Ich bin kein Fachmann in solchen Dingen.«
    »Hat Paddy auch beim Bau des neuen Terminals mitgewirkt?«
    »Paddy?«, echote Mahder.
    »Clohessy. Pardon, ich vergaß sein schlechtes Namensgedächtnis. Er hält sich ja seit kurzem für O'Dea.«
    »Ja, hat er. Ich hatte ihn für andere Aufgaben vorgesehen, aber Sie wissen ja, wie so was geht. Wir arbeiten mit Heerscharen von Dienstleistern zusammen, ein Fiasko.«
    Mahder ließ die Seitenscheibe herunterfahren und hielt einen

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