Lavendel-Glorias Letzter Wille ROTE LATERNE Band 7 (Rote Laterne Liebesroman) (German Edition)
Zuhälter.«
»Ach, Sie meinen Wagner«, sagte die Dupont lächelnd. »Nein, nein, von Wagner habe ich nichts zu befürchten. Diese lächerliche Figur liegt ebenfalls auf dem Grund des Lac Leman.«
Ein eiskalter Schauer überlief Karin. Diese Frau war eine gewissenlose Mörderin. Ob sie die Morde selbst verübt hatte oder sie hatte ausüben lassen, wusste Karin zu diesem Zeitpunkt nicht. Aber sie wusste, dass diese Frau -um ihre Ziele durchzusetzen - auch vor einem weiteren Verbrechen nicht zurückschrecken würde.
»Wie Sie wissen«, sagte die Dupont, »ist das Codewort ein Wort aus dem Leben Gloria Frederics. Sie sagte immer, ich habe ein Wort gewählt, das mein Leben begleitet. Wüsste ich dieses Codewort, brauchte ich Ihre Hilfe nicht, Mademoiselle Clemens.«
Da schoss es blitzartig durch Karins Gedanken. Ein Wort aus Glorias Leben. Was hatte Gloria geliebt? Was hatte ihr Leben begleitet? Es war Lavendel! Ja, Lavendel musste das Codewort sein.
Mit diesem Wissen und dieser plötzlichen Erkenntnis wurde Karin schneeweiß.
»Sie werden zur Bank gehen. Jacques, einer meiner Freunde, wird Sie begleiten. Jacques ist heroinsüchtig. Er ist von mir abhängig, Mademoiselle. Er tut, was ich sage. Er ist mir willenlos ergeben. Jacques würde nicht zögern, Sie auf offener Straße zu töten, wenn Sie einen Fehler machen.«
Karin wankte leicht.
»Wenn Sie meine Anweisungen befolgen, Mademoiselle Clemens, dann wird Ihnen nichts passieren. Sie werden zur Bank gehen, das Geld holen und dann damit zu mir kommen. Dann werden wir teilen.«
»Und wer gibt mir die Garantie, dass Sie mich nicht töten, wenn ich mit dem Geld bei Ihnen bin?«
»Ach ja, richtig«, sagte Madame Dupont.
»Ich mache es nur unter der Bedingung, dass das Geld bereits in der Bank geteilt wird. Die Hälfte für mich und die Hälfte für Sie«, sagte Karin. Sie sagte dies, um keinen Argwohn zu erwecken. Sie war nicht bereit, die Forderungen dieser eiskalten, berechnenden Frau zu erfüllen. Aber sie musste erst einmal raus.
»Nun gut«, gab Madame Dupont nach. »Dann werden Sie das Geld und auch den Schmuck im Schließfachraum teilen. Jacques wird mir meinen Anteil bringen, und Sie können gehen. Ist das nicht fair, Mademoiselle Clemens?«
»Ja, das ist fair«, flüsterte Karin.
»Halt, Polizei!«
Erschrocken fuhr Karin herum. Auf dem Flur wurde geschossen. Instinktiv flüchtete sich Karin hinter einen der schweren Sessel. Der Mann mit den eiskalten Augen, den Madame Dupont als Jacques bezeichnet hatte, zog eine Pistole aus dem Brusthalfter. Die Dupont hastete zu einem Schreibtisch und nahm dort einen kleinen Revolver heraus.
In diesem Augenblick wurde die Tür aufgestoßen.
Die Dupont schoss nach vorn, und im gleichen Augenblick löste sich ein Schuss aus Jacques' Waffe. Er traf die Dupont in den Rücken. Ächzend sank sie zusammen.
Jacques hatte die Waffe weggeworfen. Mit erhobenen Händen stand er da. Die Polizeibeamten bemühten sich um Madame Dupont, die am Boden lag und schwer atmete.
Limbrecht stürzte herein. Karin flog auf ihn zu in seine Arme. Sie musste heulen, und er tröstete sie, indem er sie streichelte.
»Es ist doch vorbei«, murmelte er. »Es ist doch alles vorbei, Karin.«
Suttner stand nun auf, nachdem er eine Weile neben der Dupont gekniet war.
»Sie ist tot«, sagte er. »Das ist ihr Glück gewesen. Sie hätte das Gefängnis wahrscheinlich nie wieder verlassen. Sie war die Drahtzieherin. Jetzt liegt es an Ihnen, Karin, das Vermächtnis der Gloria Frederic zu erfüllen.«
Fröhliches Kinderlachen erfüllte den Garten. Das Haus, das darin stand, war nicht allzu groß. Aber es bot vielen Kindern ohne Mutter und Vater eine Heimstatt. Karin Clemens hatte mit ihrer Vermutung recht behalten. Das Codewort hatte Lavendel geheißen. Einen Augenblick hatte Karin gezögert, Lavendel-Glorias Letzten Willen zu erfüllen. Es hatte einige Schwierigkeiten gegeben, die Stiftung ins Leben zu rufen. Heute gab es eine befähigte Heimleiterin, und Karin saß neben Anita im Rat der Stiftung, denn das hatte Gloria so gewollt. Längst hatten Karin und Anita das Dirnenleben aufgegeben. Sie widmeten sich ihrer neuen Aufgabe, die sie völlig ausfüllte.
Stefan Limbrecht kam sehr oft in das weiße Haus am Rande der Stadt. Karin Clemens hatte sich gewandelt. Ihr ganzes früheres Leben lag wie ein dunkler Schatten hinter ihr.
Als Stefan an diesem Sonntag wieder auftauchte, um Karin zu einem Spaziergang am Mainufer abzuholen, hatte
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