Lavendel-Glorias Letzter Wille ROTE LATERNE Band 7 (Rote Laterne Liebesroman) (German Edition)
muss etwas passiert sein. Ein Unfall oder ...«
»Ich bin nicht zart besaitet«, fiel sie ihm ins Wort. »In unserem Milieu bekommt man viel zu Gesicht. Oder glauben Sie, ich würde gleich umkippen, falls man vielleicht einen Toten aus dem Wasser holen sollte?«
Er zuckte die Schultern.
»Gut«, sagte er. »Wie Sie wollen.«
Dann gingen sie dorthin, wo sich die Menschen versammelt hatten. Anscheinend hatte man jemand aus dem Wasser geholt.
Sie versuchten sich durch die Menge zu drängen. Polizisten hielten sie zurück. Da zeigte Stefan seinen Ausweis, und sie wurden beide durchgelassen. Schließlich standen sie vor einer Trage, die mit einer silbrig schimmernden Folie abgedeckt war.
»Wer ist es?« wollte Stefan auf französisch von einem der Beamten wissen.
Der hob die Plastikplane ein wenig an. Karin stieß einen schrillen Schrei aus und barg ihr Gesicht an Stefans Schulter. .
Die Tote auf der Bahre war Ma-Lei-Tsung!
»Mein Gott«, murmelte Stefan.
»Was ist hier geschehen? Hat Nägele die Chinesin ...?«
Sie wagten beide nicht, diesen Gedankengang zu Ende zu denken.
»Los!«, stieß Stefan hervor. »Rauf zum Café. Wir müssen diese Madame Dupont erreichen. Unbedingt!«
Im Café schien alles so ruhig zu sein wie immer.
Karin trat an die Theke zu dem Mädchen, das sie zweimal bedient und einmal zu Madame Dupont gebracht hatte.
»Pardon, Mademoiselle«, sagte sie. »Ich möchte gerne Madame Dupont sprechen.«
»Ich weiß nicht, ob das jetzt geht«, sagte das Mädchen. »Madame Dupont ist im Begriff zu verreisen.«
»Bitte!«, stieß Karin hervor. »Ich muss mit dir sprechen, ich muss!«
Das Mädchen verschwand und kehrte Augenblicke später zurück.
»Bitte, kommen Sie mit«, sagte es. Karin und Stefan folgten der Kellnerin auf dem Weg, den Karin bereits einmal gemacht hatte.
Madame Dupont saß in einem eleganten, hellgrauen Reisekostüm hinter ihrem Schreibtisch.
»Sie sind nicht allein?«, fragte sie, nachdem Karin eingetreten war.
»Nein«, sagte Karin, »das ist ein – Bekannter von mir. Sie haben gehört ...«
»Ja, ich habe gehört«, sagte Madame Dupont darauf. »Sie haben das Mädchen, das meinen Mann entführt hat, aus dem See gezogen. Sie ist tot, nicht wahr?«
»Ja, sie ist tot«, sagte Stefan und trat auf die rothaarige Frau zu. »Wo ist Ihr Mann, Madame Dupont? Wo ist Herr Doktor Johann Nägele?«
»Ich weiß es nicht!« stieß Madame Dupont hervor. Ihre Händen fuhren hinauf zum Kopf, die Fingerspitzen befühlten die Schläfen. »Er hat sich bei mir noch nicht gemeldet. Vielleicht ist er auch tot. Man sucht den See ab, man sucht das Ufer ab. Ich muss weg. Ich halte es nicht mehr aus. Heute Morgen erhielt ich einen Anruf. Eine jüngere Stimme. Ein Deut scher!«
»Und was sagte er?«, wollte Limbrecht wissen.
»Ich weiß es nicht. Ich habe mir nicht angehört, was er mir sagen wollte. Ich habe einfach aufgelegt.«
Man sah ihr deutlich an, dass sie in Panik war. Ja, sie schien vollkommen verzweifelt.
»Madame Dupont, es besteht noch die Möglichkeit, dass Ihr Mann sich von seiner Entführerin befreit hat ...«
»Sie meinen, mein Mann hat diese Chinesin ...?
»Ja, das meine ich, Madame Dupont. Vielleicht wissen Sie davon? Vielleicht möchte Ihr Mann sich nun in den Besitz des Geldes bringen?«
»Das kann er nicht!«, stieß Madame Dupont hervor.
»Warum nicht?«
»Weil - weil er das Codewort nicht kennt!«
»O nein«, stöhnte Karin.
»Was ist, was haben Sie?«, fragte Limbrecht. Da nahm Karin den Kriminalbeamten zur Seite.
»Ich sagte Ihnen doch, dass ich mit Lüthers gesprochen habe. Lüthers weiß die Kennnummer, aber nicht den Code. Er ist der Meinung gewesen, Nägele würde den Code kennen. Aber offensichtlich ist dem nicht so. Dann - dann war alles umsonst. Nägele kann nicht an das Geld, ich kann es nicht, Lüthers kann es nicht. Keiner kann es, begreifen Sie? Diese Jagd ist umsonst. «
»Ja«, sagte Madame Dupont, »die Jagd wird umsonst sein. Es wird keiner an dieses Geld kommen. Nicht einmal der deutsche Staat!«
Hoch aufgerichtet stand Madame Dupont vor ihnen.
Da läutete das Telefon. Sie hob ab und sprach einige Worte in französisch.
Dann legte sie auf.
»Sie werden verzeihen«, sagte sie, »mein Taxi wartet.«
»Wollen Sie uns nicht sagen, wohin Sie verreisen, Madame Dupont?«
»Besteht dazu' Grund und Ursa che?«, erkundigte sie sich.
»Nein, natürlich nicht. Aber im Interesse Ihres Mannes wäre es ratsam, uns auf dem Laufenden zu halten, Madame
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