Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben
Umfeld. Die Offenbarung – die Sprache des religiösen Glaubens – wird von der Vernunft getrennt, welche die Sprache des Bildungssystems, der Arbeitswelt und der säkularen Gesellschaft ist. Das führt zu einer Art Schizophrenie, vor allem unter christlichen Studenten und Christen, die im Bereich von Wissenschaft und Technologie arbeiten. Ihre Arbeit gründet sich auf Wissenschaft, während ihr Glaube darauf basiert, dass ebendiese Wissenschaft ignoriert wird. Oder man steht vor dem peinlichen Dilemma, entweder seinem Pfarrer oder seinen Professoren zu
vertrauen. Der eine spricht über die Heilige Schrift, der andere über Gelehrsamkeit, und es gibt keine Möglichkeit, beiden zu glauben.
Das ist frustrierend, und es ist noch frustrierender, wenn man versucht, auf diese Weise mit anderen über den christlichen Glauben zu sprechen. Immerhin leben wir heute in einer säkularen Kultur, in der christliche Thesen nicht mehr als selbstverständlich akzeptiert werden. Viele Menschen praktizieren andere Religionen und einige überhaupt keine. Die Bibel ist eine verbindliche Grundlage für das Gespräch unter Christen, aber sie hat wenig Überzeugungskraft für Nichtchristen, ehemalige Christen oder Atheisten. In einer säkularen Kultur überzeugen wahrscheinlich nur säkulare Argumente, und die können sich allein auf Wissenschaft und Vernunft gründen. Wissenschaft und Vernunft beherrschen zudem das Bildungssystem und die Medien, und diese Institutionen haben einen enormen Einfluss auf die Entwicklung unserer Kinder. Wenn wir Wissenschaft und Vernunft preisgeben, dann überlassen wir den Atheisten kostbaren kulturellen Boden und laufen Gefahr, unsere Kinder an den Atheismus und radikalen Säkularismus zu verlieren. Der Meinungsforscher George Barna hat gezeigt, dass viele junge Christen den Glauben ihrer Kindheit aufgeben und zu Skeptikern und Ungläubigen werden. 12 Alles in allem ist eine Strategie der Ablehnung nicht nur deshalb fatal, weil sie Christen in die Defensive drängt, sondern auch, weil sie den Atheisten in die Hände spielt.
Um das verlorene Terrain zurückzuerobern, müssen die Christen einen neuen Blick auf Wissenschaft und Vernunft werfen. Wenn sie das tun, werden sie erkennen, dass beide auf verblüffende Weise die ursprünglichen christlichen
Überzeugungen bestätigen. Was wir auf der Grundlage des Glaubens angenommen haben, wird jetzt auf der Grundlage von Beweisen untermauert, und das gilt ganz besonders für das Leben nach dem Tod. Ausgerechnet Vernunft und Wissenschaft liefern neue und überzeugende Beweise dafür – und zwar solche, die es vorher nicht gab. Die größte Ironie liegt darin, dass die Strategie, die den religiösen Standpunkt vernichten sollte, ihn schließlich bestätigt. Der Atheist, der im Begriff war, den Christen in den in den Hintern zu treten, versetzt am Ende sich selbst diesen Tritt!
Genau darum geht es in diesem Buch. Ich schreibe es als Christ, auch wenn ich in Wirklichkeit nicht immer ein überzeugter Christ war. Ich wurde als Katholik im indischen Mumbai geboren. Meine Familie stammt aus einer Gegend in Indien, die Goa heißt und bis 1961 eine portugiesische Kolonie war. Vor einigen Jahrhunderten wurden meine Vorfahren von portugiesischen Missionaren zum Katholizismus bekehrt. Mein Großvater begründete das damit, dass die Familie vorher zu den Brahmanen gehörte, einer hohen Hindu-Kaste, die mit den herrschenden Portugiesen Kontakte auf höchster Ebene pflegten. Diese Überlieferung der D’Souza-Familiengeschichte ist höchstwahrscheinlich falsch. Historisch belegt ist, dass gerade die Hindus der untersten Kasten besonders bereitwillig waren, sich zum Christentum bekehren zu lassen. Was unsere Familie also anscheinend auszeichnete, war ihr Mangel an Auszeichnung.
Außerdem waren hochtrabende Diskussionen nicht unbedingt typisch für eine Bekehrung durch die Portugiesen, denn damals war die Zeit der portugiesischen Inquisition, und die bewährte Technik zur Herbeiführung eines Sinneswandels
bestand darin, die Leute zusammenzutreiben und ihnen einen Hieb über den Kopf zu geben. Anschließend nahmen die verstörten Konvertiten prompt die christlichen Namen ihrer Invasoren an. (Nun wissen Sie, wie ich zu dem portugiesischen Namen D’Souza gekommen bin.) Aber obwohl sie ein herber Schlag für die Familienehre ist, hat diese Geschichte etwas Ergreifendes. Nicht alle Bekehrungen waren erzwungen. Viele Inder strömten freiwillig zu den Missionaren und baten um die
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