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Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy

Titel: Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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Allmächtige ein so guter und gerechter Lenker der Welt ist, daß, wenn wir nur unsere Pflicht auf derselben gethan haben, – Er niemals darnach fragen wird, ob wir sie in einem rothen Rock gethan haben oder in einem schwarzen. – Ich hoffe nicht, sagte der Corporal. – Jetzt aber mach' weiter mit deiner Geschichte, Trim, sagte mein Onkel Toby.
    Als ich, fuhr der Corporal fort, in das Zimmer des Lieutenants hinauf ging, was ich erst nach Ablauf der zehn Minuten that, – fand ich ihn in seinem Bette, den Kopf in der Hand und den Ellbogen auf dem Kissen, und ein reines weißes Batistsacktuch daneben. – Der Knabe bückte sich eben, um das Kissen aufzuheben, auf dem er, wie ich glaube, gekniet hatte; – das Buch lag auf dem Bette, – und als er aufstand und mit der einen Hand das Kissen aufhob, streckte er die andere aus, um auch jenes wegzunehmen. – Laß es liegen, mein Sohn, sagte der Lieutenant. Er machte keine Miene mit mir zu sprechen, bis ich dicht an sein Bett getreten war. – Wenn Er Kapitain Shandy's Diener ist, sagte er, so muß Er seinem Herrn meinen Dank für dessen Freundlichkeit gegen mich aussprechen, wie auch den Dank meines kleinen Jungen. – Wenn er derselbe ist, der bei Levens stand, sagte der Lieutenant. – Ich sagte ihm, Euer Gnaden haben dort gestanden. – Dann, sagte er, habe ich mit ihm drei Feldzüge in Flandern mitgemacht, und erinnere mich seiner wohl; – da ich aber nicht die Ehre hatte mit ihm näher bekannt zu sein, so weiß er sehr wahrscheinlich nichts von mir. – Sag Er ihm jedoch, daß die Person, die seine Güte sich verpflichtet hat, ein gewisser Le Fever sei, Lieutenant im Regiment Angus, – aber er wird mich nicht kennen, – wiederholte er nachdenklich, – doch hat er möglicher Weise meine Geschichte gehört, setzte er hinzu. – Bitte, sag Er dem Kapitain, ich sei der Fähnrich gewesen, dem bei Breda die Frau höchst unglücklicher Weise durch eine Musketenkugel getödtet wurde, als sie in meinem Zelt in meinen Armen lag. – Ich erinnere mich der Geschichte sehr gut, Euer Gnaden, sagte ich. – Wirklich? sagte er und wischte sich die Augen mit seinem Taschentuch, – dann darf ich wohl – Als er dies sagte, zog er einen kleinen Ring hervor, den er an einem schwarzen Band um den Hals hängen hatte und küßte ihn zwei Mal. – Hier, Billy, sagte er; – der Knabe flog nach dem Bette, – fiel auf die Kniee, nahm den Ring und küßte ihn ebenfalls. – Dann küßte er auch seinen Vater, setzte sich auf das Bett und weinte.
    Ich wollte, sagte mein Onkel Toby mit einem tiefen Seufzer, – ich wollte, Trim, ich schliefe.
    Euer Gnaden, erwiderte der Corporal, haben sich zu sehr alterirt. – Soll ich Euer Gnaden ein Glas Sekt zu Ihrer Pfeife eingießen? – Thu das, Trim, sagte mein Onkel Toby.
    Ich erinnere mich der Geschichte von dem Fähnrich und seiner Frau, sagte mein Onkel Toby und seufzte von Neuem, aber seine Bescheidenheit hat einen Umstand weggelassen, – und besonders erinnere ich mich noch, daß sowol er als sie aus einer besonderen Ursache (ich habe aber vergessen was es war) – vom ganzen Regiment allgemein beklagt wurden. – Doch bring' deine Geschichte zu Ende. – Sie ist zu Ende, sagte der Corporal, – denn ich konnte nicht länger bleiben, und wünschte seiner Gnaden eine gute Nacht. – Der junge Le Fever erhob sich vom Bette und geleitete mich die Treppe hinunter, und erzählte nur im Hinuntergehen, sie kämen aus Irland und seien auf dem Weg, um zu dem Regiment in Flandern zu stoßen. – Aber ach! sagte der Corporal, – der Lieutenant hat seinen letzten Tagmarsch gethan! – Was soll dann aus dem armen Jungen werden? rief mein Onkel Toby.

169. Kapitel.
    Fortsetzung der Geschichte von Le Fever .
    Es gereicht meinem Onkel Toby zur ewigen Ehre – ich sage das nur Derer wegen, die, wenn sie zwischen ein natürliches und ein positives Gesetz gestellt werden, ums Leben nicht wissen, welchen Weg sie einschlagen sollen, – daß ungeachtet mein Onkel Toby damals so sehr mit der Belagerung von Dendermonde beschäftigt war, und zwar in gleicher Höhe mit den Alliirten, die so energisch vorwärts drückten, daß sie ihm kaum zum Mittagessen Zeit ließen, er nichts desto weniger Dendermonde aufgab, obgleich er sich bereits in der Contreescarpe einlogirt hatte, – und alle seine Gedanken dem Elend in dem Wirthshause zuwendete. Ja, er ließ nicht nur das Gartenthor zusperren, wodurch er so zu sagen die Belagerung von Dendermonde in eine Blokade

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