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Die Leiche im Badezimmer

Die Leiche im Badezimmer

Titel: Die Leiche im Badezimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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1
     
    »Lieutenant Wheeler«,
wiederholte sie mit dumpfer Stimme, »vom Büro des Sheriffs?«
    Sie war ein großes
dunkelhaariges Mädchen, dessen üppig proportionierten Körper ein dünner weißer
Seidenmorgenrock eng umschloß, und sie sah müde aus. Um vier Uhr morgens sah
sie sogar müder aus, als ich mich fühlte, und irgendwie schien das unfair. Sie
hatte sich nicht weiter als von ihrem Bett bis zur Tür schleppen müssen.
    »Und Sie sind Eleanor Dolan?«
fragte ich.
    »Ich glaube es wenigstens.« Sie
fuhr sich mit der Hand langsam durch das glänzende schwarze Haar und gähnte
unverhohlen. »Es ist ein großes Problem, sich genau zu erinnern, wer man ist,
wenn man mitten in der Nacht aus dem Bett geholt wird.«
    »Na, so ein Zufall.« Ich
entblößte meine Zähne. »Genau dasselbe ist mir passiert.«
    »Um was handelt es sich also,
Lieutenant?«
    »Haben Sie das auch bereits
vergessen?« sagte ich mit erstickter Stimme. »Sie entsinnen sich nicht, erst
vor einer halben Stunde im Büro des Sheriffs angerufen und einen Mord gemeldet
zu haben?«
    Ihre dunklen Augen weiteten
sich, als sie mich verdutzt anstarrte. Dann bewegten sich ihre Lippen ein paar
Sekunden lang schweigend, bevor Worte herauskamen.
    »Sie haben wohl nicht alle
Tassen im Schrank? Ich habe niemals jemand wegen eines Mordes angerufen. Ich
bin gegen zehn Uhr zu Bett gegangen, weil ich total erledigt war, und als
nächstes höre ich, wie Sie gegen meine Türklingel drücken, als stünde das gesamte
Gebäude in Flammen!«
    »Jemand hat angerufen, einen
Mord gemeldet und dabei Ihren Namen und Ihre Adresse angegeben. Soll das nur
ein Spaß gewesen sein?« erkundigte ich mich mit ungläubiger Stimme.
    »Woher, zum Teufel, soll ich
das wissen?« fauchte sie.
    »Haben Sie was dagegen, wenn
ich mich in Ihrer Wohnung umschaue?«
    »Und ob.« Sie starrte mich
finster an. »Aber das wird Sie vermutlich kaum abhalten.«
    Sie öffnete die Tür weit und
trat zur Seite, um mich hereinzulassen. Die Art und Weise, wie das Wohnzimmer
eingerichtet war, bildete eine Herausforderung für alle Wohnungen, welche in
Zeitschriften wie »Das schöne Heim« etc. abgebildet waren. Lange Vorhänge waren
dicht vor den Fenstern zugezogen, was eher Klaustrophobie als Behaglichkeit
auslöste. Eleanor Dolan ließ sich auf der einen Seitenlehne der Couch nieder
und vergrub die Hände tief in den Taschen des Morgenrocks.
    »Es ist eine abgeschlossene
Wohnung«, sagte sie. Ihr Zeigefinger wies der Reihe nach auf die verschiedenen
Türen. »Küche, Badezimmer und Schlafzimmer. Also sehen Sie selbst nach,
Lieutenant und — bitte — rennen Sie, gehen Sie nicht. Ich fühlte mich jetzt
noch wesentlich schlechter, als zu dem Zeitpunkt, als ich ins Bett ging.«
    Die Küche war leer, alles war
ordentlich und an seinem Platz, einschließlich Riegel und Kette an der
Außentür. Nächster Halt war im Schlafzimmer; die zerknüllten Bettlaken waren
auf die eine Seite geworfen, und der schwache Abdruck des Körpers im Bett
fühlte sich noch warm unter der Hand an. Ich kehrte ins Wohnzimmer zurück und
strebte dann dem Bad zu.
    »Haben Sie auch unter dem Bett
nachgesehen, Lieutenant?« Ihre volle Unterlippe zuckte spöttisch. »Ich
verstecke dort immer die Leichen meiner Opfer, damit die Putzfrau sie am Morgen
wegschaffen kann.«
    Ich ging ins Badezimmer und
knipste das Licht an. Hinter der geschlossenen Glastür der Duschkabine war ein
solider Schatten zu sehen, und er wich und wankte nicht, auch nachdem ich ein
paarmal heftig geblinzelt hatte. Ich öffnete langsam die Tür, während sich in
meinem Magen so etwas wie Knoten zu bilden begannen.
    Ein nacktes blondes Mädchen saß
mir gegenüber auf einem Hocker, Rücken und Kopf gegen die mit Fliesen bedeckte
Wand gelehnt. Die Augen waren geschlossen, und das Gesicht hatte einen
entspannten Ausdruck. Wenn nicht das häßliche Loch in der linken Brust gewesen
wäre, hätte ich angenommen, das Mädchen schliefe. Der Unterarm fühlte sich
unter meinem zögernd ausgestreckten Zeigefinger kalt an. Dann hörte ich, wie
hinter mir jemand scharf Luft holte, worauf ein leiser, dumpfer Laut folgte.
Als ich mich umdrehte, lag Eleanor Dolan ohnmächtig auf dem Boden des
Badezimmers.
    Nachdem ich sie auf die Couch
hinausgetragen hatte, ging ich in die Küche und fand eine fast volle Flasche Rye . Rücksichtsvollerweise goß ich zwei Gläser voll — denn
wir litten beide unter einem Schock — und brachte die Gläser ins Wohnzimmer
zurück. Ungefähr eine

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