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Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy

Titel: Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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unendliche Ergötzen insbesondere, das mir meine Belagerungen auf dem Rasen bereiteten, bei mir und wie ich hoffe auch bei dem Corporal daraus entsprang, daß wir beide überzeugt waren, durch Ausführung derselben den großen Zwecken unserer Schöpfung zu entsprechen.

194. Kapitel.
    Ich sagte einem christlichen Leser – ich betone einem christlichen Leser und hoffe, daß er einer ist; – wenn er es aber nicht ist, so thut es mir leid um ihn, – und dann bitte ich ihn die Sache bei sich selbst zu überlegen und die Schuld nicht dem Buche allein beizumessen; –
    Ich sagte ihm, mein Herr, – denn wahrlich wenn ein Mann eine Geschichte auf die sonderbare Art erzählt, wie ich die meinige erzählte, so ist er beständig genöthigt, rückwärts und wieder vorwärts zu laufen, um in der Phantasie des Lesers Alles fest beisammen zu halten; – und wenn ich meines Theils nicht mehr darauf bedacht gewesen wäre als ich es anfangs war, so wären so viele unbestimmte und zweideutige Dinge zum Vorschein gekommen, mit so viel Lücken und Rissen, – und hätten die Sterne so wenig genützt, die ich trotzdem an den dunkelsten Stellen aufhängte, weil ich wohl weiß wie leicht die Welt verirrt, trotz all dem Licht, das ihr die Sonne um Mittag schenkt, daß – und nun, sehen Sie, da habe ich mich selbst verirrt!
    Aber daran ist mein Vater Schuld; und wenn man je einmal mein Gehirn secirt, so wird man ohne Brille entdecken, daß er einen großen unebenen Faden hineingemacht hat, wie man oft an einem unverkäuflichen Stück Batist sieht, der durch die ganze Länge des Gewebes läuft, und zwar so ungeschickt, daß man kein †† (hier hänge ich wieder ein Paar Lichter auf) – keine Binde oder Däumling daraus schneiden kann, ohne daß man jenen sieht oder fühlt.
    Quanto id diligentius in liberis procreandis cavendum
, sagt Cardan: – Wenn man das Alles in Betracht zieht, so wird man einsehen, daß es für mich moralisch unthunlich ist, dies wieder bis zu dem Punkte zurückzudrehen, von wo ich ausgegangen bin. –
    Ich fange deshalb lieber das Kapitel noch einmal an.

195. Kapitel.
    Ich sagte dem christlichen Leser am Anfang desjenigen Kapitels, welches der apologetischen Rede meines Onkels Toby vorausgeht, – obwohl in einer anderen Redefigur als ich jetzt benutzen werde – daß der Friede von Utrecht beinahe die gleiche Spannung zwischen meinem Onkel Toby und seinem Steckenpferd bewirkt habe, wie er es zwischen der Königin und den übrigen verbündeten Mächten that.
    Es gibt eine ärgerliche Art, wie ein Mann bisweilen von seinem Pferde absteigt, gerade als wollte er zu ihm sagen: – Ich will mein Lebtage lieber zu Fuß gehen, Kerl, als daß ich wieder eine einzige Meile auf deinem Rücken zurücklege. – Nun kann man nicht gerade sagen, daß mein Onkel Toby auf diese Art abstieg; man konnte genau genommen hiebei gar nicht von Absteigen reden, – denn sein Roß warf ihn eher ab, – und zwar auf eine ziemlich tückische Weise, so daß es mein Onkel Toby noch zehn Mal mehr übel nahm. Staatsreitknechte mögen dies ausmachen wie sie belieben; – jedenfalls wurde dadurch, wie gesagt, eine Art Spannung zwischen meinem Onkel Toby und seinem Steckenpferd hervorgebracht. – In den Monaten März bis November, das heißt in dem Sommer, wo die Friedensartikel unterzeichnet wurden, machte er deshalb keinen Gebrauch davon, außer, daß er hie und da einen kurzen Ausritt unternahm, um sich zu überzeugen, daß die Befestigungen und der Hafen von Dünkirchen, wie es der Friedensvertrag verlangte, geschleift wurden.

    Die Franzosen waren den ganzen Sommer über so langsam in dieser Sache; und Herr Tugghe, der Abgeordnete des Magistrats von Dünkirchen, legte der Königin so viele dringende Petitionen vor, – worin er Ihre Majestät anflehte, ihre Donnerkeile nur auf die militärischen Werke fallen zu lassen, die ihr Mißfallen erregt hätten, – aber doch ja den Molo um seiner selbst willen zu verschonen, der ja dann in seiner entblößten Lage nur noch ein Gegenstand des Mitleids sein könne; – und die Königin (die nur ein Weib war) besaß ein so mitleidiges Herz, – und ihre Minister ebenfalls, und wollten die Stadt nicht ruiniren, daß aus diesem besonderen Gründen     *     *     *     *     *     *     *     *     *     *     *     *     *     *     *     so daß das Ganze bei meinem Onkel Toby recht langsam von Statten ging, in der Art, daß erst drei volle Monate,

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