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Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy

Titel: Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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damit die Idee verbindet, die Liebe sei etwas unter dem Manne Stehendes. –
    Dies führt wieder zu Plato's Ansicht zurück, die ich trotz aller seiner Göttlichkeit – und gerade deshalb für verdammenswerth und ketzerisch halte: – und damit genug.
    Liebe mag daher sein was sie will, – mein Onkel Toby fiel ihr anheim.
    Und vielleicht, mein lieber Leser, wäre es dir – bei einer gleichen Versuchung – auch so gegangen; – denn deine Augen sahen wohl nie und deine Lüsternheit begehrte wohl nie – etwas Begehrlicheres als die Wittwe Wadman war.

199. Kapitel.
    Um dies gehörig zu verstehen, – lassen Sie sich Tinte und Feder geben; das Papier liegt schon bereit. – Und nun, lieber Herr, setzen Sie sich und malen Sie sie so, wie Sie sich dieselbe denken, – Ihrer eigenen Geliebten möglichst ähnlich, – Ihrer Frau so wenig ähnlich als Ihr Gewissen es gestattet, – mir ist es ganz gleich, – nur Ihre eigene Phantasie soll einen Gefallen an dem Bilde finden.

    Gab es je ein süßeres – auserleseneres Ding in der ganzen Natur!
    Sie werden nun einsehen, mein lieber Herr, daß mein Onkel Toby nicht widerstehen konnte.
    O drei Mal glückliches Buch! jetzt hast du doch eine Seite innerhalb deiner Deckel, welche die Bosheit nicht anschwärzen und die Unwissenheit nicht fälschen kann.

200. Kapitel.
    Da Susanna durch einen besonderen Boten von Seiten der Jungfer Brigitte schon fünfzehn Tage, ehe das Ereigniß wirklich eintrat, unterrichtet wurde, daß sich mein Onkel Toby in ihre Gebieterin verliebt habe – was Susanna am nächsten Tag meiner Mutter mittheilte, – so ist mir dadurch Gelegenheit gegeben, meines Onkels Liebschaft schon vierzehn Tage vorher zu behandeln, ehe sie wirklich eintrat.
    Ich habe Ihnen etwas mitzutheilen, Herr Shandy, sagte meine Mutter, worüber Sie sich sehr verwundern werden.
    Mein Vater hielt eben eines seiner zweiten
Lits de justice
ab und dachte über die Lasten des Ehestandes nach, als meine Mutter das Schweigen unterbrach.
    Mein Schwager Toby, fuhr sie fort, wird sich mit Frau Wadman verheirathen.
    Dann wird er, versetzte mein Vater, solange er lebt, niemals wieder schräg in seinem Bett liegen.
    Es war ein beständiger nagender Aerger für meinen Vater, daß meine Mutter niemals nach dem Sinn einer Sache fragte, die sie nicht verstand.
    Es ist ein Unglück für sie, daß sie nicht wissenschaftlich gebildet ist, pflegte mein Vater zu sagen, – aber sie hätte wenigstens fragen können.
    Das that aber meine Mutter niemals. – Kurz sie ging schließlich aus der Welt ohne zu wissen, ob diese sich drehte oder still stand. – Mein Vater hatte ihr mehr als tausend Mal gesagt, wie es damit sich verhalte; – sie hatte es aber immer wieder vergessen.
    Aus diesen Gründen ging eine Unterhaltung zwischen ihnen selten über eine Mittheilung, – eine Antwort, – und eine Duplik hinaus; worauf in der Regel eine Pause von einigen Minuten eintrat (wie in der Hosenangelegenheit), worauf dann die Sache von vorn anfing.
    Wenn er heirathet, werden wir verlieren, sagte meine Mutter.
    Nicht Nagels groß, erwiderte mein Vater, – es ist gleich, ob er damit sein Vermögen verwettert oder mit etwas Anderem.
    Allerdings, sagte meine Mutter. So endete hier die Mittheilung, – die Antwort, und – die Duplik, wie ich oben sagte.
    Aber es wird ihm wenigstens einige Unterhaltung gewähren, sagte mein Vater.
    Sogar sehr viel, wenn er Kinder bekommen sollte, erwiderte meine Mutter.
    Gott sei mir gnädig! sprach mein Vater bei sich selbst.
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201. Kapitel.
    Ich fange nun an recht hübsch in meine Arbeit hineinzukommen; und mit Hilfe von Pflanzenkost und etwas kühlenden Samentränklein werde ich, wie ich nicht zweifle, im Stande sein, die Geschichte meines Onkels Toby und meine eigene in einer ziemlich geraden Linie fortzusetzen. Nun waren dies

    die vier Linien, die ich in meinem 1., 2., 3. und 4. Bande [Der 1. Auflage.] einhielt. – Im 5. Bande habe ich mich sehr gut benommen, – die Linie, die ich in diesem beschrieb, war genau folgende:

    Hieraus ergibt sich, daß ich mit Ausnahme des mit A bezeichneten Bogens, wo ich einen Abstecher nach Navarra machte, – und der gezahnten Curve B, welche den kurzen Austritt bedeutet, den ich mir dort mit der Frau von Baussière und ihrem Pagen erlaubte, – nicht die geringste Abschweifung machte, bis mich die Teufel des John de la Casse zu

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