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Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy

Titel: Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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will ich sie gewiß nicht wieder bringen, sagte Trim, weder Mann noch Weib noch Kind soll sie wieder hören. –
    Puh, machte mein Onkel Toby, – aber in so freundlicher aufmunternder Weise, daß der Corporal mit größerer Freudigkeit als je in seiner Geschichte fortfuhr:
     
    Fortsetzung der Geschichte von dem König von Böhmen und seinen sieben Schlössern .
    Euer Gnaden, begann der Corporal mit erhobener Stimme und rieb dabei seine Hände in heiterer Weise, es war also ein König von Böhmen –
    Laß lieber das Datum ganz weg, Trim, sagte mein Onkel Toby, indem er sich vorwärts beugte und dem Corporal die Hand sanft auf die Schulter legte, um dadurch seine Unterbrechung abzuschwächen, – laß es lieber ganz weg, Trim; eine Geschichte kann dieser Subtiläten wohl entbehren, wenn man nicht ganz sicher darin ist. – Sicher darin, wiederholte der Corporal und schüttelte den Kopf.
    Gut, sagte mein Onkel Toby; es ist für Einen, der wie du und ich, Trim, für das Waffenhandwerk erzogen wurde, der selten weiter vorwärts sieht als das Ende seiner Muskete, oder weiter rückwärts als seinen Tornister, es ist für einen Solchen nicht leicht, hierüber viel zu wissen. – Gott segne Euer Gnaden, sagte der Corporal, den die Art wie mein Onkel Toby raisonnirte ebenso sehr überzeugte wie das Raisonnement selbst, der Soldat hat allerdings etwas Anderes zu thun; wenn er sich nicht im Gefecht oder auf dem Marsch oder im Garnisonsdienst befindet, – muß er seine Muskete rein halten, Euer Gnaden, – sein Lederzeug herrichten, – seine Uniform flicken, – sich selbst rasiren und reinigen, damit er immer so auftreten kann als müßte er auf die Parade; was geht den Soldaten überhaupt die Geographie an, Euer Gnaden? setzte der Corporal triumphirend hinzu.
    Du willst sagen, die Chronologie, Trim, sagte mein Onkel Toby; denn die Geographie ist ihm wirklich von großem Nutzen; er muß ja mit jedem Land und dessen Grenzen, wohin ihn sein Beruf führt, genau bekannt sein; er muß jede Land- und Hauptstadt, jedes Dorf und Weiler mit den Canälen, Straßen und Hohlwegen, die dahin führen, kennen. Bei jedem Fluß oder Bach, Trim, den er passirt, sollte er beim ersten Anblick sagen können, wie er heißt, – in welchem Gebirge er entspringt, – welchen Lauf er nimmt, – wie weit er schiffbar ist, – wo sich Fuhrten befinden, und wo nicht; – er sollte wissen, wie es mit der Fruchtbarkeit jedes Thals steht, und wie das Volk beschaffen ist, das es anbaut; er sollte alle Ebenen und Défiléen, Forts, Steigen, Wälder und Sümpfe, durch die seine Armee zu marschiren hat, beschreiben oder erforderlichen Falls einen genauen Plan davon machen können; – er sollte ihre Produkte, Pflanzen, Mineralien, Gewässer, Thiere, Jahreszeiten, Klima, Hitze und Kälte, Einwohner, Sitten, Sprache, Regierungsweise und sogar ihre Religion kennen.
    Würde es sich sonst begreifen lassen, Corporal, fuhr mein Onkel Toby fort, und stand, als er sich bei diesem Theil seiner Rede wärmer redete, im Schilderhause auf, – wie Marlborough seine Armee von den Ufern der Maas nach Belburg, von Belburg nach Kerpenord – (hier vermochte auch der Corporal nicht länger sitzen zu bleiben), von Kerpenord, Trim, nach Kalsaken, von Kalsaken nach Neudorf, von Neudorf nach Landenburg, von Landenburg nach Mildenheim, von Mildenheim nach Elchingen, von Elchingen nach Giengen, von Giengen nach Ballmertshofen, von Ballmertshofen nach dem Schellenberg führen konnte, wo er die feindlichen Schanzen durchbrach und den Donauübergang erzwang, worauf er dann über den Lech ging, seine Truppen bis in das Herz des deutschen Reichs vorführte und an ihrer Spitze durch Friedberg, Hohenwart und Schönfeld in die Ebenen von Blindheim und Hochstätt marschirte? – Trotz all seines Genies, Corporal, hätte er nicht einen Schritt vorrücken oder einen einzigen Tagmarsch ausführen können, ohne Hilfe der Geographie. – Was aber die Chronologie betrifft, Trim, fuhr mein Onkel Toby fort, indem er sich wieder ruhig in sein Schilderhaus setzte, so muß ich gestehen, daß ihrer der Soldat wohl am ehesten entbehren könnte, wenn ihn diese Wissenschaft nicht über den Zeitpunkt der Erfindung des Schießpulvers aufklären würde; denn die grausame Zerstörung, die davon ausgeht, und Alles wie der Blitz vor sich niederwirft, ist für uns eine neue Aera der militärischen Entwickelung geworden und hat die Natur des Angriffs und der Vertheidigung zur See und zu Land so sehr verändert,

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