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Leerer Kuehlschrank volle Windeln

Leerer Kuehlschrank volle Windeln

Titel: Leerer Kuehlschrank volle Windeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario D Richardt
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Alles! Das ist mir zu aufwendig. Ich will eine Frau kennenlernen und keinen Aufsatz schreiben. Deswegen überspringe ich auch die Möglichkeit, zweitausend Zeichen zu nutzen, um aufzuschreiben, was ich von der Zukunft erwarte.
    Interessant wird es beim Lebensmotto: Man kann es ebenfalls frei formulieren und hat dafür zwischen zwei und hundertdreißig Zeichen zur Verfügung. Und jetzt frage ich Sie: Welches Lebensmotto könnte zwei Zeichen haben? Gut, es sollten MINDESTENS zwei Zeichen sein. Aber Vernünftiges kann dabei wohl nicht herauskommen: WC? EU? SM? Auch dieses Feld lasse ich frei. Solche Details kann man persönlich besprechen.
    Nun geht es wieder weiter mit Multiple Choice. Es nimmt einfach kein Ende. Die wissen nachher mehr über mich als meine Eltern. Staatsangehörigkeit, ethnische Herkunft, Gewicht, Haarlänge, Wohnsituation, Kleidungsstil, Ausbildung, Sternzeichen und Erscheinungsbild, letzteres eine Kategorie mit interessanten Antwortmöglichkeiten: »sage ich nicht«, »total attraktiv«, »attraktiv«, »angenehm«, »normal«, »weiß ich nicht«, »das ist unwichtig« und »keine Schönheit«.
    Jetzt kommen Fragen über Haustiere, Lieblingsessen, Kinderwunsch, Religion, Romantik und sogar Einkommen. Wenn ich mit dem Formular fertig bin, können die es gleich an mein Finanzamt oder ans Bundeskriminalamt weiterleiten. Steht alles drin, was für eine zünftige Datensammlung wichtig ist. Ich gucke vorsichtshalber noch mal auf die Adresszeile im Internetbrowser. Nein, da steht nicht »www.bka.de«.
    In der Sekunde, in der ich fertig bin, DENKE ich lediglich, dass ich fertig bin. Ernüchtert muss ich feststellen, dass der Spaß von vorn beginnt. Ich soll angeben, was ich von meiner Traumfrau erwarte. Mit denselben Kategorien derselbe Zirkus noch mal. Auch wenn es keinen Spaß macht, muss ich durch. Fünfundzwanzig Minuten lang skizziere ich meine persönliche Wunschfrau. Wie im Katalog. Dann speichere ich mit einem Klick die gesammelte Datenflut. Mit einem weiteren Klick soll ich meine Superfrau finden. Endlich! Da bin ich aber gespannt!
    Es erscheint eine Ergebnis-Seite. Denke ich. Dann sehe ich, dass es keine Seite zu meiner Mrs. Right ist – sondern ein Zahlungshinweis. Wenn ich sehen will, wer zu mir passt, wer mich interessieren könnte, wenn ich jemandem schreiben oder selbst Post bekommen will, soll ich blechen: 90 Euro für ein halbes Jahr Mitgliedschaft.
    Bin ich wirklich schon so alt, dass ich für das Kennenlernen einer Frau Geld bezahlen würde?
    Nö! Das kriege ich auch anders hin.
    Hoffentlich wird es leichter, als das Profil auf dieser Dating-Seite zu löschen. Die Links zum Löschen sind so versteckt, dass man auf dem Bildschirm wie zu Ostern nach Eiern suchen muss. Dafür brauche ich noch mal gut zwanzig Minuten.
    Wenn der heutige Tag ein Fisch wäre, würde ich ihn umgehend wieder ins Wasser werfen.

EIN HANDTUCH KOMMT SELTEN ALLEIN
    Meine Oma ist schon fast achtzig Jahre alt. Sie hat viel durchgemacht in ihrem Leben und immens viele Erfahrungen gesammelt. Trotzdem lernt sie täglich noch dazu. Vor allem durch das Fernsehen. Mein Opa ist vor zehn Jahren gestorben, seitdem geht sie kaum noch aus dem Haus, auch weil sie nur noch schlecht laufen kann. Deshalb holt sie sich alle nötigen und unnötigen Infos aus der Röhre. Sie bevorzugt Dokumentationen, Reportagen, Nachrichten – und Teleshopping-Kanäle.
    Weil sie schon Mitte der dreißiger Jahre das Licht der Welt erblickte, früh heiratete, fünf Mädchen zur Welt brachte und fortan für ihre Kinder da war und sich um den Haushalt kümmerte, staunt sie nun auch gern und oft über die damals noch unvorstellbaren technischen Innovationen für den Haushalt, die die typischen Homeshopping-Kanäle flutwellenartig und schlecht synchronisiert in Omas Wohnzimmer loslassen. Auch wenn sie merkt, dass das meiste davon totaler Krempel ist, ist sie manchmal doch hundertprozentig von einem Produkt überzeugt.
    Leider sehen wir uns selten, denn sie wohnt in Berlin – und ich über 200 Kilometer entfernt. Aber wenn ich in der Hauptstadt bin, statte ich auch meiner Oma einen Besuch ab. Eines Tages bin ich wieder bei ihr zu Gast. Ich suche eine Örtlichkeit auf, die man so aufsucht, wenn man literweise Kaffee getrunken hat. Eigentlich trinke ich keinen Kaffee, aber ich bin ein höflicher Mensch, und wenn meine Oma extra für mich Kaffee gekocht hat, dann lehne ich nicht ab. Da meine Oma ein ungemein gastfreundlicher Mensch ist, meint sie es besonders

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