Leichensache

Vielen Dank für die Unterstützung.«
    Er reckt zwei Finger. »Sollte trotzdem noch etwas sein, ist unten auf der Wache immer jemand da.« Im Weggehen fingert er eine Juno-Schachtel aus der Brusttasche, der Rauch verwirbelt hinter seinem Kopf. Wusste gar nicht, dass es die noch gibt.
    Anne sieht den Wink, geht zu Engel rein, schließt die Tür.
    »Also, Glowatzki, Anne, Heike und ich fahren nach Hause. Morgen früh ist Vorführung bei uns. Engel fährt wie abgesprochen in eurem Auto. Heike fährt aus Eigensicherung auch mit. Ich muss dann zwar selbst fahren, weiß auch nicht, wie ich das ohne einzupennen schaffen soll, aber es ist besser so. Schmidt und Brokamp fahren zur Wohnung«, die beiden nicken, »Gerster und Röhrig sind schon auf dem Weg hierher und unterstützen euch. Atze und Beckmann vom ED kommen morgen früh nach. Zum Pennen müsst ihr euch irgendwas suchen.«
    »Wie sieht es mit einer TÜ aus?«
    »Ich schlage vor, wir warten eure ersten Vernehmungen der Familie heute Abend und morgen ab. Ich bespreche das mit dem Staatsanwalt und faxe euch morgen gegebenenfalls den Beschluss.«
    Stille Zustimmung von Schmidt.
    »Gut. Der Wagen steht hier im Hof, den kann Beckmann sich morgen ansehen. Sonst noch was?«
    Die Augen brennen. Für die Fahrt unbedingt noch irgendwo zwei Pfund Weintrauben und Kippen kaufen, gegen das Einpennen.
    Das Handy. Ulla.
    23 Uhr 50
    Merkblatt vom 17.09.97
     
    Tatzeit: 15.09.97, gegen 22.30 Uhr
    Tatort: Baustellengelände Wiesenweg
    Sachverhalt:
    Der beschuldigte Freigang war gemeinsam mit dem ebenfalls beschuldigten
    Sascha Vögeding, 01.08.75 in Berlin,
    weitere Pers. bekannt,
    und einer weiteren Person beim Aufbrechen des Bauwagens gesehen worden. Beide sind geständig, machen aber zu der dritten Person keine Angaben. Hierbei könnte es sich um den Schüler
    Marc Engel, 02.04.81 in Teutschenthal,
    weitere Pers. bekannt,
    oder den Azubi
    Arno Lüß, 31.07.77 in Karlsruhe,
    weitere Pers. bekannt,
    handeln, da beide kurz nach der Tat zusammen mit den Tatverdächtigen aufgegriffen wurden. Die Beschreibung des u. g. Zeugen stimmte z. T. mit der Kleidung des Engel überein. Beide bestreiten jedoch ihre Täterschaft. Sie geben sich gegenseitig ein nicht nachprüfbares Alibi.
    Detert, KOK
     
    Merkblatt vom 03.05.98
     
    Tatzeit: 29.04.98, gegen 23.10 Uhr
    Tatort: Stadtpark in der Nähe der Fußgängerbrücke
    Sachverhalt:
    Die u. g. geschädigte Bünte ist seit Jahren im städtischen Obdachlosenmilieu. Sie ist stark alkoholabhängig.
    Am Sonntag, dem 29.04.98, ist sie in einem als Pennernest bekannten Gebüsch mit Messerstichen im Bauchbereich verletzt worden. In der Vernehmung gab sie unter Alkoholeinfluss stehend an, der Täter habe gesagt: »Ich steche dich ab.«
    Nachdem der Zeuge Oppawski – durch das Schreien des Opfers alarmiert – die Polizei benachrichtigte, konnte bei der eingeleiteten Fahndung in der Nähe des TO unter anderem der Arbeiter
    Marc Engel, 02.04.81 in Teutschenthal,
    weitere Pers. bekannt
    aufgegriffen werden. Er bestreitet eine Tatbeteiligung.
    Aufgrund ihres Alkoholpegels konnte die Gesch. keine brauchbare Täterbeschreibung abgeben. Sie verbleibt stationär im Johanneskrankenhaus.
    Hus, KHK
     
    Merkblatt vom 23.07.99
     
    Tatzeit: 18.07.99, 02.10 Uhr
    Tatort: Pestalozziweg 12
    Sachverhalt:
    Der beschuldigte Arbeiter (z. z. arbeitslos)
    Marc Engel, 02.04.81 in Teutschenthal,
    weitere Pers. bekannt,
    wurde nach einem Einbruch in die Videothek »Die Burg« in unmittelbarer Nähe aufgegriffen. Er hatte eine Plastiktüte mit 15 Videofilmen (11 Porno, 4 Action) aus Beständen der Videothek kurz zuvor unter ein parkendes Fahrzeug geworfen. Außerdem hatte er einen Kleingeldbetrag dabei, der relativ genau dem Betrag in der Kaffeekasse der Videothek entsprach.
    Engel stand unter Alkoholeinfluss, und ihm wurde auf der Hauptwache eine Blutprobe entnommen. Der Besch, war bei der Vernehmung äußerst unkooperativ, er machte keine Angaben zur Sache. Bei der anschließenden Wohnungsdurchsuchung konnte ein Samuraischwert als verbotener Gegenstand sichergestellt werden. Hierbei fiel die Mutter des Engel
    Annemarie Dröse, gesch. Engel,
    geb. 03.11.54 in Jena,
    wh. wie Sohn,
    durch ausgesprochen aggressives Verhalten auf. Sie ist seit acht Jahren geschieden und allein erziehend. Engel hat noch zwei jüngere Geschwister (Schwester 11, Bruder 13).
    Detert, KHK
    Merkblatt vom 14.08.00
     
    Tatzeit: 10.08.00, gegen 01.00 Uhr
    Tatort: Wiese zwischen Pfarracker und