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Leichensache

Leichensache

Titel: Leichensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Horst
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den Neuronen ist aber nicht so ganz verkehrt. Ich finde es schon sehr spannend zu verstehen, wie solche Dinge passieren.«
    »Hm«, sie blickt wieder nach vorne, legt den Finger ans Kinn, »ich finde den Geruch am schlimmsten. Und wie sie sich anfühlen. Wie halb aufgetaute Tiefkühlhähnchen.«
    »Sobald wir da sind, essen wir irgendwo eine Kleinigkeit.«
    Sie wendet den Kopf in Zeitlupe, macht ein Kermit-Gesicht. Lachen.
    Zwei Daimler überholen zügig. Mein Gott, die müssen doch mindestens 220 draufhaben. Wenn wir in der Stadt sind, fährt am besten Heike. Wir brauchen unbedingt noch einen Falk-Plan.
    »Wie lange hast du den Führerschein?«
    »Sechs Jahre. Wieso?« Krause Nase.
    »Wenn wir in der Stadt sind, machen wir Fahrerwechsel. Hab ich die Hände frei.«
    »Danke für das Vertrauen«, höhnischer Unterton.
    »Komm, nicht so empfindlich. Man weiß ja nie.«
    »Schon gut.« Keine Miene.
    Sehr enge Abfahrt, die Grünfläche und der Randstreifen übersät mit Müll, meistens Dosen. Fenster auf, endlich. Der Fahrtwind bläst die Haare über dem Ohr nach vorne. Sieht man gleich wieder völlig dämlich aus. Egal.
    »An der Tankstelle dahinten machen wir kurze Rast, Plan kaufen und so. Läute mal bei den anderen durch, dass wir uns da treffen.«
    Der Verkaufsraum ist kühl. Klimaanlage. Die Tiefkühltruhen brummen, mindestens acht Meter Zeitungswand. Hinten links die Nackten, St.-Pauli-Nachrichten, Playboy, Dolly, Lust Girls. Auf der anderen Seite die Pläne und Landkarten, leider. Noch was Kaltes zum Mitnehmen? Gute Idee. Und Kaugummi.
    Heike macht neben dem Wagen Kniebeugen beim Telefonieren, verabschiedet sich.
    »Schmidt musste nötig aufs Klo, ist aber in drei Minuten hier. Die anderen sind schon da.«
    Der Omega steht mit offenen Türen abseits der Säulen, Glowatzki reckt sich, Anne geht in Richtung Verkaufsraum.
    »Ich melde uns mal an.« Im Wagen ist es immer noch heiß, Heike hat den richtigen Kanal schon eingestellt.
    »… Ölspur. Wir brauchen hier den Bauhof mit Ölbindemittel. Circa drei Quadratmeter.«
    »Verstanden 16/23.«
    »Leitstelle von 81/10 kommen.«
    »81/10, kommen Sie.«
    »Wir sind mit drei Fahrzeugen in Ihrem Bereich. Haben hier vermutlich den ganzen Tag zu tun.«
    »Verstanden 81/10.« Dröhnender Bass mit Dialekt.
    »44/70 von 81/10 kommen.«
    »Wir haben mitgehört, 81/10. Meldet euch mal über Handy.«
    Heike ist zur Toilette. Die Nummer hat sie bestimmt mitgenommen. Glowatzki ist nicht zu sehen, das Handy liegt auf der Haube, Heikes Klemmbrett steckt hinter der Sonnenblende. Ist das jetzt eine Zwei oder eine Sieben?
    »Kleine.«
    »Ja, Kirchenberg vom 81/10. Tag.«
    »Servus. Seid ihr jetzt an der Ausfahrt?«
    »Kurz dahinter, ja. Steht ihr an seiner Wohnadresse?«
    »Richtig. Wir stehen hier seit zwei Stunden. Sein Wagen steht vor der Tür, und wir vermuten, dass er im Haus ist, haben ihn aber noch nicht gesehen. Habt ihr einen Stadtplan?«
    »Haben wir.«
    »Gut. Fahrt einfach nach Plan, ist einfacher als alles erklären. Jetzt zur Mittagszeit könnt ihr auch ruhig durch die City fahren. Das wird zwanzig Minuten dauern. Sprecht uns kurz vorher noch mal an, dann erklären wir euch unseren genauen Standort.«
    »Okay, bis dann.«
    »Servus.«
    Alle sind startklar. Anne ruft noch den richtigen Kanal aus dem Fenster. Und ab.
    »Bis zur übernächsten Ampelkreuzung, dann rechts, und dann immer geradeaus, erst mal.«
    Der 15/18 meldet sich einsatzklar, der 14/12 bekommt einen Unfall ohne. Parkbuchten zu beiden Seiten, dazwischen Bauminseln. Die Reifen rumpeln auf dem Kopfsteinpflaster zwischen den Straßenbahnschienen, viele Läden mit Auslagen. Die Ampel ist rot, rechts ein türkischer Gemüsehändler.
    Kurz schellen, warten, Ayse öffnet, offener Mund, dann lächeln, was für eine Überraschung, sie macht den Weg frei, einladende Handbewegung, in der Wohnung Studentenchaos, was trinken? Ja, gern, Senfgläser …
    »Hey. Ohropaxis?« Heike stößt von links. »Wir werden gerufen.«
    »Der 11/20 hört.«
    »Wir müssen unser Rendezvous verschieben. Z hat das Haus verlassen, mit Sporttasche, wir sind schon in Bewegung.«
    »Die Person steht eindeutig fest?«
    »Ziemlich eindeutig. Das Kennzeichen stimmt, und auch das Foto sieht gut aus.«
    Heike fährt auf die Hauptstraße, eigener Gleiskörper, Sonne wieder von vorn links, spiegelt sich auf den blank gefahrenen Schienen.
    »Was machen wir?«
    »Wir fahren zur Wohnung, mal ansehen das Ganze. Rein gehen wir da heute eh wahrscheinlich

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