Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leichensache

Leichensache

Titel: Leichensache
Autoren: Norbert Horst
Vom Netzwerk:
hier der letzte Stand, ganz offiziell. Engel sitzt in U-Haft. Wir sind absolut sicher, den richtigen Mann zu haben. Die Wierwich hat ihn eindeutig erkannt. Leider können wir das nicht verwerten, weil die Gegenüberstellung etwas anders verlaufen ist, als wir uns das vorgestellt haben«, einige Huster, lautes Räuspern, »sie ist aber zweifelsfrei sicher. Der Zeuge Zapp aus dem Pornoladen hat Engel einmal erkannt, beim zweiten Mal nicht. Wegen der zweiten Spermaspur am Schuh wäre das schon toll gewesen, aber mit Gewalt melkt man halt keinen Bullen. Engel selber sagt nichts mehr, wie ihr wisst, wird er seit heute Morgen von Droste vertreten.«
    »… was?«, Schäfer ganz erstaunt, fragt Altenkamp, flüstert.
    »Tja, ein paar eurer Dienststellenleiter haben schon angerufen und erwarten einige von euch morgen, die anderen auf jeden Fall übermorgen zurück. Ich bitte euch, soweit möglich, mit Datum von heute eure Spuren abzuschließen, jeweils mit Abschlussvermerk des aktuellen Ermittlungsstandes. Es sei denn, dem spricht etwas Wichtiges entgegen, dann müssen wir das im Einzelnen besprechen.«
    Pause. War noch was?
    »Dann bleibt mir nur noch, mich bei euch zu bedanken. Obwohl wir fünf Tage lang mehr oder weniger rumgestochert haben, haben sich alle voll reingehängt mit tierischem Einsatz, mit Ideen, das war ein gutes Gefühl für mich. Wir haben auch vor«, Ulla erwidert den Blick, »morgen Abend bei Helga noch einen trinken zu gehen. Ich würde mich freuen, wenn alle Zeit hätten.«
    Altenkamp winkt schon ab. »Heute wäre auch schon möglich gewesen, aber ich denke, wir müssen alle mal ein bisschen schlafen.« Zustimmung.
    »Gut. Von euch noch irgendwas?«
    »Woher hat er gewusst, dass wir dran sind? Meise?«
    »Ja, das war vermutlich Sascha. Wissen tun wir’s nicht, aber die Mutter hat mitgeteilt, dass er noch am Dienstag nach Hause gekommen ist. Da hat sie ihm alles erzählt. Mehr wissen wir nicht.«
    »Was ist mit den Mehrdienststunden?«
    Ulla? »Werden den Dienststellen mitgeteilt.« Sonst keine Fragen.
    »Hast du noch was?« Ulla zuckt mit den Schultern, gelangweilter Blick.
    »Höchstens das hier.« Sie fingert einen Zettel aus der Mappe. »Dr. Ngomo vom Institut hat angerufen. Er hatte heute während des Nachtdienstes ein paar Freiräume und hat sich um unsere Spermaspur gekümmert. Vorläufiges amtliches Endergebnis: Engels Blut und das Sperma von der Leiche sind von ein- und derselben Person.«
    Stille. Ulla grient. Das Luder.
    »Du kannst ja Scherze machen. Weiber, ehrlich«, Schmidt. Glowatzki stiert sie von unten an, droht mit einem Lächeln. Ulla lehnt sich zurück mit Ich-bin-die-Größte-Gesicht. Das Papierknäuel kommt von ganz hinten, trifft sie mitten auf die Stirn.
    20 Uhr 40
    Im Mordfall der siebenundzwanzigjährigen Kerstin Baum verfolgt die Polizei nach Aussagen eines Sprechers noch keine heiße Spur. Die Studentin war in der Nacht zum Mittwoch letzter Woche in ihrer Wohnung in der Schillerstraße einem Sexualmord zum Opfer gefallen (wir berichteten).
    Nach Informationen unseres Blattes geht die Polizei mittlerweile davon aus, dass der Täter vermutlich nicht aus dem näheren Umfeld des Opfers kommt. Dementsprechend seien die Ermittlungen ausgedehnt worden, und es wird für möglich gehalten, dass das Opfer seinem Täter erst kurz vor der Tat begegnete.
     
    Was die alles wissen.
     
    Ob eine der am Tatort vorgefundenen Spuren die Polizei weitergeführt hat, wurde aus ermittlungstaktischen Gründen verschwiegen. Die BWL-Studentin ist am Dienstag dieser Woche in ihrem Heimatort in der Eifel beigesetzt worden.
    Sollten Zeugen in der Nacht zum vergangenen Mittwoch im Bereich der Schillerstraße Beobachtungen gemacht haben, die im Zusammenhang mit der Tat stehen könnten, so ist die Polizei weiterhin daran interessiert, auch wenn es sich um Vorgänge han delt, die zunächst unbedeutend erscheinen mögen.
     
    Na, denn. Allgemeiner Aufruf zum Nachbarschaftsanschiss.
    Die Große auf dem Sitz nebenan liest immer noch. Ganz schöner Wälzer. Riemchenschuhe mit flacher Sohle, keine lackierten Nägel, schlanke Fesseln. Hauchdünner brauner Schimmer auf dem Schienbein, kaum sichtbar. Eine Strähne des Ponys steckt hinter dem linken Ohr, das Kleid ist geknöpft, öffnet sich über dem Knie.
    Der Penner mit Pudelmütze steigt aus, scharfer Pissegeruch. Sucht sich wahrscheinlich einen Schlafplatz im Park. Auf dem Rasen unter den Birken spielen zwei Hunde. Rechts ein Cabrio mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher