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Leichensee

Leichensee

Titel: Leichensee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mennigen
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und ungesühnt. Und wie das mit schlechten Gewohnheiten halt so ist, man wird sie nur schwer wieder los. Also mordete ich mehrere Jahrzehnte ungestört weiter. Mit zunehmendem Alter verlor ich dann die Lust an dem monotonen Ablauf. Das Töten hatte für mich seinen Reiz eingebüßt. Im Grunde hatten die Ermittler nie eine Chance, mich zu entlarven. Erst als Sie und Jeremiah bei mir aufgetaucht sind, sah ich eine neue Herausforderung.«
    »Sie töteten Amy also nur, damit wir in dem Fall ermittelten und Sie uns Ihre Überlegenheit beweisen konnten?«
    Er nickte sichtlich amüsiert.
    »Warum ausgerechnet Amy?«
    Carnahan zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Mit irgendwem musste ich ja die neue Runde meines Spielchens eröffnen. Im Grunde wäre dafür jede x-beliebige Frau infrage gekommen. Um die Sache ein wenig reizvoller zu machen, änderte ich lediglich das Szenario. Statt wie früher eine Frau zu entführen, tötete ich jetzt eine auf offener Straße. Nicht, dass Ihnen das bei der Aufklärung viel genutzt hätte, aber mir hat die Abwechslung großen Spaß gemacht. Ich muss zugeben, Sie und Jeremiah stellen eine wirkliche Herausforderung für mich dar. Trotzdem werden die Ermittlungen im Falle unserer bedauernswerten Amy auf dasselbe Ergebnis hinauslaufen wie bei allen anderen Fällen, bei denen ich Mörder und Mordaufklärer in einer Person war.«
    »Hatten Sie schon vor unserem Aufbruch zur Bürgerversammlung vor, Amy zu töten?«
    »Sagen wir, ich hatte das Mädchen im Visier, da Jeremiah Gefühle für die junge Lady entwickelt zu haben schien. Dadurch würde er sich bei der Aufklärungsarbeit noch mehr Mühe geben als bei einem neutralen Opfer. Hätte sich an dem Abend keine Gelegenheit geboten, die Kellnerin zu töten, hätte irgendeine andere Frau dran glauben müssen.«
    »Wo hatten Sie das Hackmesser plötzlich her?«
    »Sicher erinnern Sie sich, dass ich die Garage von innen öffnen musste. Während Sie und Jeremiah draußen auf mich warteten, habe ich das Hackbeil hier aus meiner Kellerwerkstatt geholt und unter meinem Mantel versteckt.«
    »Und in der Kirche haben Sie gewartet, bis die Kerzen verloschen. Dann sind Sie Amy nach draußen gefolgt.«
    »Das mit den Kerzen war Zufall, der mir in diesem Moment allerdings sehr gelegen kam. Wenige Augenblicke zuvor hatte ich nämlich noch beobachtet, wie sich dieser Terry Dodson der armen Amy näherte. Das unselige Kind hatte nichts Eiligeres zu tun, als durch einen der Seitenausgänge davonzueilen.«
    »Und Sie sind ihr dann im Schutz der Dunkelheit gefolgt.«
    »Ja, allerdings durch das Hauptportal. Dieser Umweg, verbunden mit der Lichtlosigkeit in der Kirche und dem Gedränge der aufgebrachten Leute, hat mich Zeit gekostet. Deswegen konnte ich die Kleine erst kurz vor ihrem Zuhause einholen und töten. Das arme Ding hatte nicht die geringste Ahnung, was auf sie zukam, als ich mich ihr zeigte. Ich sagte ihr, Jeremiah hätte mich geschickt, worauf sie zutraulich wurde und mir sogar entgegenkam. Und als sie vor mir stand, nichts Böses ahnend, ist es halt passiert. So, jetzt wissen Sie alles. Das Rätsel um die vergrabenen Leichen von Chappaquiddick ist gelöst. Fühlen Sie sich nun besser?«
    »Ich werde mich erst besser fühlen, wenn Sie hinter Schloss und Riegel oder im Jenseits sind.«
    »Ich fürchte, Ersteres wird niemals passieren. Und ehe ich dahinscheide, werden Sie schon lange das Zeitliche gesegnet haben. Da wir gerade vom Ableben reden, ich denke, wir sollten die Zeit dafür nutzen, solange Jeremiah noch unterwegs ist.«
    »Wie meinen Sie das?«, fragte Decker mit zittriger Stimme.
    Der freundliche Ausdruck in Carnahans Gesicht war wie weggewischt. »Ich meine, dass Sie hier und jetzt sterben werden. Keine Bange, es wird nicht sehr wehtun. In den vergangenen Jahrzehnten habe ich mir eine gewisse Routine im Umgang mit dieser Art des Tötens angeeignet.«
    In der einen Hand hielt er das Hackmesser, die andere streckte er nach Decker aus, packte sie am Arm und riss sie so herum, dass sie ihm von Nahem ins Gesicht sehen musste. Die Ekzeme auf seiner Haut erschienen Decker riesig wie Mondkrater. Sie fühlte, dass ihr die Knie weich wurden, während sie versuchte, sich aus dem Griff zu befreien. Carnahan packte noch härter zu und zerrte seine Gefangene durch den Flur in Richtung Kellertreppe.
    »Wo wollen Sie mit mir hin?«, keuchte Decker.
    »Wir machen einen kleinen Spaziergang vor das Haus«, antwortete er auf dem Weg die Stufen hinauf. »Dort

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