Leidenschaft zum Dessert
Spionin bin?“ Sie hob herausfordernd das Kinn.
Er fuhr sich mit der Hand durch das dichte Haar. „Hätten Sie nicht den Hausmeister informieren können, dass mein Sessel quietscht?“
„Ja, sicher. Aber da ich ihn erst anrufen und das Problem hätte erklären müssen, konnte ich es genauso gut selbst erledigen. Man muss kein Fachmann sein, um die Rollen eines Schreibtischstuhls ölen zu können.“
Er sah sie irritiert an. Offenbar löste das Wort „ölen“ auch bei ihm bestimmte Assoziationen aus. Ihr wurde heiß, und sie musste an seine Warnung denken, auf keinen Fall ein Interesse für ihn als Mann zu entwickeln. Der Gedanke weckte in ihr das Verlangen, ihn ein wenig zu necken und ihn zu fragen, ob sie dafür gefeuert werden konnte, wenn sie harmlose Tätigkeiten mit Worten schilderte, die erotische Bilder heraufbeschwören konnten.
Aber im letzten Moment hielt sie sich doch noch zurück. Warum sollte sie ihren Boss provozieren wollen?
Er richtete sich zu seiner bemerkenswerten Größe auf, zog das Jackett aus und hängte es über die Rückenlehne seines Sessels. Danach nahm er die goldenen Manschettenknöpfe ab, ließ sie auf den Schreibtisch fallen und krempelte die Ärmel hoch. Seine Unterarme waren muskulös – wie wohl sein ganzer Körper, dachte Sara unwillkürlich – sonnengebräunt und mit feinen dunklen Härchen bedeckt.
Der Gedanke, diese Arme könnten sich um ihre Taille legen und sie fest an seine breite Brust drücken, kam ihr so plötzlich, dass sie unwillkürlich erschauerte. Sara machte unwillkürlich einen Schritt zurück und strich mit der Hand über ihr Kostüm, als könnte sie so die seltsame Sehnsucht verscheuchen, die sie plötzlich erfüllte. Sie bemühte sich, nicht auf seine Arme zu starren. Lieber Himmel, es waren doch nur Arme! Was war denn nur los mit ihr?
„Haben Sie nichts zu tun, Sara?“ Er sah von seinen Papieren auf, und sie zuckte zusammen.
„Ich war nicht sicher, ob Sie nicht noch etwas brauchten.“
„Wenn ich etwas brauche, werde ich es Sie wissen lassen. In der Zwischenzeit erwarte ich von Ihnen, dass Sie allein für Ihre Unterhaltung sorgen.“
Er musste bemerkt haben, wie sie ihn gemustert hatte – ach was, mit den Augen verschlungen hatte, wem machte sie etwas vor? Sie wurde rot und wandte sich schnell ab, damit er es nicht merkte.
„Soll ich das Wasser in der Vase mit den Rosen wechseln?“ Sicher ein Geschenk von einer seiner unzähligen Verehrerinnen.
„Nein.“ Er richtete den Blick auf seine Papiere. „Vielleicht möchten Sie sie mit nach Hause nehmen. Ich mag keine Blumen.“
„Ich kann sie nicht mitnehmen, ich komme mit dem Fahrrad zur Arbeit. Aber ich stelle sie gern auf meinen Schreibtisch. Danke.“
Sie nahm sich die Zeit, kurz den Duft der gelben Blüten einzuatmen, und fühlte sich gleich viel entspannter. „Wenn Sie sonst nichts mehr brauchen, gehe ich nach Hause.“
Er sah flüchtig auf die Uhr. „Ja, gut.“ Und schon war er wieder in seine Papiere vertieft.
Sara nahm die Vase und ging zur Tür, die sie mit der Hüfte aufstieß. „Ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Abend.“
Sekundenlang kam keine Antwort. Dann hob er den Kopf und sah sie nachdenklich an. „Sie kommen auf dem Fahrrad ins Büro?“
„Ja.“ Sie wartete mit angehaltenem Atem auf eine missbilligende Bemerkung.
„Aha.“ Er sah sie mit ausdrucksloser Miene an, und wandte sich dann wieder seiner Arbeit zu, ohne noch mehr zu sagen.
Sara zog sich mit einem leisen Seufzer der Erleichterung zurück.
Kazim legte die unterschriebenen Dokumente in seinen Ausgangskorb und stand langsam auf. Er stellte sich vor das bodentiefe Fenster, das die eine Seite seines Büros einnahm.
Die Sonne stand schon sehr tief am Himmel. Viele seiner Angestellten waren bereits nach Hause gegangen. Andere überquerten jetzt gerade den Parkplatz, stiegen in ihre Wagen und machten sich in einer langen Prozession auf den Weg zur Ausfahrt.
Eine einzige einsame Gestalt löste sich aus der Menge und flitzte geschickt auf ihrem Fahrrad zwischen den Autos hindurch.
Kazim kniff die Augen zusammen, um Sara besser sehen zu können. Sie trug nicht mehr ihr beigefarbenes Kostüm. Aber wie hätte sie in dem engen Rock auch Fahrrad fahren können? Na ja, vielleicht nicht eng, aber doch recht knapp geschnitten, sodass er ihre Hüften betonte, wie Kazim nur allzu gut in Erinnerung hatte.
Jetzt trug sie eine Radlerhose aus einem glänzenden elastischen Material. Er blinzelte. Ihre Beine
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