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Leipziger Affären - Kriminalroman

Leipziger Affären - Kriminalroman

Titel: Leipziger Affären - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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unter Dankwart König. »Warum sollte sie den eigenen Bruder umbringen?«
    »Mach ein Fragezeichen.«
    Leonhardt tat, wie ihm geheißen. »Kommen wir zu Heiligenbrand. Der ist nach wie vor reichlich undurchsichtig.«
    »Eines hast du bislang außer Acht gelassen«, warf Henne ein. »Keiner unserer Verdächtigen hat den Erpresserbrief geschrieben.«
    »Das können wir nicht mit Bestimmtheit sagen.«
    »Zumindest hat Beuthe die Fingerabdrücke nicht zuordnen können.«
    »Im Bericht steht, dass es keine gab. Von Königs abgesehen.«
    »Sonderbar.«
    »Das finde ich nicht. Der Erpresser hat eben Handschuhe getragen.«
    »Einer, der sich für besonders schlau hält, was?«
    »Der große Unbekannte«, murmelte Leonhardt.
    »Irgendwo hockt ein Fehler. Irgendetwas haben wir übersehen.«
    »Vielleicht findet es Pallauer in den Akten.«
    Henne wischte Leonhardts Einwand mit einer ungeduldigen Handbewegung beiseite. Pallauer würde nichts herausfinden. Dazu war er viel zu sehr von den eigenen Fähigkeiten überzeugt, hinterfragte nichts und schien schon alles zu wissen, noch ehe überhaupt Fakten vorlagen.
    »So ein Stück Papier muss doch jede Menge DNS -Spuren aufweisen«, sagte Henne.
    »Tut es eben nicht, das steht in Beuthes Laborbericht. Pallauer gibt sich damit zufrieden. Der Brief interessiert ihn nicht.«
    »Wenn du den Namen noch einmal aussprichst, fange ich an zu schreien.«
    »Meinetwegen, das soll befreiend wirken.«
    »Wie es aussieht, stecken wir gehörig fest.«
    »Eben.« Leonhardt faltete den Zettel zusammen.
    »Ich sehe nur einen sinnvollen Weg. Wir müssen an Königs Schreibtisch ran. An seinen Computer übrigens auch.«
    »Du bist also immer noch der Meinung, dass ein Einbruch eine gute Idee wäre?«
    »Hast du eine bessere?«
    Leonhardt schüttelte den Kopf.
    »Heute Nacht, abgemacht?«
    »Also gut. Ich gebe dir Rückendeckung.«
    »Lass mal, ich mache es allein. Es reicht, wenn ich von Schuster rausgeschmissen werde. Du bist viel zu gut, als dass die Leipziger Kripo auf dich verzichten könnte.«
    Leonhardt stand auf und reckte die Faust. »Einer für alle, alle für einen.«
    »Mein tapferer Musketier.« Henne grinste.
    »Lass bloß nicht Frank hören, dass ich einen Filmspruch losgelassen habe.«
    »Versprochen. Aber jetzt mach dich vom Acker, ich muss ausgeschlafen sein.«
    »Anständige, normale Leute schlafen nachts.« Leonhardt packte seine Sachen zusammen.
    »Ich bin weder anständig noch normal.«
    Als Leonhardt schon die Klinke in der Hand hatte, entgegnete er: »Niemand weiß das besser als ich.«
    Kaum war Leonhardt fort, machte sich auch Henne auf den Weg. Heute würde ihn nichts und niemand davon abhalten, einige Runden im Wasser zu drehen.
    Im Schwimmbad roch es wie immer schon im Eingangsbereich nach Chlor. Henne zahlte eine Stundenkarte und begab sich in die Umkleidekabine. Er suchte eine Weile, ehe er einen freien Spind fand. Als er aus der Jeans schlüpfte, trat er in eine Pfütze. Knurrend hängte er die nasse Socke über den Kleiderbügel. Wenn er Glück hatte, trocknete sie, bis er sich später wieder anzog.
    Er duschte ausgiebig und trat durch die Pendeltür in die Halle. Es war voll. Grauhaarige Köpfe, wohin er auch schaute. Seniorentag. Dabei hatte er absichtlich die Mittagszeit gewählt.
    Gingen die älteren Herrschaften denn nicht zum Essen? Es hieß ja, im Alter hätte man nicht mehr so viel Appetit. Oder vielleicht waren sie am Ende so wie er davon ausgegangen, dass sie zu dieser Zeit das Bad für sich allein hatten.
    Henne stellte seine Badelatschen an einem Startblock ab. Mit einem Sprung hechtete er über die Köpfe der am Beckenrand hängenden Rentner ins Nass.
    »Das is keen Spielplatz, mei Gudster«, schimpfte eine Dame in einem Badeanzug, der ihr vermutlich vor einigen Jahren mal gepasst hatte. Seine Träger hatten sich tief in das Fleisch ihrer Schultern gegraben.
    Henne kraulte davon. Am gegenüberliegenden Beckenrand sah es nicht besser aus. Auch dort klammerten sich die älteren Semester am Rand fest, als wären sie kurz vorm Ertrinken. Wie Ölsardinen in der Büchse, fehlte bloß noch, dass sie ihr Kaffeekränzchen dabei abhielten. Henne drehte ab.
    Zwanzig Bahnen später war er so erschöpft, dass ihn die Nähe der wassertretenden Altweiberbeine nicht länger abschrecken konnte. Er steuerte eine Stelle zwischen zwei Frauen an, die in ein reges Gespräch vertieft waren.
    »Sag ich doch«, bemerkte die eine gerade, als Henne direkt neben ihr aus dem Wasser

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