Aries
Aries
Puma Concolor
Copyright © 2014 Katie von Schröcks All rights reserved.
1. Auflage 2014
Redaktionelle Verarbeitung und Publizierung: LongAim
06188 Landsberg
ISBN: 1495253708 ISBN-13: 978-1495253706
Aries
Puma Concolor
Wer den Weg nicht kennt,
auf dem er zum Meer gelangen kann, der sollte sich einen Fluss als Begleiter suchen.
Lateinische Lebensweisheit
Original
Viam qui nescit, qua deveniat ad mare, eum oportet amnem quaerere comitem sibi.
Plautus Poenulus 3,3.14 (627-28)
Für mein Omschel
Aries hielt seinen Gegner fest im Griff, und als er seine langen, spitzen Zähne tief in den Nacken seines Angreifers bohrte, gab Gideon widerwillig nach und schlug mit einer demütigen Geste, seine Pfote in den Sand. Aries hatte gewonnen.
Übermütig rannte er den Waldweg entlang. Er spürte, wie sich der Waldboden in seine großen Pfoten grub.
Er hatte es geschafft. Sein Land - jetzt gehörte es ihm.
Der Kampf entwickelte sich einfacher als gedacht. Sein Vater hatte wenig Widerstand geleistet. Es verwunderte ihn nur kurz. Aries war zu glücklich.
Mit ausladenden Schritten sprang er seinem Erbe entgegen und dann sah er sie - CONDEWALL - die Burg der Stammesfürsten.
Seine Burg.
Er lief ganz hinauf und als er schließlich oben auf den Simsen inne hielt, sank er mit einem zufriedenen Seufzer zu Boden. Lässig hingen seine Pfoten über den Mauerresten und er sah über sein Land: Wald, Hügel und Berge - bis zum Horizont. Soweit er sehen konnte - alles gehörte ihm - war sein Erbe.
Wer hätte das gedacht ...
Aries - der Umhergereichte - der Heimatlose - er war an seinem Ziel angekommen. Er verspürte keine Reue. Sein Vater war ihm fremd. Er wuchs unter Menschen auf und fühlte ein inniges Band. Aries war alt genug, um sich im Klaren zu sein - er konnte alles verändern. Schranken existierten für ihn nicht. In seinem Denken war die Welt offen. Er verstand beide Welten. Er war so aufgewachsen ... und auch die Toleranz, in dem die Menschen, die er liebte, seiner Jugend begegneten, war mehr, als er erwarten konnte und mehr, als sein Begleiter erwartete. Es überraschte ihn. Glücklich schloss er die Augen. Jetzt war er der Erste. Er war Fürst - der Hüter seines Landes.
Zwei Jahre später
Ungeduldig stand ich am Fenster und zwang mich, mein Spiegelbild zu betrachten. Meine Hände zu Fäusten geballt, verharrte ich, um nicht fieberhaft im Abteil herum zu tigern. Ich sehnte mein Reiseziel herbei, und ich war wütend.
Wütend auf mich - auf Gott ... - auf Gott und die Welt. Mein Name ist Franziska und ich werde nächsten März achtzehn. Mein Name ist Franziska aber alle nennen mich Fränni. Wir leben im 21. Jahrhundert, - genauer - im Jahr 2010. Und stecken in einer der größten Krisen, die die Menschheit bisher gesehen und erlebt hatte. Weltwirtschaftskrise, Klimawandel und kriegerische Auseinandersetzungen in vielen Ländern, - vor allem außerhalb Europas. Aber das bedeutete nicht, dass die Europäer verschont würden. Im Gegenteil - sie mischten überall kräftig mit. Und das, erregte meinen Zorn.
Ich habe … hatte einen Bruder und liebte ihn sehr. Auch er zog aus, um die Welt zu retten. Um sie sicherer zu machen, sagte er, um mich zu beschützen. Er schaffte nicht einmal vier Wochen, dann war er weg. Nicht wie seine Leidensgenossen: - Tod, umgekommen, zerstückelt, erschossen ... Nein. Er verschwand einfach. Kann man sich das vorstellen? Es ist schlimm genug, dass Menschen in diesen unseligen Kriegen sterben … doch meist können die Angehörigen Abschied nehmen, trauern und die Opfer mit allen Ehren bestatten. Mein Bruder Timon nicht. Er blieb spurlos verschollen. Ausgelöscht - als hätte es ihn nie gegeben. Und ich hasste ihn dafür.
Als der Zug in den Bahnhof einfuhr, suchten meine Augen den Bahnsteig ab. Von Oma war nichts zu entdecken. Wir waren zu früh. Es fehlten ganze sechs Minuten, wenn wir fahrplanmäßig angekommen wären. Gemächlich stieg ich aus und schlenderte auf den Ausgang zu. Gerade als ich an die Treppe kam, welche vom Bahnsteig hinausführte, sah ich sie - mein Omschel.
Hastig stürmte sie die Stufen herauf, und als sie mich erblickte, wurden ihre Gesichtszüge weich und ein strahlendes Lächeln trat anstelle, der vor Anstrengung zusammengekniffenen Augen. Überglücklich fiel ich ihr um den Hals und Tränen schwemmten in meine Augen. Wie hatte ich diesen Tag herbeigesehnt ...
Ich hatte es geschafft. Endlich.
>> Na, na Fränni, jetzt ist doch alles gut. <<, sagte Oma sanft und ihre
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