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Leipziger Affären - Kriminalroman

Leipziger Affären - Kriminalroman

Titel: Leipziger Affären - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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wieder im Amt.«
    Henne fragte sich, wo Alexa König morgen sein würde. Im Moment war sie gewiss längst wieder auf dem Weg nach Leipzig, sie war davongestürzt, als wäre sie auf der Flucht.
    »Welche Rolle spielt eigentlich Frau König bei der Tagung?«
    Kommering knöpfte seine Anzugjacke auf und vergrub die Hände in den Hosentaschen. »Keine. Das war ein rein privates Treffen.«
    »So, so.«
    »Was wollen Sie damit sagen?« Kommering nahm die Hände aus den Taschen, als bereitete er sich auf einen Schlagabtausch vor. Eine Vorstellung, die Henne belustigte. Mit ihm konnte es so leicht niemand aufnehmen.
    »Ich dachte, sie besucht die Tagung. Als Bauunternehmerin sozusagen.« Henne lächelte.
    »Kaum. Erstens war ihr Mann der Unternehmer, und zweitens verfügt sie gar nicht über die erforderliche Kompetenz, um einer Fachtagung folgen zu können.«
    Anders ausgedrückt, Kommering hielt sie für dumm. Eine Ansicht, mit der er nicht alleine stand. Königs Schwester dachte da sicher ähnlich.
    »Ihre private Beziehung …« Er zögerte, um den Anschein zu erwecken, es wäre ihm unangenehm, das Thema anzuschneiden. »Welcher Art ist die?«
    Kommering winkte ab. »Ich habe Frau König heute zum ersten Mal gesehen und hoffe, dabei bleibt es auch.«
    »Wollte sie etwas von Ihnen?«
    »Da sei Gott vor!«
    »Immerhin hat sie den Weg von Leipzig auf sich genommen.«
    »Ich habe ihr das Treffen vorgeschlagen, weil es eine Sache zwischen uns zu klären gibt, die keinen Aufschub duldet.«
    »Lassen Sie mich raten: Dankwart König hat die städtischen Beamten bestochen.«
    Kommering grinste amüsiert, und Henne ahnte sogleich, dass er mit seiner Vermutung falschlag.
    »Die Untersuchungen in meinem Dezernat laufen noch. Bis jetzt hat sich noch kein Anhaltspunkt für eine Bestechung ergeben«, sagte Kommering.
    »Warum wollten Sie Frau König denn treffen?«
    »Wie ich schon sagte, aus privaten Gründen. Unser Treffen hat nichts mit dem toten König zu tun.«
    Henne trat dicht an Kommering heran und schaute auf ihn hinab. »Sie sagen mir, worum es zwischen Ihnen ging, und ich entscheide, ob das mit dem Mord in Verbindung steht oder nicht.«
    »Ein Einschüchterungsversuch? Zieht bei mir nicht.« Kommering trat zur Seite und ließ Henne ins Leere blicken. Mit drei langen Schritten war er an der Glastür. »Die Pause ist vorbei, ich muss zurück. Freut mich, Sie hier getroffen zu haben. Ihr Chef wird stolz auf Sie sein, wenn ich ihm berichte, wie fleißig Sie sind.« Mit einem Lächeln, das irgendwo zwischen Höflichkeit und Abscheu lag, ließ er Henne stehen.
    »Scheißkerl.« Das war alles, was Henne dazu einfiel. Schuster würde toben. Gedankenversunken lief Henne zu seinem Auto. Auf der Rückfahrt fasste er das Ergebnis zusammen. Zwischen Alexa und Kommering gab es eine Verbindung. Noch wusste er nicht, was die beiden verband. Trotzdem beschloss er, das Ergebnis als Erfolg zu werten.
    Der Kulkwitzer See lag glatt und ruhig in der frühabendlichen Sonne. Möwen schaukelten auf den Wellen des klaren Wassers, ein Schwanenpaar gründelte am Schilfgürtel neben dem Zeltplatz nach Wasserpflanzen. Von fern war das Quietschen der Straßenbahn an der Wendeschleife zu hören.
    Henne stand auf dem asphaltierten Weg oberhalb der Badestelle und blickte auf das Wasser. Ursprünglich hatte er ins Sportbad an der Elster zum Schwimmen gewollt. Dort war es jedoch zu voll gewesen und so war er weitergefahren. Eher zufällig hatte es ihn hierher in den äußersten Westen der Stadt verschlagen, ins Randgebiet Lausen, direkt am Kulkwitzer See.
    Am Ufer hockte ein Angler auf einem Campingstuhl. Henne lief die Böschung hinab und gesellte sich dazu. Schweigend starrte er auf die Pose, die unbeweglich im Wasser hing.
    Der Angler nahm eine Bierflasche aus dem neben ihm stehenden, mit Wasser gefüllten Eimer. Mit einem Plopp flog der Kronkorken ins Gras.
    »Sie beißen heute nicht«, murmelte er.
    Henne ging weiter. Je länger er lief, umso unruhiger wurde er. Ein paar hundert Meter weiter, auf der Höhe des Ortseingangsschildes zu Markranstädt, drehte er um. Angler hatten nicht immer Glück, manchmal bissen Fische an, manchmal nicht. Es wurde verdammt noch mal Zeit, dass endlich auch bei ihm ein Fisch am Haken hing. Ob Hai oder Hering, Königs Mörder war gefährlich, er musste an Land gezogen werden.

FÜNFZEHN
    Längst hatte die Nacht dunkle Schatten über die Stadt gelegt, und noch immer stand Henne am Fenster des Wohnzimmers und schaute hinaus.

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