Leitfaden Homöopathie (German Edition)
Arzneimittelwahl weniger Bedeutung. Es gibt jedoch Ausnahmen. Wenn die Schmerzen deutlich als pulsierend oder klopfend beschrieben werden, kommen
Belladonna
,
China
,
Ferrum
,
Glonoinum
und
Natrium muriaticum
in Betracht. Besonders heftige oder charakteristische Schmerzen können auf bestimmte Arzneimittel hinweisen. Sind die Kopfschmerzen so stark, dass die Patienten schreien, sollte man an
Arsenicum album
,
Colocynthis
und
Sepia
denken.
Lokalisation
Kopfschmerzen v.a. rechts:
Belladonna, Sepia, Sanguinaria, Calcarea carbonica;
v.a. links:
Colocynthis, Aconitum, Sulfur, Spigelia, Nux vomica.
Über der Nasenwurzel:
Aconitum, Ignatia, Platinum.
Über den Augenbrauen:
Belladonna, Nux vomica.
In den Schläfen:
Belladonna, Chamomilla, China, Ignatia, Nux vomica, Pulsatilla.
Auf dem Scheitel:
China, Sulfur, Calcarea carbonica.
Tief im Gehirn:
Bryonia, Ignatia, Sepia, Calcarea carbonica, China.
Im Hinterkopf:
Sulfur, Pulsatilla, Sepia.
In der Stirn und im vorderen Bereich des Kopfes:
Belladonna, Bryonia, Colocynthis, Ignatia, Nux vomica, Platinum, Sulfur, Calcarea carbonica, Sepia, Silicea.
An dieser Stelle muss auch erwähnt werden, dass ein sehr heftiges, erstmaliges Kopfschmerzereignis ein Hinweis auf eine Hirnblutung sein kann und rasch weiterer Abklärung bedarf.
Zum Schluss sei noch darauf hingewiesen, dass hier nur exemplarisch auf einige Teilbereiche der sehr umfangreichen Kopfschmerzproblematik eingegangen wurde. Zur exakten Fallbearbeitung ist deshalb ein Repertorium erforderlich.
13.1.2 Trigeminusneuralgie
Tic douloureux. Wichtigste Gesichtsschmerzform.
Ätiologie und Pathogenese: meist vaskuläres Kompressionssyndrom mit pathologischen Kontakten zwischen einem Gefäß und der Nervenwurzel unmittelbar nach Austritt aus dem Hirnstamm. Durch ständige Pulsationen entstehen Entmarkungen der jeweiligen Nervenwurzel mit Fehlverbindungen, die als Ursache der Schmerzen angesehen werden. Es müssen jedoch differentialdiagnostisch Tumoren und entzündliche Erkrankungen ausgeschlossen werden. Die häufigste symptomatische Ursache einer Trigeminusneuralgie ist die Multiple Sklerose ( Kap. 13.4.3 ).
Symptome: Extrem heftige, scharfe, elektrisierende, blitzartig einschießende, durch Kauen und Sprechen auslösbare Schmerzattacken. Dauer der Attacken: Sekunden bis zu 2 Min. Multiple Attacken können täglich über Wochen bis Monate auftreten. Zwischen den Attacken gelegentlich dumpfe, brennende oder klopfende Schmerzen. Auslöser: schon leichteste Berührung (z.B. mit einem Haar), kalte Luft, Sprechen, Kauen, mimische Bewegungen, Zähneputzen, emotionaler Stress; Triggerzonen evtl. auf nur 1–2 mm lokalisiert.
Therapeutische Strategie
Das schulmedizinische Vorgehen ist zunächst stets konservativ. Es werden Antiepileptika eingesetzt. Nur bei Versagen der medikamentösen Therapie kommen operative Verfahren in Betracht. Unwirksam, leider aber immer wieder praktiziert, sind alle operativen Maßnahmen im Gesichtsschädelbereich wie Zahnextraktionen oder Kieferhöhlenoperationen.
Homöopathische Behandlung
Bei der Behandlung der Trigeminusneuralgie ist in der Regel eine längerfristige konstitutionelle homöopathische Therapie nötig. Die Heftigkeit der Schmerzattacken bedingt einen hohen Leidensdruck. Wenn die Schmerzattacken durch Kauen ausgelöst werden, kommt es gelegentlich zu einem erheblichen Gewichtsverlust. Es besteht rascher Handlungsbedarf und die Erwartungshaltung der Patienten ist groß.
Wahl der Symptome bei akuter Neuralgie
Es finden sich oft nur wenige heftige Symptome, die alles andere überlagern (= einseitige Erkrankung), was die Mittelwahl erschwert.
Schmerzqualitäten wie reißend, stechend, schneidend haben im Allgemeinen weniger Bedeutung.
Schmerzauslösung z.B. durch Bewegung, Kauen, Wind, Kälte oder emotionalen Stress (Ärger, Verdruss) ist zu repertorisieren.
Weitere neurologischen Auffälligkeiten wie Ameisenlaufen oder Taubheitsgefühle sind auch wichtig.
Sollten Begleiterscheinungen wie z.B. Tränenfluss oder Speichelfluss (die allerdings für die klassische Trigeminusneuralgie nicht typisch sind) vorhanden sein, sind diese auch zu berücksichtigen.
Lokalisation und Lateralität: Wichtiger ist die Lateralität und die Ausbreitung der Schmerzen. Gewisse homöopathische Mittel haben einen ausgeprägten Bezug zur linken oder rechten Seite.
Periodizität: Weiter spielt bei der Mittelwahl die Periodizität eine Rolle, z.B. Schmerzen, die alle 2 Wochen auftreten oder immer im
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