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Lennox 02 - Lennox Rückkehr

Lennox 02 - Lennox Rückkehr

Titel: Lennox 02 - Lennox Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Als sie die Tür öffnete und mich sah, verdüsterte sich ihr Gesicht.
    »Lennox, ich habe dir doch gesagt ...«
    »Keine Sorge, May«, sagte ich. »Ich möchte nicht hineinkommen. Ich wollte dir nur das hier geben.« Ich reichte ihr einen weißen Velinumschlag. Es war ein hübscher Umschlag. Sah richtig klasse aus. Als sie ihn öffnete, machte sie große Augen.
    »Was ist das?«
    »Das sind fünfhundert Pfund. Betrachte es als Hochzeitsgeschenk. Noch eins. Du hast einen guten Start verdient.«
    »Das kann ich nicht annehmen, Lennox. Das weißt du.« Sie reichte mir den Umschlag, doch ich schob ihn zurück.
    »Doch, kannst du. Ich habe das Geld verdient, aber ich bin nicht glücklich damit, was ich tun musste, um es zu verdienen. Keine Sorge«, fügte ich hinzu, als ich ihr Gesicht sah, »es ist kein schmutziges Geld. Im Gegenteil, es stammt aus der Schatulle der globalen Strafverfolgung.«
    »Trotzdem kann ich es nicht annehmen«, widersprach sie, aber mit erheblich weniger Nachdruck. »Wie erkläre ich das George?«
    »Sag ihm, du hättest es von einem Verwandten geerbt, von dem du nichts wusstest. Ich schicke dir ein Schreiben mit meinem offiziellen Briefkopf, wenn du willst.«
    Sie blickte den von vielen Banknoten aufgeblähten Umschlag an. Er sah aus wie eine aufgeplatzte Frucht. Vom Geldbaum vermutlich.
    »Lennox ...«
    »Okay«, sagte ich. »Da wäre etwas, worum ich dich bitten möchte. Vielleicht sollte ich reinkommen und es erklären ...«
***
    Als Davey Wallace entlassen wurde, wartete ich vor dem Krankenhaus. Sein Gesicht war abgeschwollen, aber es zeigte noch immer eine ganze Bandbreite blauer Flecken. Er ging langsam und vorsichtig, als würde er über glühende Kohlen schreiten. Ich nahm an, dass ihm jeder Schritt einen stechenden Schmerz durch die gebrochenen Rippen sandte. Irgendwie schaffte er es, mir sein übliches Grinsen zuzuwerfen. Es tat mir mehr weh als ein Schwinger mit der Faust.
    Ich hielt ihm die Wagentür auf. Er stieg ein, und wir fuhren durch die Stadt. Davey sagte mir, er wolle nicht, dass ich mir Sorgen um ihn machte; in zwei Wochen könne er sicher wieder für mich arbeiten. Und er hätte auch genug Zeit, verriet er mir: Die Werft habe ihn entlassen.
    Ich sagte nichts. Stattdessen fuhr ich hinunter zum Fluss und parkte auf einem schmuddeligen Flecken zerbombten Geländes. Ich half Davey ans Ufer, und wir setzten uns unter den gesträubten schwarzen Ästen der Werftkräne auf eine Mauer. Ein Clyde Puffer, ein schottisches Binnenfrachtschiff, rülpste schwarzen Qualm aus, als es an uns vorbeizog.
    Mehr als eine Stunde saßen wir da, während ich ohne Pause redete. Ich sprach von meiner kanadischen Heimat und vom Krieg. Ich sprach davon, wie ich in Daveys Alter gewesen war und über das, von dem ich geglaubt hatte, die Welt hielte es für mich bereit. Ich sprach von Dingen, über die ich noch nie mit jemandem geredet hatte, und auch das sagte ich Davey. Ich sprach über Sizilien und über Aachen, über die Freunde, die ich hatte sterben sehen, und über die Feinde, die von meiner Hand gestorben waren. Über die schlimmen Dinge, die ich getan hatte, weil sie im Krieg getan werden mussten, und die schlimmen Dinge, die ich mir aufgeladen hatte, ohne dass es nötig gewesen war. Mein ganzes Leben breitete ich vor ihm aus. Und vor mir selbst.
    Nachdem ich geendet hatte, reichte ich ihm einen Briefumschlag. Einen klassischen Velinumschlag wie der, den ich May gegeben hatte. Ich erzählte Davey von Saskatchewan, von der weiten, offenen Prärie, den heißen Sommern und dem kinnhohen Schnee im Winter. Ich sagte ihm, er solle sich keine Gangsterfilme mehr ansehen, sondern sich auf Western verlegen.
    »Zwei Freunde von mir ziehen dorthin. May und George. Sie haben eine große Farm da draußen, und sie brauchen jemanden, der ihnen hilft. In dem Umschlag sind eine Schiffskarte für dich, damit du mitfahren kannst, und fünfhundert Pfund. Dafür bekommst du eine Menge kanadische Dollar, Davey.«
    »Warum tun Sie das, Mr. Lennox?«
    »Weil du ein guter Junge bist, Davey, und weil ich auch mal ein guter Junge war. Oder weil ich mir wenigstens gern einrede, dass ich mal ein guter Junge gewesen bin. Du hast etwas Besseres verdient ...« Ich wies auf den schwarzen, öligen Clyde, auf die Kräne ringsum, auf die dunkle Stadt hinter uns. »Ich habe einen Brief dort reingesteckt. Darin findest du die Adresse meiner Familie in New Brunswick. Ich habe meinem Dad telegrafiert. Er bürgt für dich bei der

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