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Lennox 02 - Lennox Rückkehr

Lennox 02 - Lennox Rückkehr

Titel: Lennox 02 - Lennox Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Zugleich hatten die Besitzer den Drang, sich irgendwie hervorzutun, und so trugen fast alle Häuser auf der Straße keine Nummern, sondern Namen. McFarlanes Villa zum Beispiel hieß »Ardmore«.
    Als wir in dieser Naht Ardmore erreichten, versperrte ein Fuhrpark schwarzer Streifenwagen die Zufahrt. Normalerweise ist das der Augenblick, wo ich mich umsehe, wie weit und schnell ich in die entgegengesetzte Richtung fahren kann, aber Lorna bekam es mit der Panik, also parkte ich am Straßenrand und ging mit ihr zum Haus. Wir rechneten mit etwas hochgradig Unangenehmem und wurden nicht enttäuscht: Die Unannehmlichkeit war eins fünfundneunzig groß, hieß Detective Superintendent Willie McNab, steckte in einem Tweedanzug und trug derbe Straßenschuhe von der Farbe getrockneten Blutes.
    »Was ist los?«, fragte ich, aber McNab gönnte mir keinen Blick.
    »Miss MacFarlane?«, sprach er Lorna in besorgtem Tonfall an. Ich war beeindruckt, wie überzeugend er das menschliche Wesen mimte. »Würden Sie mich bitte begleiten?« Er führte sie in den Eingang. Im Gehen schenkte er mir immerhin einen Blick über die Schulter, der sagte: Und du rühr dich bloß nicht vom Fleck!
    Ich lächelte. Es war schön, wenn man wahrgenommen wurde.
    Ich blieb mit dem Bobby stehen, der an der Haustür Wache schob. Er war ein großer Junge, ein Highlander, wie neunzig Prozent aller Streifenbeamten in der City of Glasgow Police. Highlander stellte man wegen ihrer Größe ein, nicht wegen ihres Verstandes; diese Typen ließen sich leicht von Glasperlen oder elektrischem Strom beeindrucken. Ich brauchte nur zwei Minuten, bis ich von Bobby erfuhr, was los war: Small Change MacFarlane, Lornas Vater und Glasgows erfolgreichster Buchmacher, lag auf dem Boden seines Arbeitszimmers und versaute den Teppich mit mehreren Spätschoppen 0-Rhesus negativ.
    »Wir glauben, er war grad von ’nem Rennen reingekommen«, vertraute Bobby mir mit melodischer Stimme an. »Er war ’n Buchmacher, wissen Se. Jemand hat ihm die Statue von seinem Lieblingswindhund übergezogen. Billy Boy heißt der Köter.«
    Ich bekundete meine Bestürzung mit einem Stirnrunzeln. »Welche Quote er darauf wohl gegeben hätte?«
***
    Als McNab wieder in die Eingangshalle kam, stand ich noch immer an der Türschwelle, aber ich konnte an ihm vorbei ins Wohnzimmer sehen, als er die Tür öffnete. Lorna saß verstört auf dem Sofa und wurde von ihrer Stiefmutter getröstet. Ich machte einen Schritt ins Haus, doch McNabs riesige Hand vor meiner Brust hielt mich auf.
    »Was genau hatten Sie mit Jimmy MacFarlane zu tun?«, fragte er.
    Ich bedachte McNab mit meiner besten »Nimm-deine-verdammten-Drecksgriffel-von-mir«-Miene, doch es zeigte so viel Wirkung, als hätte ich Nepalesisch gesprochen. Er ließ seine Pranke auf meiner Brust.
    »Mit Small Change? Nichts«, antwortete ich. »Ich bin bloß ein Freund seiner Tochter.«
    »Ein enger Freund?«
    »Sagen wir mal so ... wir sehen uns im Moment ziemlich oft.«
    »Und das ist Ihre einzige Verbindung zu James MacFarlane?«
    »Ich bin ihm ein paar Mal begegnet. Hauptsächlich über Lorna«, sagte ich, ohne zu erwähnen, dass Small Change mir zwei Karten für den bevorstehenden großen Kampf zwischen dem hiesigen Boxtalent Bobby Kirkcaldy und dem deutschen Titelverteidiger Jan Schmidtke versprochen hatte. Tatsächlich war mein erster Gedanke, nachdem ich von Small Changes Ableben erfahren hatte, die bange Frage gewesen, ob er die Karten für mich noch hatte zurücklegen können, ehe ihm der Schädel zu Brei geschlagen wurde. Ich weiß, dies offenbart eine der weniger ansprechenden Seiten meiner Natur. Andererseits war die Sache mit den Karten noch nicht einmal das Schlimmste, was mir durch den Kopf ging, denn als Zweites hatte ich mich gefragt, wie viel Zeit nach dem Tod ihres Alten wohl vergehen würde, bis Lorna wieder in Stimmung wäre, sich auf der Rückbank meines Wagens durchfiedeln zu lassen.
    »Sonst nichts?«, fragte McNab. »Sie haben nie für ihn gearbeitet? Irgendwas ausgeschnüffelt?«
    Ich schüttelte den Kopf und blickte auf die Hand auf meiner Brust. Die massige Faust öffnete sich. Dicke Finger, schwielige Knöchel. Gestärkte weiße Manschetten unter dem Tweed.
    »Na, das werden wir dann ja noch sehen. Jedenfalls halten Sie Ihre Nase aus der Geschichte raus, kapiert?«, sagte McNab. »Das ist Sache der Polizei.«
    »Ich habe nicht die Absicht, mich einzumischen.« Ich runzelte die Stirn; es verwirrte mich ein wenig, dass McNab mich

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