Lensmen 09 - Lensmen von Rigel
Kristall im Licht des Hilfsmaschinenraums. Das Gebilde ruhte in einer flachen, gepolsterten Kiste und warf gegen die Unterkante des angehobenen Deckels allerlei grelleuchtende Funken und regenbogenbunte Flecken.
Cloudd zog ein schweres Stück Metalltuch über den Typ-2X2 und legte den Spiegel aus der Hand.
»Wie Sie sehen, habe ich den Kristall draußen«, sagte Cloudd in das Gesichtsmikrophon. »Und der Typ-2X2 ist wieder zusammengesetzt. Die Strahlung dauerte nur so lange, wie ich die beiden Teile getrennt hatte. Von Anti-Materie keine Spur. Die Strahlenwerte sind nun ganz normal – aber was sagen die Techniker dazu?«
Cloudd hörte sich an, wie der Rigellianer und der Manarkaner zusätzliche extrasensorische Messungen vornahmen und ihm bestätigten, daß die außergewöhnliche Strahlung aufgehört hatte. Er verstand sie kaum, denn ihre Gedanken waren für ihn in akustische Laute umgesetzt und in einen Raum gesendet worden, in dem Absorptionsschirme für die Schiffsmaschinen vorherrschten. Es war der einzige Ort, an dem er das Gefühl hatte, den Typ-2X2 auseinandernehmen und sicher wieder zusammensetzen zu können.
»Also, das wäre gelaufen«, stellte Cloudd fest. »Ich fühle mich bestens. Die komischen Funken, die ich bei geschlossenen Augen sehen konnte, haben aufgehört. Es wurden weniger, als ich das Gesicht abwandte und den Spiegel benutzte. Außerdem war es ganz lustig, kleine Kometen hinter den Lidern herumsausen zu sehen, in Farben, die mir so gut wie unbekannt waren.«
»QX, Cloudd«, sagte Kapitän Barnard leise im Ohrlautsprecher. »Sie haben gute Arbeit geleistet. Sie haben uns bewiesen, was Sie beweisen wollten. Der Tod Ihrer beiden Assistenten war eine Frage der Arbeitstechniken.« Cloudd hatte von Anfang an behauptet, daß im ersten Fall der Servo, auch wenn er persönlich gesteuert wurde, nicht empfindsam genug vorgehen konnte. Der erste Tote. Und im zweiten Fall mußte man mit der Katastrophe rechnen, wenn eine Person sich nicht vor unbekannten Strahlen abschirmte, auch wenn sie die Dinge noch so vorsichtig auseinanderbaute. Der zweite Tote. Der dritte Todesfall eines Technikers war völlig unentschuldbar. »Lassen Sie den Kristall liegen, kommen Sie jetzt heraus.«
»Noch nicht, Käpt'n. Ich möchte mir das andere Ding noch einmal anschauen.«
»Hören Sie, Cloudd. Sie sind jetzt schon drei verdammt lange Stunden an der Arbeit. Kommen Sie raus, ruhen Sie sich aus!«
»Sobald ich einen Blick darauf geworfen habe, Käpt'n. Ich fühl' mich gut.«
»QX. Werfen Sie Ihren Blick. Aber nur einen.«
Cloudd näherte sich dem offenen, flachen Deck vor den Gestellen mit komplizierten Geräten, die das elektronische Gedärm der Schiffsmotoren bildeten. Dort erstreckten sich zahlreiche aneinander befestigte Sprengpuffer, die einen langen Container bildeten. Jeder Abschnitt wies das Gütesiegel des besonders strukturierten kettenmolekularen Dureums auf, das ein Vermögen gekostet haben mußte. Praktisch bestand keine Gefahr, daß die Untersuchung eine Sprengung auslösen konnte, trotzdem ging der Kapitän kein Risiko ein, daß seine Maschinen beschädigt wurden. Von einem inneren Kraftfeld gestützt, bildeten die speziell konstruierten Dureumwände einen ausreichenden Sprengschutz.
Cloudd schaute vorsichtig über den Rand einer Behälterwand. Dort lag es! Ein etwa neun Meter langer Abschnitt der wendigen Datadrohne Typ-50! Wie bedauerlich, daß das Gebilde kein zusätzliches Geheimnis barg! Interessant war es schon, gewiß. Aber enttäuschend alltäglich, was die Technologie betraf. Dennoch hatte der Kapitän hervorragend gearbeitet! Es war ihm gelungen, diesen Teil der Drohne einzufangen, während er gleichzeitig Cloudd rettete.
Nachdem er seinen Blick ausgekostet hatte, schritt Cloudd weiter zur Tür der Wartungsschleuse und bediente die Öffnungskontrollen.
Wieder meldete sich die Stimme des Kapitäns schwach in seinem Kopfhörer. »Nein, Cloudd – ich meinte einen Blick im Inneren, nicht draußen! Machen Sie das Luk wieder zu!« Doch gleichzeitig hatte Cloudd das Wort ergriffen – und sprach viel lauter. »Ich werde jetzt mal meinen Blick werfen, Käpt'n. Ich fühl' mich bestens. Die Funken sind verschwunden. Allerdings brummt es noch ein bißchen in meinem Schädel. Ich kann Sie nicht sehr gut hören. Nachdem ich nun meinen Monitor auf das Ding draußen eingestellt habe, höre ich Sie überhaupt nicht mehr.« Cloudd setzte seinen wortreichen Vortrag fort und übertönte damit die
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