Leonardo und die Verschwörer von Florenz Teil 3 von 3 (Da Vincis Fälle)
meine Absicht, Euch zu beschimpfen. Es ist nur so, dass mich das alles so aufwühlt. Als ich in dem finsteren Loch saß, in dem uns dieser Bartolo und seine Männer gefangen hielten, wusste ich nicht, ob ich je wieder freikomme. Und jetzt sehe ich diesen Kerl hier in Florenz. Dieselbe Narbe, ein Linkshänder… Da gibt es keinen Irrtum! Ich verfolgte ihn bis zu Eurer Kirche, wo er sich die Beichte abnehmen lässt und Ihr sagt mir nun, dass Ihr darüber nicht reden dürft!“
„Es ist leider so!“
„Und Ihr würdet auch nicht vor Gericht aussagen?“
„Nicht über den Inhalt der Beichte! Was zwischen einem Ratsuchenden und eine Pfarrer gesprochen wird, bleibt geheim.“
Leonardo war verzweifelt. „Dieser Mann ist nur ein Handlanger!
Wenn man ihn verhaftet und befragt, dann führt von ihm aus vielleicht die Spur zu den Auftraggebern!“
„Es tut mir leid“, sagte Pater Rigoberto. „Was dir und deinen Freunden angetan wurde ist unverzeihlich, aber für mich wäre unverzeihlich, dass Vertrauen eines Beichtenden zu verraten. Denn wenn ich das einmal tun würde, würde niemand mehr zur Beichte kommen und um Vergebung für seine Sünden bitten!“
Leonardo fuhr sich mit der Hand durch das Haar.
Es war nicht zum aushalten!
Auch wenn Pater Rigoberto das nicht zugeben wollte – Leonardo war überzeugt davon, dass Bartolo seine Schuld während der Beichte eingestanden hatte. Und doch gab es keine Möglichkeit, diese Aussage als Beweis zu nutzen.
Der Pater ließ keinen Zweifel daran, dass er dazu nicht bereit war.
„Ich würde dir wirklich gerne helfen“, sagte er.
„Dann frage ich mich, weshalb Ihr es nicht tut!“, murmelte Leonardo enttäuscht.
Leonardo wandte sich zum Gehen. Er hatte Tränen des Zorns in den Augen.
„Warte!“, hielt ihn der Pater zurück. Er trat auf ihn zu und sah ihn ab. „Ich habe in dieser Sache keine Wahl, Leonardo. Wenn ich mit dir bespreche, was mir jemand anderes als Beichte anvertraut hat, dann verstoße ich gegen meine Pflichten als Geistlicher.“
„Aber dieser Bartolo und seine Männer werden nicht aufhören, Böses zu tun.“
„Woher willst du wissen, was andere tun werden?“
„Ich glaube nicht, dass Ihr wirklich daran zweifelt“, sagte Leonardo. Er warf noch einmal einen Blick zu dem noch unfertigen Gemälde von Jesus Verhaftung im Garten Gethsemane. „Darf ich Euch ein anderes Mal wieder besuchen?“, fragte er.
„Das darfst du jederzeit, Leonardo.“
„Ich würde Euch gerne dabei zuschauen wie Ihr malt.“
Pater Rigoberto zögerte. Er kratzte sich einen Moment lang am Kinn, ehe er antwortete: „Eigentlich lasse ich mir nicht so gerne über die Schulter schauen. Aber in deinem speziellen Fall habe ich nichts dagegen.“
„Ich danke Euch.“
Leonardo kehrte über den unterirdischen Kanal zurück ins Haus der di Gioias. Zunächst verlief er sich etwas, bekam dann von einem Diener den richtigen Weg zu Lucas Zimmer gewiesen. Wie sich herausstellte, war Leonardo bis dahin nicht groß vermisst worden. „Ich habe dem Diener einfach gesagt, du würdest dich nicht gut fühlen und wolltest das Essen gerne auf das Zimmer gebracht bekommen“, sagte Luca. „Das mache ich auch des Öfteren so.“ Er deutete auf die Mahlzeit, die auf dem Tisch angerichtet war.
„Vermutlich ist längst alles kalt. Wenn du willst, lassen wir es wegwerfen und sagen dem Diener, dass er etwas Frisches herbringen soll!“
„Nein, nein, das ist so in Ordnung“, wehrte Leonardo ab. „Und mein Vater? Hat der denn nichts bemerkt?“
„Dein Vater ist immer noch im Palast von Cosimo de’ Medici“, berichtete Luca. „Jedenfalls habe ich gehört, wie er darüber mit meinem Vater sprach, dass er heute den Vertragstext übergeben wollte, den er für unseren Stadtherrn entworfen hat. Vielleicht gibt es da noch ein paar Komplikationen – oder er lässt sich von Cosimo neuen Geschäftspartnern vorstellen.“ Luca zuckte mit den Schultern.
„Vielleicht bringt dein Vater Cosimo sogar dazu, dass die Stadtwache mehr Leute dafür einsetzt, um nach den Entführern zu suchen! Ein Wort von Cosimo de’ Medici kann da manchmal Wunder wirken, sag ich dir!“
„Ich habe den Fall aufgeklärt“, sagte Leonardo. „Zumindest so gut wie. Aber leider nützt uns das nichts.“
„Wie?“, stießen Luca und Carlo wie aus einem Mund hervor.
„Ich habe den Mann mit der Narbe gefunden. Er heißt Bartolo und arbeitet für die Familie Scirea.“
„Bist du dir sicher?“, fragte Luca.
Leonardo
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