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Genesis Secret

Genesis Secret

Titel: Genesis Secret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
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    Alan Greening war sturzbesoffen. Er war die ganze Nacht in Covent Garden unterwegs gewesen: Angefangen hatte er im Punch, wo er mit seinen alten Freunden von der Uni ein paar Bier getrunken hatte. Anschließend waren sie ins Lamb and Flag weitergezogen, das witzige alte Londoner Pub in einer feuchten Gasse nicht weit vom Garrick Club.
    Wie lange hatten sie dort abgehangen und ein Bier nach dem anderen gekippt? Er konnte sich nicht mehr erinnern. Danach waren sie nämlich ins Roundhouse gegangen, wo sie ein paar Typen aus seinem Büro trafen. Und irgendwann stiegen die Jungs von Bier auf Schnaps um: Wodka, Gin Tonic, Whisky.
    Und dann machten sie einen verhängnisvollen Fehler. Der Vorschlag kam von Tony: Wie war’s mit ein paar Mädels? Sie hatten zustimmend gelacht, waren die St.Martins Lane hinaufgewandert und schließlich im Stringfellows gelandet, einem Lapdance-Club. Zuerst wollte der Türsteher sie nicht hineinlassen: sechs lachende, grölende Kerle, ganz offensichtlich auf Sauftour und komplett enthemmt.
    Das konnte nur Ärger geben.
    Aber Tony hatte einen Teil seiner großzügigen Cityzulage gezückt, hundert Pfund oder sogar mehr, und der Türsteher hatte gegrinst und gesagt: Aber selbstverständlich, Sir … und dann …
    Ja, was war dann passiert?
    In seiner Erinnerung war alles verschwommen. Ein Rausch aus Tangas und Schenkeln und Drinks. Lächelnde nackte Lettinnen und derbe Witze über russische Pelze und ein polnisches Mädchen mit unglaublichen Brüsten und viel Geld, das für dies und jenes und noch einiges mehr ausgegeben wurde.
    Alan stöhnte. Seine Freunde waren einer nach dem anderen abgezogen - aus dem Club gewankt und in ein Taxi gesackt. Am Ende war nur noch er übrig, der letzte Freier im ganzen Laden, der fleißig Zehner in den Tanga des lettischen Mädchens steckte, das sich mit seinem zierlichen Körper unermüdlich vor ihm wand, während er es mit hilflos-hingebungsvollem Stumpfsinn anglotzte.
    Und dann, um vier Uhr, hatte die Lettin plötzlich aufgehört zu lächeln. Die Lichter gingen an, und die Rausschmeißer packten ihn an den Armen und beförderten ihn resolut zum Ausgang.Es war zwar nicht ganz so wie bei einem Säufer, der in einem altmodischen Western aus einem Saloon geworfen wird, aber viel fehlte nicht.
    Und jetzt war es fünf Uhr morgens, und die ersten Vorboten eines Katers stachen hinter seinen Augen; er musste nach Hause. Er war auf dem Strand, aber er gehörte ins Bett.
    Hatte er noch genügend Geld fürs Taxi? Die Kreditkarten hatte er zu Hause gelassen, das heißt, doch - fahrig durchwühlte Alan seine Taschen und fand noch dreißig Pfund; genug für ein Taxi nach Clapham.
    Oder genauer: Es wäre genug gewesen. Nur gab es keine Taxis. Die Stadt war wie ausgestorben um fünf Uhr morgens auf dem Strand. Für Nachtschwärmer zu spät. Für Büroreinigungskräfte zu früh.
    Alan blickte sich um. Ein milder Aprilregen brachte die breiten Gehsteige der Londoner Innenstadt zum Glänzen. Der große rote Nachtbus nach St. Pauls zockelte vorbei. Nicht seine Richtung.
    Wohin sollte er gehen? Alan tastete sich durch den Alkoholnebel in seinem Kopf. Irgendwo musste doch ein Taxi aufzutreiben sein. Er konnte es auf dem Embankment versuchen. Ja. Dort gab es immer Taxis.
    Alan riss sich zusammen und ging nach links eine Seitenstraße hinunter. Auf dem Schild stand Craven Street. Nie gehört. War ja auch egal. Die Straße führte zum Fluss, direkt zum Embankment..
     
    Er ging weiter. Die Straße war alt: jede Menge gediegener georgianischer Häuser. Der erste Anflug eines Frühlingsmorgens bläute den Himmel über den alten Schornsteinen. Keine Menschenseele war zu sehen.
    Und dann hörte er es.
    Ein Geräusch.
    Aber kein gewöhnliches Geräusch. Es hörte sich an wie - ein Stöhnen. Ein menschliches Stöhnen, aber irgendwie unterdrückt oder verzerrt. Eigenartig.
    Hatte er es sich nur eingebildet? Alan schaute sich um: Gehsteig, Hauseingänge, Fenster. Die kleine Seitenstraße war immer noch menschenleer. Hier gab es nur Büros. Oder sehr alte Wohnhäuser, die zu Büros umgewandelt worden waren. Wer konnte sich hier um diese Zeit herumtreiben? Ein Junkie? Ein Obdachloser? Ein alter Säufer, der in einem dunklen Hauseingang seinen Rausch ausschlief?
    Alan beschloss, sich nicht darum zu kümmern. Das war, was man als Londoner in so einem Fall tat. Man kümmerte sich nicht darum. Man hatte in dieser riesigen, frenetischen, verstörenden Stadt schon so genug zu kämpfen; warum

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