Ler-Trilogie 01 - Morgenrötes Krieger
s sen, wie es mit uns weitergehen muß: keine Bitterkeit, keine Vorwürfe. Du mußt es tun, denn es war dir vorb e stimmt, noch ehe du mich in Boomtown trafst.“
„Dies ist eine Sache, mit der ich schwer gerungen h a be, Liszendir“, sagte er, wobei er es vermied, ihr direkt in die Augen zu schauen, die noch immer jenes tiefe Grau hatten – wie damals, als er das erste Mal dieser Liszendir Srith-Karen im sonnendurchfluteten Zimmer begegnete.
„Ich weiß, was du fühlst. Aber du darfst die traditi o nellen menschlichen Gefühle nicht auf mich projizieren, Gefühle, die wohl zu einer von deinen Boomtown-Sekretärinnen passen, wenn sie dich mit einer neuen G e liebten auf der Straße sieht. Ich fühle weder Eifersucht noch Neid. Ich wollte, daß du dies tust, und ich wußte, daß ich selbst es in dieser Form nicht gekonnt hätte. Ta t sächlich fühle ich wie Hatha. In Boomtown war mein erster Eindruck der eines faulen menschlichen Narren. Nun sehe ich tiefer. Es gibt viele Mißverständnisse zw i schen unseren beiden Völkern. Wir sollten irgendwie versuchen, zusammen zurückzukehren. Zu lange schon dauert dieses Abenteuer.“
Han sagte nichts. Sie fuhr fort: „Du wirst diese hier retten, sie wird dein Lebensinhalt sein. Ich sehe es vo r aus. Auch ich habe die Klesh -Ausstellung besucht. Es war erschütternd – nicht die Menschen selbst, sondern die Art und Weise, wie sie dazu geworden sind. Jeder einzelne Mensch auf Morgenröte ist es wert, gerettet zu werden. Was mich betrifft, so habe ich bisher auf dem ganzen Planeten nicht einen einzigen Ler getroffen, dem ich auch nur einen Finger reichen würde. Sie sind schlecht und minderwertig – sollen sie doch ruhig zurück ins Chaos und ins Animalische versinken; verdient hätten sie es.
Ich tat, was ich tun mußte und was auch du mir vorg e schlagen hast. Ich fühle mich wie an einer Wegscheide – ich wußte genau, wo Spreu und Hafer lagen. Diese Art zu denken, muß ich wohl von dir gelernt haben.
Du hast völlig richtig gehandelt. Du weißt gewiß auch, daß du nicht belohnt wurdest, sondern daß man dich auf die Probe stellen wollte. Mit deinem Verhalten hast du Hatha dermaßen beeindruckt, daß wir nun mehr Bew e gungsfreiheit haben.“
„Liszen, ich habe nicht vergessen …“ Als er ihren Liebes-Namen nannte, sah er einen Schatten über ihr G e sicht huschen.
„Auch ich nicht, noch werde ich es je vergessen. Aber du weißt, wir können nicht zusammenbleiben, weißt auch, daß ich mich eines Tages mit anderen verweben muß. Es ist mein Wunsch und mein Bedürfnis; selbst als du ganz in meinem Herzen warst, war mir stets klar, was ich würde tun müssen. Ja, sogar dein Name war ein Omen. Er bedeutet ‚Dauer’, im Sinne jener Kraft des Wassers, die die Gefühle regiert und lenkt. Jetzt kann ich es dir ja sagen. Du kennst die Ler inzwischen gut genug, und ich muß Dinge wie diese nicht länger im dunkeln lassen. Und sie? Es liegt auf der Hand, auch wenn du in solchen Dingen nicht bewandert bist. Schau ihre Haa r farbe: Sie ist rot. Sie ist mächtig und stark im Element der Luft; man spürt diese Ausstrahlung. Sie verkörpert den Geist, der die Gewalt der Ereignisse und den For t gang der Dinge regiert. Ich bin Liszendir-das-Feuer, ein Geschöpf des Willens, bei ihr aber ist dieser Geist so stark, daß sie mich wie eine Kerzenflamme zum Verl ö schen bringen könnte. Sie ist klein und zerbrechlich, aber sie trägt die Last des Universums, das sich hinter ihr au f tut.
Nun denn, Han, du weißt, was mit mir geschieht und geschehen muß. Du wußtest es schon, lange bevor du mich fragtest, ob Ler überhaupt küssen. Würdest du vie l leicht draußen vor dem yos meiner Webe hocken und den Mond anbellen? Wohl kaum. Und genausowenig würde ich es bei dir tun. Wenn ich dir bei deiner schweren Au f gabe helfen kann, so will ich es tun. Verlange es ruhig von mir, denn das, was zwischen uns bestand, war hodh, und glaube mir, wir werden uns nachher näher sein als Eltern und Kinder. Hast du Feinde, so locke sie in die Nacht, und ich werde Hände voller Feuer über sie ko m men lassen. Und sollten deine Lieben schwach werden, so will ich sie wärmen mit meinem Herzen – so wie ich einst dich wärmte. All dies ist jenseits von dem, was man Liebe und Sex nennt.“
Sie drehte sich um und ging.
Han wandte sich Usteyin zu und schaute sie lange an. Er meinte, in Liszendirs Rede einen beinahe religiösen Zug entdeckt zu haben, doch es war ein unterschwelliger Sinn
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