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Ler-Trilogie 01 - Morgenrötes Krieger

Ler-Trilogie 01 - Morgenrötes Krieger

Titel: Ler-Trilogie 01 - Morgenrötes Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.A. Foster
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Rückwärtsentwicklung, verbunden mit dem Verlust ihrer ursprünglichen Fähigkeiten, während die Menschen sich offensichtlich weiterentwickelten oder wenigstens ihre Eigenart beibehielten. Han war sich ziemlich sicher, daß unter gleichen Bedingungen Usteyin bei weitem fähiger und intelligenter war als selbst der beste unter den Kriegern. Da gab es noch eine weitere Widersprüchlichkeit, die ihm Kopfzerbrechen machte: Wenn er Usteyin mit Liszendir verglich, so konnte er feststellen, daß Liszendir nach Maßgabe herkömmlicher Zivilisationsmuster auf höchstem Kulturniveau stand, Usteyin hingegen auf niedrigstem. In anderer Hinsicht jedoch, dann nämlich, wenn man Kultur und Zivilisation als Selbstkontrolle verstand, war es Usteyin, die Lisze n dir bei weitem überragte.
    Sie war ein Haustier – aber ein höchst vollkommenes. Man spannt kein hochgezüchtetes Rassepferd vor einen Pflug oder Windhunde vor Karren und Schlitten. Sie war weder ein Aschenbrödel oder eine verschrobene Magd noch eine echte Konkubine. Es wäre schon die Höhe an Donquichotterie gewesen, sie einfach in diesem Sinne zu nehmen. Um ein solches Selbstverständnis aufrechtzue r halten, bedurfte es eines inneren Gleichgewichts, das die Präzision eines erstklassigen Chronometers besaß. Er befürchtete, an seinem eigenen Ich Schaden zu nehmen, falls er sie irrtümlicherweise falsch behandelte; aber noch mehr machte er sich um ihrer selber willen Sorgen, sollte er den Versuch unternehmen, zu grob oder zu abrupt, gewissermaßen über Nacht, aus ihr ein menschliches Wesen, ein Individuum, zu machen. Je länger sie um ihn herum war, um so stärker spürte er dieses eine: Sie war Scheidepunkt und Schicksal in seinem Leben.
    Er mißtraute dem Wort „ Liebe“, ein Mißtrauen, das er vor langer Zeit zum ersten Mal empfand und das durch Liszendir ein zweites Mal geweckt worden war. Sie hatte recht behalten. Natürlich, es gab eine unbegrenzte A n zahl von Dingen, Zuständen und Beziehungen, die in der menschlichen Gesellschaft allesamt in einen Topf gewo r fen und mit dem schönen Wort „ Liebe“ etikettiert wu r den. Fast so, als würde jemand fragen, ob Boomtown im Universum läge. Er spürte in seinem Innersten, daß hier ein Zusammenhang bestand, der durch selbstsüchtiges und fruchtloses Streben nach unbeschwerten Lust- und Sinnesfreuden nicht ausgeschöpft war. Mit Liszendir ha t te er jedoch das erste Mal eine höhere Ebene erreicht, eine gewisse Reife, die weit über das hinausging und sich im Hinblick auf Usteyin so auswirkte, daß er ihr gege n über eine starke Verantwortung und Verpflichtung em p fand. Dies änderte und entwertete jedoch keineswegs das, was zwischen ihm und Liszendir bestanden hatte. Plöt z lich wurde ihm klar, daß diese Zeit in der Tat von nun an der Vergangenheit angehörte – oder besser, daß sie erst jetzt ihren wahren Stellenwert erlangte.
    Seine Gedanken schweiften zu einer anderen Probl e matik: Was war mit den übrigen Klesh, ob nun Zlats, Haydars oder jene Marenjis, die wohl in der Konstitution den Zlats ähnelten, aber ein wenig größer waren, eine oliv-goldene Haut und seidenfeines hellblondes Haar hatten. Die Mädchen waren atemberaubend. Er hatte d a zu das Informationsmaterial in seiner Broschüre gelesen – oder besser versucht, es zu entziffern. Die Krieger als Schöpfer der Klesh waren der Ansicht gewesen, durch Züchtung menschliche Archetypen gewinnen zu können – aber es klappte nicht. Statt dessen schufen sie unbeabsic h tigt Hunderte von rassischen Varianten mit spezifischen Vor- und Nachteilen. Han zweifelte keinen Moment da r an, daß bei diesem Auswahlverfahren im Laufe der Jah r tausende unendlich viel Leid und Unglück geschehen war. Dennoch hatte dieser Prozeß auch einige Qualitäten in aller Schärfe und Prägnanz hervorgebracht; ein Klesh brauchte etwas, um überleben zu können, und nach dem, was er erfahren halte, waren die Zlats jene, die darin die längste Tradition besaßen. Wenn sich doch nur alles wi e der ins normale menschliche Maß zurückbringen ließe!
     
    Usteyin selbst schien zufrieden in ihrem neuen Heim. Er hatte keinerlei Vorstellung davon, wie ihr vorheriges Z u hause ausgesehen haben mochte. Sie zeigte nicht die Spur von Traurigkeit darüber, daß sie ihr bisheriges L e ben aufgeben mußte. Sie war von großer Reinlichkeit, besaß viel Geschick und Geschmack und pflegte sich mit der Gewissenhaftigkeit einer traditionellen Kurtisane, wobei man aber bei näherem

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